Vor der Fernsehbeichte von Harry und Meghan kämpft der Buckingham Palast mit harten Bandagen um die Gunst der Öffentlichkeit.
Ist der Bruch endgültig? Mit gegenseitigen Vorwürfen wie «Mobbing» und «Unwahrheiten» widmeten sich die PR-Teams des abtrünnigen Prinzen Harry und seiner Frau Meghan Markle sowie des britischen Königshauses diese Woche einem furiosen Wettstreit um die Gunst der globalen Öffentlichkeit. Immer neue Vorab-Szenen aus der umfangreichen Fernsehbeichte des Herzogpaares von Sussex gegenüber der Talk-Königin Oprah Winfrey versetzten die Londoner Medien in Aufregung. Die für den kommenden Montag europäischer Zeit zur Ausstrahlung vorgesehene Sendung dürfte nicht zur Deeskalation beitragen.
Dass der Sechste der britischen Thronfolge, 36, und seine 39-Jährige Frau einem Millionenpublikum ausführlich über ihre Entfremdung von der Windsor-Dynastie und ihren Umzug nach Kalifornien Auskunft geben würden, trug vergangenen Monat zur Besiegelung des «Megxit» bei.
In ungewohnt harschen Worten liess Queen Elizabeth II mitteilen, die Absenz des Glamourpaares von der täglichen Arbeit als Mitglieder des Königshauses habe automatisch die Aufgabe sämtlicher Ehrentitel und Schirmherrschaften zur Folge. Bekanntermassen hatte der Afghanistan-Veteran Harry an seiner Rolle als Ehrengeneral der Royal Marines festhalten wollen.
Seither tobt in den von beiden Seiten ungeliebten Medien eine zunehmend härter geführte Auseinandersetzung. Zunächst brachte das Herzogpaar seine PR-Berater frontal gegen das Oberhaupt der verächtlich «Firma» genannten Dynastie in Stellung. «Wir alle können dem Wohl der Allgemeinheit dienen. Dienst ist universal.»
Diese Erklärung sorgte in London für Konsternation. Zwei Tage später widmete sich die Titelgeschichte der «Sunday Times», ganz offenbar mit Billigung des Zitierten, der Gefühlslage von Harrys Bruder Prinz William: Der Zweite der Thronfolge, 38, sei «richtig traurig und schockiert», ja zornig über seinen jüngeren Bruder.
Zuletzt dominierten immer neue Zitate aus der insgesamt 90-minütigen Winfrey-Therapiesitzung die Klatschspalten – bis die «Times» diese Woche mit einem Donnerschlag aufwartete. Das wie ihre Sonntagsschwester zum Imperium des Monarchie-kritischen US-Verlegers Rupert Murdoch gehörige Blatt veröffentlichte umfangreiche Mobbing-Vorwürfe gegen die Herzogin: Die gelernte Schauspielerin («Suits») Meghan habe mit Anrufen im Morgengrauen und Wutanfällen mehrere Mitarbeiterinnen zur Verzweiflung, ja zur Aufgabe ihrer Jobs gebracht.
Als der Palast eine Untersuchung der Vorgänge aus dem Jahr 2018 bekanntgab, mobilisierte Meghan ihre Hilfstruppen. «Die Güte steckt ihr in den Knochen», dichtete eine Schulfreundin. «Suits»-Drehbuchautor Jon Cowan verwies auf seine Erfahrungen mit der «warmen, mitfühlenden» Schauspielerin. «Könnte auch sein, dass die Herzogin ein gute Person ist, die in eine unvorstellbare Welt geschubst wurde», sagte er.
Extrem kritisch bewertet ein erfahrener Kenner der Materie die Situation. «Die Anarchisten haben den Palast übernommen», glaubt Peter Hunt. Der heute als Direktor beim Nationalen Gesundheitssystem NHS arbeitende Engländer war ein Jahrzehnt lang Königshauskorrespondent bei der öffentlich-rechtlichen BBC. Die Ursache der Eskalation sieht der royal watcher im «beschädigten, vergifteten» Verhältnis von William und Harry: «Es herrscht Krieg zwischen den Brüdern.»
Womöglich bedarf es am Ende eines Machtwortes der 94-jährigen Monarchin selbst. Eine gute Nachricht wird Elizabeth II am Freitag immerhin aufgemuntert haben: Ihr Prinzgemahl Philip konnte nach erfolgreichem Eingriff am Herzen aus einer Spezialklinik in ein normales Spital verlegt werden.