Mit der Anwendung «My2022» will China Covid-Daten sammeln – und offenbar noch ganz andere Dinge tun. 2877 Sportlerinnen und Sportler nehmen an den Spielen teil.
Seit anderthalb Jahren speichert in China eine Gesundheits-App sämtliche Corona-Informationen zu allen Bürgerinnen und Bürgern, darunter etwa den Impfstatus und das persönliche Reiseprotokoll. Die App «My2022» muss man in Peking längst auch beim blossen Supermarktbesucht vorzeigen.
Auch für die internationalen Teilnehmer der Olympischen Winterspiele ist die «My2022»-App Pflicht – und löst grosses Unbehagen aus: Die Olympia-Anwendung fürs Smartphone enthält nicht nur relevante Informationen rund um die Spiele, sondern wird auch zum Eintragen der täglichen Körpertemperaturmessungen und PCR-Testergebnisse verwendet. Und sie ist mit einer vermeintlich nützlichen Sprachnachrichtenfunktion ausgestattet.
Jetzt haben Forscherinnen und Forscher des renommierten «Citizen Lab» aus Toronto die App als hochproblematisch angeprangert: Die Verschlüsselung der Daten sei mangelhaft, Sprachnachrichten nicht sicher. Besonders heikel: Die App solle eine Liste mit potenziellen «Trigger-Wörtern» enthalten, um die Zensurbehörden zu warnen, sobald ein Nutzer sich zu einem bestimmten Thema äussert. Zu den verbotenen Wörtern gehören etwa der Name der Uiguren-Provin «Xinjiang» oder «Tibet».
Laut «Citizen Lab» verstösst die App möglicherweise gegen die Regeln der App-Stores von Google und Apple und auch gegen Chinas eigene Datenschutzgesetze.
Der IT-Experte Jonathan Scott warnt darüber hinaus davor, dass die App nachweislich eine Technologie des teils staatlichen Unternehmens «iFlytek» verwendet, das von Washington auf die schwarze Liste gesetzt wurde. Die Firma soll aktiv dabei mithelfen, Chinas Überwachung der Uiguren in Xinjiang zu unterstützen. Dort unterhält die Volksrepublik ein System aus Umerziehungslagern, das laut Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen hunderttausende Muslime durchlaufen mussten.
Zudem hat auch Scott nachgewiesen, dass sämtliche Audioaufnahmen der Olympia-Teilnehmer mit der App «gesammelt und analysiert» werden können. Erste Landesdelegationen haben bereits reagiert: Die Niederlanden haben ihre Athletinnen angewiesen, privaten Telefone für Peking zu Hause zu lassen. Der Deutsche Olympische Sportbund, empfiehlt, dass die App nur im Flugmodus genutzt werden solle.