Der Ex-Komiker sammelt in Italien Unterschriften für ein Referendum zur Euro-Abschaffung. Die anhaltende Wirtschaftskrise im Land spielt den Eurogegnern in die Hände.
«Wir müssen so rasch wie möglich aus dem Euroraum austreten und unsere Währung zurückbekommen. Der Euro ist für Italien wie ein Strick um den Hals», erklärte Beppe Grillo an einer dreitägigen Grossveranstaltung seiner Protestbewegung «Movimento5Stelle» (M5S) im Zirkus Maximus in Rom.
In der antiken Pferderennbahn kritisierte der M5S-Chef auch die EU-Stabilitätsvorgaben: «Der Fiskalpakt und das Ziel eines ausgeglichenen Staatsbudgets sind Blödsinn», betonte der Ex-Komiker. Italien sei zwar «noch nicht bankrott», aber seit September sei eine Flucht der Anleger im Gange.
Dass der bärtige Volkstribun aus Genua eine Volksabstimmung über den Euro durchführen will, ist nichts Neues. Neu ist jedoch, dass er sich nun explizit für einen Austritt aus der Einheitswährung ausspricht. Grillo gab in Rom auch schon eine Prognose ab, wie die Abstimmung ausgehen wird: «Mit 70 zu 30 Prozent der Stimmen für die Eurogegner.» Seine Bewegung werde bis zum kommenden Mai eine Million Unterschriften sammeln, um eine Volksabstimmung über den Euro-Austritt zu erzwingen. Damit ein Referendum durchgeführt werden kann, sind in Italien 500 000 Unterschriften erforderlich.
Ob Grillo mit seiner Abstimmungsprognose richtig liegt, wird sich zeigen. Seit Anfang Jahr sind mehrere Umfragen publiziert worden, die kein einheitliches Bild ergeben: In einigen überwiegen die Befürworter einer Rückkehr zur Lira, in anderen ergab sich eine Mehrheit für den Verbleib in der Einheitswährung.
Einig sind sich die Demoskopen jedoch beim Trend: Je länger die schwere Wirtschaftskrise anhält, desto mehr schwindet in Italien das Vertrauen in die EU und in den Euro. Während laut dem Institut Demopolis beim Ausbruch der Finanzkrise 2008 noch über 50 Prozent der Italiener Vertrauen in «Brüssel» zeigten, sind es heute weniger als ein Drittel.
Dass Grillo mit der angekündigten Unterschriftensammlung gerade heute das populäre Thema wiederbelebt, ist kein Zufall. Der Glanz seiner Fünf-Sterne-Bewegung ist seit längerem am Verblassen: Die Abgeordneten und Senatoren der Protestbewegung hinterlassen bei den Parlamentsdebatten meist einen inkompetenten, chaotischen und zerstrittenen Eindruck und vermögen wegen der von Grillo verordneten Total-Opposition auch kaum Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. Nicht umsonst hat der Ex-Komiker am Wochenende erklärt, dass die Präsenz im Parlament eigentlich «nutzlos» sei. Bereits wird spekuliert, dass Grillo mit dem Gedanken spiele, seine Truppen aus Rom abzuziehen.
Grillos Strahlkraft ist dahin
Dass der inzwischen 66-jährige Grillo an Anziehungskraft eingebüsst hat, zeigte sich auch im Zirkus Maximus, wo sich innert drei Tagen maximal eine halbe Million Personen eingefunden haben. Zu seinem Römer Auftritt im Rahmen der «Tsunami-Tour 2013» waren zum Abschluss der M5S-Wahlkampagne an einem einzigen Abend 700 000 enthusiastische Anhänger gekommen.