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An der UNO-Klimakonferenz in Warschau hielt der philippinische Vertreter eine bewegende Rede und drohte, für das weltweite Klima zu fasten, bis endlich reagiert wird. Unterdessen weht ein neuer Sturm auf die philippinische Küste zu.
Unter dem Eindruck des verheerenden Taifuns Haiyan auf den Philippinen hat in Warschau die 19. UNO-Klimakonferenz begonnen. Dabei kam es zu einer bewegenden Rede des philippinischen Vertreters Yeb Sano.
«Aus Solidarität mit meinen Landsleuten, die Mühe haben, Essen zu finden und aus Solidarität mit meinem Bruder, der seit drei Tagen nichts zu Essen hat, beginne ich nun für das weltweite Klima zu fasten», sagte er in Anbetracht des grossen Leidens seiner Landsleute und setzte fort: «Wir können uns nicht leisten, die Konferenz mit einem leeren Klimafonds zu verlassen.»
Während seiner Rede übermannten ihn seine Gefühle immer wieder und brach in Tränen aus, schliesslich schloss er die Rede: «Wir schaffen das!»
Seine Ansprache fand gebührenden Anklang, die Teilnehmenden am Klimagipfel standen auf und applaudierten minutenlang.
Hilfe auf den Philippinen rollt an
Derweil läuft die Hilfe für Hunderttausende Taifun-Opfer auf den Philippinen auf Touren. Am Flughafen von Tacloban kamen am Dienstag mehr Frachtmaschinen mit Hilfsgütern an.
Ungemach droht jedoch durch einen neuen tropischen Sturm, der sich vor der Westküste der Philippinen befindet.
Nach Angaben des Bürgermeisters von Tacloban, Alfred Romualdez, wurden in der Stadt bislang 250 Leichen geborgen. Die Schuttberge erschwerten die Suche nach weiteren Opfern des Taifuns "Haiyan", sagte er dem Sender CNN am Dienstag.
Viele Tote würden auch noch in umliegenden, kleineren Dörfern vermutet. Der Zugang zu diesen sei noch immer sehr schwer.
Die Bevölkerung benötige am dringendsten Nahrungsmittel, Wasser und Unterkünfte.
Über die Gesamtzahl der Todesopfer gibt es nach wie vor keine Angaben. Ein Polizeichef hatte 10'000 genannt, aber die Regierung wollte sich auf Spekulationen nicht einlassen.
Die Mobiltelefonnetze waren teilweise wieder hergestellt. Auf Strom werden die Menschen allerdings noch mindestens zwei Monaten warten müssen, sagte Energieminister Jericho Petilla im Fernsehen.
Zu viele Strommasten seien umgestürzt. Weil auch Tankstellen von den verheerenden Winden zerstört wurden, musste der Benzinverkauf auf der Insel Leyte rationiert werden.
Flughafen gestürmt
Auf dem völlig zerstörten Flughafen von Tacloban landeten am frühen Morgen zwei Transportflugzeuge der philippinischen Luftwaffe sowie etliche kommerzielle und private Maschinen.
Sofort brach Chaos aus, als mehr als 3000 Menschen auf das Rollfeld stürmten. Nur ein Dutzend Soldaten und mehrere Polizisten versuchten, die Menge zurückzuhalten.
Im strömenden Regen hoben Mütter verzweifelt ihre Babys in die Höhe - in der Hoffnung, bevorzugt zu werden.
Viele Anwohner hatten die Nacht bei starkem Regen in den Ruinen ihrer verwüsteten Häuser, im Freien oder in Zelten verbracht, die von der Regierung und Hilfsorganisationen bereitgestellt wurden.
US-Flotte unterwegs
In der Nacht zu Dienstag startete der US-Flugzeugträger "USS George Washington" aus Hongkong "mit Volldampf" in Richtung Philippinen, wie ein Pentagon-Sprecher in Washington sagte. Er hat 5000 Marinesoldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Helikopter an Bord.
Begleitet werde er von zwei Kreuzern und einem Zerstörer der US-Marine. Zwei weitere Schiffe seien bereits unterwegs.
Die Schiffe und Hubschrauber mit ihren Besatzungen sollten helfen, Hilfsgüter zu verteilen. Die Soldaten sollten auch bei der medizinischen Versorgung eingesetzt werden.
Die US-Regierung kündigte zudem humanitäre Hilfe in Höhe von 20 Millionen Dollar an, darunter 55 Tonnen Nahrungsmittel und wichtige Hygieneartikel.
Eine erste Ladung zur Versorgung von etwa 10'000 Familien sei auf dem Weg. Deutschland hob seine Hilfe von 500'000 Euro um eine Million Euro an.
Nächste Gefahr
Der tropische Sturm "Zoraida" bewegte sich am Dienstag nach Angaben des Wetterdienstes 200 Kilometer vor der Küste von Davao und sollte Richtung Nordwesten ziehen.
Bliebe er auf der berechneten Bahn, zöge er Mittwoch und Donnerstag südlich am Katastrophengebiet vorbei.
Die Ausläufer waren im Katastrophengebiet bereits am Dienstag teilweise mit heftigem Regen zu spüren. Von der Insel Cebu wurden wegen hohen Seegangs mehrere Fährüberfahrten abgesagt.