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Tobias R., ein 43 Jahre alter Deutscher, hat in Hanau zehn Personen erschossen und sich nach der Tat selbst getötet. Es gibt klare Hinweise auf rassistische Motive. Ein Übersicht.
Während der vergangenen Stunden sind laufend neue Informationen zum Angriff in Hanau eingetroffen. Wir fassen diese zur besseren Übersicht zusammen.
Am Mittwochabend hat ein 43 Jahre alter Deutscher im Zentrum von Hanau (Bundesland Hessen) zeitlich versetzt an zwei verschiedenen Orten das Feuer auf Zivilisten eröffnet. Dabei wurden neun Menschen getötet.
Die insgesamt neun Opfer sind zwischen 21 und 44 Jahre alt. Die Opfer haben türkische, bulgarische, bosnische sowie rumänische Migrationshintergründe, drei Personen sind Deutsche. Kurz darauf stürmte die Polizei die Wohnung des Täters, wo man auf zwei weitere Leichen stiess, darunter den Täter und seine 72 Jahre alte Mutter, die der Täter ebenfalls erschoss. Insgesamt sind somit elf Menschen gestorben.
Der Täter heisst Tobias R. * Er ist ein 43-jähriger Deutscher aus Hanau. Er wurde 1977 geboren und machte 1996 an der Hohen Landesschule Hessen das Abitur. Danach begann er mit einer Bank-Lehre in Frankfurt. Von 2000 bis 2007 studierte er Betriebsökonomie an der Universität Bayreuth. Er lebte gemeinsam mit seiner Mutter (72) zusammen und war Sportschütze, wodurch er legal im Besitz mehrerer Waffen war.
Bekannte beschrieben R. als ruhig, clever und zurückhaltend. Der Täter ist gemäss Angaben der Polizei zuvor nicht im Visier der Ermittler gewesen. Er sei weder als fremdenfeindlich bekannt gewesen noch polizeilich in Erscheinung getreten. Zum Tatzeitpunkt lebte R. noch zu Hause bei seiner Mutter. Er habe nie eine Freundin oder Partnerin gehabt, erzählen Bekannte.
Auf einer Internetseite und einem eigenen YouTube-Kanal hat R. Videos veröffentlicht und ein 24-seitiges Manifest hochgeladen. Die Auswertung der Metadaten zeigt, dass das Dokument im Januar dieses Jahres hochgeladen wurde. Nach Angaben von des hessischen Innenministers wertet die Polizei derzeit die Homepage des Täters aus.
«Erste Auswerteergebnisse deuten auf ein fremdenfeindliches Motiv hin», sagte er. Auf seiner Website und in seinem YouTube-Video spricht der Täter von Verschwörungstheorien und ruft zum Krieg auf: «Völker (in Asien, Afrika und dem Nahen Osten, Anm.d.Red.) müssen vernichtet werden.» Der Hanauer schreibt von einer Schattenregierung und einer «Fernsteuerung» in seinem Gehirn. Sein Leben lang habe er sich von Geheimdiensten überwacht gefühlt.
R. fühlte sich für diverse Ereignisse und auch Filme und TV-Serien wie «Vikings» und «Prison Break» verantwortlich. Auch Trumps Slogan: «America first» stamme ursprünglich aus seinen eigenen Gedenken, die Trump kopiert habe. Ebenfalls glaubte R., durch seine Gedanken einen grossen Anteil an der Strategie und dem taktischen Vorgehen der USA für Kampfeinsätze im Irak und Afghanistan beigesteuert zu haben.
Auch wenn R. auf seiner Website ein Manifest und Videos hochgeladen hat, so fehlt zum aktuellen Zeitpunkt ein Bekennerschreiben. Zwar richtete sich R. mit seinen Videos mehrfach an «das gesamte deutsche Volk», kündigte dabei aber nie direkt eine Gewalttat an. Über die Motivation von R. ist nichts bekannt.
Äusserungen und Formulierungen wie etwa «offenbar gewisse Personen aus meinem eigenen Land mit dazu beigetragen, dass wir nun Volksgruppen, Rassen oder Kulturen in unserer Mitte haben, die in jeglicher Hinsicht destruktiv sind», oder «eine komplette Ausweisung dieser Menschen aus unserem Land ist keine Lösung mehr», oder «die Existenz gewisser Volksgruppen an sich ein grundsätzlicher Fehler, dadurch müssen bestimmte Völkergruppen komplett vernichtet werden», lassen jedoch darauf schliessen, dass R. rassistisch motiviert handelte.
Warum R. nach der Tat seine eigene Mutter erschoss, ist noch nicht bekannt. Auch besteht zu den Identitäten der Opfer im Moment noch Unklarheit.
* Der Name ist der Redaktion bekannt.