Pandemie
Ende des Lockdowns in Österreich: Kanzler Kurz will öffnen - und zwar bereits ab Mitte Mai

Unser Nachbarland im Osten macht auf. «Wir alle brauchen einen Schritt in Richtung Normalität», sagt der Regierungschef. Sein Plan ist umstritten.

Stefan Schocher, Wien
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Prescht in Sachen Öffnungen vor: Österreichs Kanzler Sebastian Kurz will den harten Lockdown schon im Mai beenden.

Prescht in Sachen Öffnungen vor: Österreichs Kanzler Sebastian Kurz will den harten Lockdown schon im Mai beenden.

Christian Bruna / EPA

Eine frohe Botschaft hatte Österreichs Kanzler Sebastian Kurz am Dienstag für seine Landsleute zu verkünden: Ab Mitte Mai soll der seit November geltende harte Lockdown in Österreich Geschichte sein. Auch mit den regionalen Massnahmen soll es dann vorbei sein. Bundesweite Öffnung, lautet das Motto. Allerdings unter «sehr strengen Auflagen», wie Kurz in einem Radiointerview sagte. Details sollen noch diese Woche von Experten ausgearbeitet werden. «Wir alle brauchen einen Schritt in Richtung Normalität», so Kurz.

Vorsicht aber ist geboten. Und ganz so rosig sehen Kritiker die kommenden Monate nicht. Denn: Die Inzidenz liegt nach wie vor bei knapp unter 200 bei grossen regionalen Unterschieden. Was die Zahl der Neuinfektionen angeht, dürfte die dritte Welle ihren Höhepunkt gerade einmal hinter sich haben.

In den Intensivstationen jedoch liegt die Belegung nach wie vor weit über dem, was Intensivmediziner als kritisch bewerten. Der Grund dafür: Mutationen. Vor allem in Ostösterreich hat sich die britische Variante zur dominanten Form entwickelt. Die Folge: Schwere Verläufe, mehr Hospitalisierungen.

Mit dem Impfen kommt das Land gut voran

Auf der anderen Seite: Die Impfkampagne in Österreich nimmt Fahrt auf. Knapp 10 Prozent haben beide Dosen erhalten, immerhin knapp 24 Prozent haben eine erste Spritze verabreicht bekommen. Zuletzt hatte Kurz gesagt, jeder Österreicher würde binnen 100 Tagen die Möglichkeit haben, eine Impfung zu erhalten.

Aber genau hier haken Kritiker ein. Denn Basis für die Öffnungen ist, dass alle getätigten Zusagen für die Lieferung von Impfstoffen eingehalten werden. Und da gab es zuletzt massive Probleme. Jetzt hat Österreich auch den Ankauf von einer Million Dosen des russischen Impfstoffs Sputnik V beschlossen. Eingesetzt werden soll das Vakzin aber erst nach einer Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA.

Tests für Gastro-Gäste und Touristen

Einhergehen sollen die Öffnungen im Mai aber so oder so über ein engmaschiges Netz an Zutrittstests in Gastronomie und Tourismus. Für den Handel jedoch soll es solche Beschränkungen nicht geben.

Zu verantworten hat all das letztlich der neue Manager der Krise: Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, der gerade erst die Nachfolge seines aus dem Amt gemobbten Vorgängers Rudolf Anschober angetreten hat. Wertet man seinen ersten Arbeitstag als Zeichen, hat sich in der Koalition atmosphärisch wenig geändert: Bei einem Besuch in einem Impfzentrum in Wien streute er der rot regierten Stadt Wien Nelken. Und zu dem Termin erschien Minister und Gesundheitsstadtrat im Partnerlook: in Turnschuhen.