Italien
Schock-Video aus Flüchtlingszentrum: «Sie behandeln uns wie Tiere»

Erniedrigende Bilder von Flüchtlingen, die im Aufnahmezentrum der Insel Lampedusa unter freiem Himmel mit einem Mittel gegen Krätze abgespritzt werden, sorgen in Italien für Empörung. Der staatliche TV-Sender Rai hatte die Aufnahmen gezeigt.

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Schockierende Behandlung von Flüchtlingen empört Italiener

Schockierende Behandlung von Flüchtlingen empört Italiener

Screenshot Rai

In dem TV-Bericht beklagte sich ein Flüchtling, wie ein "Tier" behandelt zu werden. Er habe mindestens 65 Tage in dem Zentrum verbracht, wobei Migranten doch innerhalb von 48 Stunden in einem anderen Zentrum untergebracht werden sollten, hielt das UNHCR fest.

Die Gemeindepräsidentin von Lampedusa, Giusi Nicolini, hat das Innenministerium in Rom für die Situation verantwortlich gemacht und von "KZ-ähnlicher" Behandlung gesprochen.

Letta will Aufklärung

Italiens Regierungschef Enrico Letta kritisierte am Dienstagabend diese "schlimmen Bilder" von Lampedusa. Er will klären lassen, wer für das Vorgehen verantwortlich ist. Fehlverhalten werde bestraft, kündigte Innenminister Angelino Alfano an.

"Ihre 'Schuld' besteht darin, sich die Krätze zugezogen zu haben", kritisierte am Mittwoch die rechtsliberale Mailänder Zeitung "Corriere della Sera". Diese respektlose Behandlung der Flüchtlinge sei erniedrigend.

Viel zu lange auf Lampedusa

Die permanente Überfüllung des Zentrums sei unhaltbar, das Personal könne trotz aller Bemühungen nur unzulänglich helfen, erklärte das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Seit Jahren sei Rom gebeten, Migranten rascher von Lampedusa zu verlegen.

Massive Flüchtlingswellen aus Afrika und dem Nahen Osten sorgen immer wieder für Chaos auf der Insel, oft sind dann 1000 oder mehr Migranten in dem Zentrum untergebracht, das nur für 250 gebaut ist.

Viele ererichen die Insel jedoch gar nie. Im Oktober dieses Jahres sank ein Schiff mit über 500 Flüchtlingen an Bord. Schätzungsweise 390 von ihnen ertranken. Nur eine Woche später ertranken zwischen Lampedusa und Malta 34 weitere Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa. (sda/cze)