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Es bleibt unklar, wer die Vorwahlen in Iowa gewonnen hat. Drei Dinge stehen aber jetzt schon fest.
Als Erster meldete sich Pete Buttigieg zu Wort. Der Präsidentschaftskandidat, bezeichnete sich am späten Montagabend nach den Wahlversammlungen in Iowa in Iowas Hauptstadt Des Moines als «siegreich». Kurze Zeit trat er in New Hampshire, der nächsten Station des amerikanischen Vorwahlzirkus, wieder vors Mikrofon: Natürlich sei es frustrierend, dass die Resultate der Vorwahl in Iowa aufgrund technischer Probleme bei Auszählung der Stimmen noch nicht vorlägen. Während eines 40 Minuten dauernden Auftrittes in Manchester bekräftigte Buttigieg aber erneut, das Ergebnis in Iowa habe seine Theorie bestätigt: Die Stammwähler der Demokratischen Partei wollten einen «Versöhner» ins Rennen um das Weissen Haus schicken.
Tatsache ist: Interne Zahlen diverser Wahlkampfteams deuteten am Dienstag-Abend darauf hin, dass sich der 38-jährige Buttigieg und der 40 Jahre ältere Bernie Sanders, Senator aus Vermont, in Iowa ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hatten. Weil diese Zahlen aber von der lokalen Demokratischen Partei noch nicht bestätigt wurden, konnten sich sämtliche führende Präsidentschaftskandidaten kurze Zeit als Siegerin oder Sieger fühlen.
Der lange Vorwahlkampf der Demokraten könnte sich erst im Frühsommer entscheiden. Trotzdem lassen sich bereits jetzt drei Schlussfolgerungen aus den provisorischen Ergebnissen in Iowa ziehen.
Pete Buttigieg ist derzeit der stärkste Kandidat des moderaten Lagers. Dem ehemaligen Stadtpräsidenten von South Bend (Indiana) wird immer wieder vorgeworfen, er verströme zu wenig Charisma und wirke während seiner Auftritte ferngesteuert. Seine Botschaft aber kommt in einem wichtigen Segment der Wählerschaft an, die sich in der Mitte des politischen Spektrums positioniert.
Dies zeigte sich am Montagabend während einer Wahlversammlung in Ankeny, einem Vorort von Des Moines. Eine Anhängerin von «Mayor Pete», wie er gemeinhin genannt wird, sprach darüber, wie der junge, homosexuelle Politiker selbstbewusst auftrete, gleichzeitig aber bescheiden genug sei, um seine Anhänger um Hilfe zu bitten, wenn er sie benötige. Diese Mischung gefalle ihr, sagte die Frau – die vor vier Jahren noch bei den republikanischen Vorwahlen mitgemacht hatte. Auffallend war auch, wie viele potenzielle Wähler von Amy Klobuchar, 59, Senatorin aus Minnesota, und Joe Biden, 77, ehemaliger US-Vizepräsident, sich von dieser «positiven Botschaft» überzeugen liessen. Damit steigt «Mayor Pete» mit Rückenwind in die Auseinandersetzung in New Hampshire, eine traditionelle Urnenwahl.
Der zweite Sieger der Wahlversammlungen in Iowa heisst Bernie Sanders. Der Senator aus Vermont hat zwar im Vergleich zu 2016 stark an Zustimmung verloren, weil sich dieses Mal mehr Kandidaten zur Wahl stellten. Aber am linken Flügel der Demokratischen Partei ist er immer noch die Nummer eins. Es gelang ihm am Montag, die Senatorin Elizabeth Warren aus Massachusetts auf Distanz zu halten. «Wenn die Resultate veröffentlicht werden», sagte Sanders während seiner Ansprache am Wahlabend in Des Moines, «werden wir hier in Iowa sehr, sehr gut abschneiden.»
In New Hampshire, dem Nachbarstaat von Vermont, gilt Sanders als klarer Favorit. Und selbst, wenn Buttigieg in Iowa mehr Stimmen als Sanders erzielt haben sollte, dann ist das gut für Sanders. Denn das Sanders-Lager freute sich darüber, wenn sich «Mayor Pete» zum Hauptgegner emporschwingen würde: Der klare Kontrast zwischen dem knorrigen Sozialisten, der seit Jahren eine politische Revolution ausruft, und dem jungen Establishment-Kandidaten, der früher für die Beratungsfirma McKinsey arbeitete, zeigt der Sanders-Basis, was in den Vorwahlen auf dem Spiel steht.
Es mag wie eine Binsenwahrheit klingen, aber der amerikanische Vorwahlkampf gleicht einem Marathon. Und es wäre falsch, nach der ersten Entscheidung in Iowa bereits das Ende eines Kandidaten herbeizuschreiben. Dies hängt zum einen mit dem besonderen Wahlsystem in Iowa zusammen, das auch für die Verzögerungen bei der Auszählung der Stimmen verantwortlich gemacht werden kann. Zum andern repräsentieren weder Iowa noch New Hampshire die modernen Vereinigten Staaten von Amerika, so hübsch beide Bundesstaaten auch sein mögen.
Davon profitieren könnte zum Beispiel Joe Biden. Der ehemalige amerikanische Vizepräsident schlug sich am Montag wohl trotz seines Dauerwahlkampfs schlechter als erwartet – auch deshalb schickte er wohl in der Nacht auf Dienstag einen Rechtsanwalt los, der gleich den ganzen Auszählungsprozess in Zweifel zog. Sollte Biden in Nevada und South Carolina, den zwei weiteren Vorwahlen im Februar, aber wieder Tritt fassen, dann würde sich bereits in wenigen Wochen niemand mehr an sein Abschneiden in Iowa erinnern.
Hinzu kommt: Mike Bloomberg, 77, schwerreicher Unternehmer und ehemaliger Stadtpräsident von New York, wird sich ab dem kommenden Monat ebenfalls aktiv um die Stimmen der demokratischen Wähler bemühen. Sein Ergebnis am «Super Tuesday» am 3. März, an dem in 14 der 50 US-Bundesstaaten Vorwahlen stattfinden, wird ein erstes Indiz dafür sein, ob sein millionenschwerer Wahlkampf erfolgsversprechend ist.