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Bundesrat Schneider-Ammann hat in Washington drei Minister der Regierung von Donald Trump getroffen – und sich mit der Präsidententochter Ivanka Trump über die Vorzüge der Schweizer Lehrlingsausbildung ausgetauscht.
Johann Schneider-Ammann war gut vorbereitet, als er am Dienstag in Washington die älteste Tochter von Präsident Donald Trump traf. Und diese Vorarbeit zahlte sich aus, wie der Schweizer Wirtschaftsminister anschliessend vor der Presse sagte. Denn Ivanka Trump, die als hochrangige Beraterin im Weissen Haus arbeitet und sich auf wirtschaftspolitische Fragen spezialisiert hat, war ebenfalls «gut vorbereitet» und machte einen höchst positiven Eindruck auf den Bundesrat.
Great to meet Federal Councillor Schneider-Ammann today & learn about the Swiss apprenticeship model as we expand these programs in the US. pic.twitter.com/kaEL276pF2
— Ivanka Trump (@IvankaTrump) 18. Juli 2017
Dies sei ein Kompliment, fügte Schneider-Ammann an, und gab dann ein wenig Einblick in die Konversation, die er mit Trump gehabt hatte. So habe die Präsidentenberaterin Fragen zur Schweizer Berufsmatur gestellt und Auskunft über das Anforderungsprofil für die Lehrabschlussprüfung erhalten wollen. Schneider-Ammann wiederum hielt eine Lobrede auf das duale Bildungssystem Schweizer Prägung und auf die Tatsache, dass die Lehre in der Schweiz ein gewisses Sozialprestige besitze.
Auch lud er Trump, die sich im Frühjahr bereits in Deutschland über das duale Bildungssystem kundig gemacht hatte, explizit in die Schweiz ein. «Ich habe ihr gesagt, sie müsse sich nun auch unser System anschauen», sagte Schneider-Ammann. Der Wirtschaftsminister wollte auf Nachfrage zwar nicht verraten, ob Ivanka Trump die Einladung angenommen hatte. Er verwies aber darauf, dass die offizielle Schweiz ein massgeschneidertes Programm für Gäste aus Washington ausarbeite – und in der amerikanischen Hauptstadt ist hinlänglich bekannt, dass Ivanka Trump und ihr Gatte Jared Kushner, der ebenfalls im Weissen Haus als Präsidentenberater arbeitet, liebend gerne Ski fahren.
Avec @IvankaTrump @SecretaryRoss @BetsyDeVosED @SecretaryAcosta à Washington. Priorités: formation & commercehttps://t.co/893tIeyUhB pic.twitter.com/i4Mewyrt6F
— J N Schneider-Ammann (@_BR_JSA) 18. Juli 2017
Auch seine übrigen Gesprächspartner, die er am Montag und Dienstag in Washington getroffen hatte, möchte Schneider-Ammann bald in der Schweiz begrüssen. Er habe Wirtschaftsminister Wilbur Ross, Betsy deVos (Bildung) und (Arbeit) eine entsprechende Reise schmackhaft gemacht und hoffe, dass die Einladungen angenommen würden. «Wir wollen neue Beziehungen zur neuen Regierung aufbauen», sagte der Bundesrat, der als erstes Schweizer Regierungsmitglied in Washington von Mitgliedern der Regierung Trump zu formellen Arbeitsgesprächen empfangen wurde. Schneider-Ammann sagte, er habe in seinen Gesprächen mit den drei Ministern und der Präsidentenberaterin deutlich gemacht, dass die «kleine Schweiz» ein wichtiger Handelspartner der grossen USA sei – so verdankten 500'000 Amerikanerinnen und Amerikanern ihren Job einem Unternehmen mit Wurzeln in der Schweiz.
Schneider-Ammann sprach während der Pressekonferenz auch den Protektionismus an, mit dem der Präsident immer wieder liebäugelt. Er habe seinen amerikanischen Gesprächspartnern deutlich gemacht, dass die Schweiz vom Freihandel abhängig sei. Andererseits habe er «bis zu einem gewissen Grad Verständnis dafür», wenn Washington versuche, eine ausser Lot geratene Handelsbilanz mit einzelnen Ländern zu korrigieren – wohl eine Anspielung auf die Sticheleien des Präsidenten gegen Deutschland. Ein solches Ungleichgewicht, sagte Schneider-Ammann, korrigiere man aber nicht mit protektionistischen Anordnungen, «sondern mit wirtschaftlichen Innovationen».
Mit Wirtschaftsminister Ross sprach Schneider-Ammann auch ganz kurz über ein bilaterales Handelsabkommen. Die Schweiz sei aber noch nicht bereit, einen neuen Anlauf zu nehmen und ein solches Abkommen auszuhandeln, sagte der Bundesrat, auch mit Verweis auf die 2006 gescheiterten Gespräche mit den USA. Ross habe bei ihm den Eindruck erweckt, dass er der Idee nicht von vornherein ablehnend gegenüberstehe. Der US-Wirtschaftsminister sei ein Mann, der «das Prinzip der offenen Märkte hochhalten» wolle, fügte der Bundesrat an.