Reisen in der Pandemie
Mexikos «Piraten-Tests» sorgen bei den Daheimgebliebenen für Angst

Die gefälschten Coronanachweise für Touristen machen Rückkehrer zu Verdächtigen.

Klaus Ehringfeld, Mexiko-Stadt
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Ferien in Cancun? Das ist gefährlich – aber möglich.

Ferien in Cancun? Das ist gefährlich – aber möglich.

Bild: Imago

Man könnte meinen, Mexikos Regierung habe die Entwicklungen der vergangenen Monate komplett verpasst. Trotz gefährlich hoher Ansteckungszahlen hat das Land seine Tore für internationale Touristen geöffnet. Viele digitale Nomaden und Abenteurer sonnen sich an den Stränden und feiern in Open-Air-Clubs. Da Mexiko weder einen PCR-Test zur Voraussetzung für die Einreise macht noch Quarantäne anordnet, hat sich das Land laut der Weltorganisation für Tourismus (2020 hinter Italien und Frankreich zum dritt meist besuchten Land der Welt entwickelt.

Das weckt bei den Daheimgebliebenen so schon Misstrauen. Und jetzt kommen auch noch die Geschichten über die sogenannten «Piraten-PCR»-Tests dazu. Statt sich vor der Rückreise in die Heimat auf Covid-19 testen zu lassen, kann man sich im Internet für läppische 40 Franken ein gefälschtes Testergebnis ausstellen lassen.

Ein richtiger Coronatest ist vielen schlicht zu teuer

Man ruft einfach die entsprechenden Stellen an, gibt die persönlichen Daten und die Fluginfos durch – und eine Viertelstunde später gibt es eine professionell aussehende Bescheinigung mit Barcode und Unterschrift eines Chemielaboranten. «Negativ». Schon kann die Heimreise beginnen.

Diese gefälschten PCR-Tests sind bei Urlaubern offenbar stark nachgefragt. Die Entscheidung für den «Piraten-PCR» fällt umso leichter, da echte Coronanachweise in Mexiko bis zu 300 Franken kosten.

Die Situation im lateinamerikanischen Land bleibt derweil sehr angespannt. Seit Donnerstag hat Mexiko Indien als das Land mit den drittmeisten Toten auf der Welt abgelöst. Mehr als 155'000 Menschen sind in Mexiko an Covid-19 verstorben. Mehr als 1,8 Millionen Mexikaner haben sich infiziert.

Zu den Patienten gehören auch Präsident Andrés Manuel López Obrador und Carlos Slim, einst reichster Mensch der Welt und noch heute mit einem Vermögen von 58 Milliarden Dollar der vermögendste Latino. Beide Männer leiden derzeit an Covid-19.