Umbruch
Politische Revolution im Kosovo: Der neue Regierungschef streicht sechs Ministerien und legt sich mit den alten Kriegern an

Der einstige Oppositionsführer Albin Kurti ist neuer Regierungschef im Balkanstaat. Er hat Grosses vor mit dem Kosovo.

Samuel Schumacher
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Sagt, wos in Zukunft langgehen soll im Kosovo: Albin Kurti, 44. (Bild: Keystone)

Sagt, wos in Zukunft langgehen soll im Kosovo: Albin Kurti, 44. (Bild: Keystone)

CH Media

«Wer weiss...», sagte Albin Kurti vor exakt zwei Jahren im Interview mit dieser Zeitung, als wir ihn fragten, ob er bald Premierminister des Kosovo werde. Seit gestern ist klar: Der 44-jährige Chef der links-nationalistischen Partei «Vetëvendosje» («Selbstbestimmung») ist neuer Regierungschef des kleinen Balkanstaates. Das kosovarische Parlament hat ihn und seine Koalitionsregierung im Amt bestätigt. Kurti wird gemeinsam mit der konservativen Demokratischen Liga des Kosovo (LDK) und der Unterstützung einiger Splitterparteien regieren.

Die einstige Oppositionspartei «Vetëvendosje» hatte die Wahlen im Kosovo im Oktober gewonnen. Die Wahlen wurden nötig, weil der damalige Regierungschef Ramush Haradinaj von seinem Amt zurückgetreten war, nachdem ihn das Sondergericht für Kriegsverbrechen im Kosovo in Den Haag als Verdächtigen vorgeladen hatte. Haradinaj kommandierte 1998 bis 1999 die kosovarische Unabhängigkeitsarmee UCK.

Kurti bricht mit der alten Kriegsgarde

Albin Kurti, der sich in den Sozialen Medien noch immer als Aktivist und erst an zweiter Stelle als Politiker präsentiert, stellt einen Bruch mit der alten «Kriegskoalition» dar, die den Kosovo lange regiert hatte. Kurti, der nach dem Krieg eine Weile in serbischer Gefangenschaft sass, will den Kosovo radikal umkrempeln. Sein Hauptziel sei es, die Korruption und Vetternwirtschaft im Land zu beenden, sagt Kurti. Er wolle sich für «radikale Transparenz» und mehr Effizienz einsetzen, sagte er mit dieser Zeitung vor zwei Jahren. «Viele Leute im Kosovo denken, die Politik sei dazu da, sich selbst zu bereichern. Sie vergessen, dass es darum geht, für das Wohl der Allgemeinheit zu sorgen.»

Einen ersten Schritt in diese Richtung hat Kurti bereits vollzogen: Er hat die Anzahl der Ministerien von 21 auf 15 reduziert. Mehr brauche es nicht, sagte der neue starke Mann im Kosovo.