War das abgestürzte Flugzeug zu alt? Knausern Billig-Airlines bei Wartung und Unterhalt ihrer Maschinen? Zehn Fragen und Antworten zum Germanwings-Unglück.
Das verunglückte Flugzeug der Lufthansa-Tochter Germanwings hatte seinen ersten Flug in der Tat bereits im November 1990. Die Maschine ist mit ihren 24,3 Jahren ein älteres Modell, liegt das Durchschnittsalter der gesamten Germanwings-Flotte doch bei gerade einmal 7,2 Jahren. Die Lufthansa-Flotte dagegen weist ein Durchschnittsalter von 11,3 Jahren auf und diejenige der anderen Lufthansa-Tochter, der Swiss, von 12,5 Jahren.
Im Gegenteil: Auch das Durchschnittsalter der Flotten anderer Billig-Airlines ist tief: 5 Jahre sind es bei Air Berlin, 4,5 Jahre bei Easyjet und 4 Jahre bei Ryanair. Traditionelle Gesellschaften haben meist etwas ältere Flotten. Die modernen Flugzeuge der Billig-Airlines erklären sich hauptsächlich mit dem noch jungen, aber rasch expandierenden Markt.
Nein, das Alter ist sekundär. Die Sicherheitsanforderungen an Flugzeuge sind unvergleichbar höher als bei anderen Transportmitteln wie etwa Autos. Bei den sogenannten D-Checks werden die Flugzeuge komplett zerlegt und generalüberholt. Sogar der Lack wird dabei entfernt und die Teile inklusive Rumpf und Tragflächen mittels Ultraschall auf Mängel wie Haarrisse untersucht.
Das Verfahren ist mehrstufig: Der sogenannte Preflight-Check, den Piloten vor jedem Flug vornehmen wird ergänzt durch zeitaufwendige, periodisch wiederkehrende Checks. Der A-Check wird alle 350 bis 750 Flugstunden durchgeführt. Neben allgemeinen Kontrollen im Inneren und an der Flugzeughülle umfasst er auch Triebwerkskontrollen. Noch detaillierter ist die Wartung beim C-Check. Er umfasst gründliche Kontrollen innen und aussen sowie eine Überprüfung der tragenden Bauteile an Rumpf und Tragflächen. Für den C-Check bleibt ein Flugzeug bis zu fünf Tage in der Wartungshalle. Beim D-Check, der alle fünf bis zehn Jahre nötig ist (siehe Frage 3), bleibt ein Flugzeug rund vier Wochen im Dock.
Die Germanwings-Maschine mit der Kennzeichnung AIPX sei noch am Montag einem letzten Routine-Check unterzogen worden, hiess es an der Pressekonferenz von Germanwings gestern. Im Sommer 2013 hatte der A320 seinen letzten grossen C-Check.
Der A320 gilt als «Arbeitstier der Lüfte» und als meist verkaufter Jet der Airbus-Gruppe. Zur A320-Familie gehören auch die A318, A319 und die neueren und grösseren A321. Der Unglücks-Airbus gehört zur ältesten Serie des Typs, der ab 1988 ausgeliefert wurde.
Gemäss Airbus wurden 3889 Flugzeuge der gleichen Serie ausgeliefert, von denen 3660 im Einsatz stehen. Germanwings besass 19 A320 und auch Swiss besitzt deren 25. Der A320 steht in direkter Konkurrenz zum Kurz- und Mittelstreckenflugzeug der A737-Familie des amerikanischen Boeing-Konzerns.
Ja, was wegen der schieren Verbreitung dieses Flugzeuges auch nicht weiter erstaunt. Die Flugsicherheitsorganisation aviation-safety.net zählt insgesamt 27 Vorfälle, bei welchen A320-Jets so zerstört worden sind, dass sie nicht weiter eingesetzt werden konnten. Bei Unfällen mit A320 kamen insgesamt 799 Menschen ums Leben.
Nein, das Unglück vom Dienstag ist das erste tödliche einer Maschine der 2002 gegründeten Billig-Airline. Im Dezember 2010 kam es auf einem Landeanflug nach Köln zu einer nie geklärten «massiven Rauchentwicklung im Cockpit», worauf die Piloten zwar die Sauerstoffmasken aufsetzen mussten, die Maschine jedoch sicher landen konnten.
Das können sie nicht, weil die Wartungsintervalle von Behörden und Flugzeugherstellern vorgeschrieben sind. Billig-Airlines sparen ihre Kosten vor allem mit einer besseren Auslastung der Flüge, weniger Service an Bord und einfacheren Buchungssystemen.