Grosse Überraschung in Deutschland: SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel tritt bei den Wahlen im Herbst nicht als SPD-Kanzlerkandidat an. Er gibt für seinen Entscheid auch private Gründe an.
Der Parteivorsitzende sagte der Illustrierten "Stern" in einem Exklusiv-Interview, das am Mittwoch erscheinen wird, dass er auf die Position des Spitzenkandidaten bei der Bundestagswahl im September verzichte.
Gabriel will lieber Aussenminister werden und auch seinen Posten als Parteivorsitzender räumen. Stattdessen empfiehlt er Martin Schulz als Kanzlerkandidat und für den Parteivorsitz.
"Um einen Wahlkampf wirklich erfolgreich zu führen, gibt es zwei Grundvoraussetzungen: Die Partei muss an den Kandidaten glauben und sich hinter ihm versammeln, und der Kandidat selbst muss es mit jeder Faser seines Herzen wollen", sagt Gabriel dem "Stern". "Beides trifft auf mich nicht in ausreichendem Masse zu."
stern-exklusiv: #Gabriel tritt nicht als Kanzlerkandidat an & gibt Parteivorsitz ab. Martin Schulz soll beide Positionen übernehmen pic.twitter.com/iFkAIkjd64
— stern (@sternde) 24. Januar 2017
Gabriel sagt, er habe schon länger gespürt, dass er mit seiner fordernden, manchmal ruppigen Art zu viele in der SPD verärgert habe. "Nicht wenige hadern bis heute mit mir, weil ich damals mehr als 75 Prozent der SPD-Mitglieder davon überzeugen konnte, dass die SPD regieren muss, wenn sie den Mindestlohn, mehr Kitas, sozialen Wohnungsbau und nicht zuletzt mehr Chancengleichheit für Frauen durchsetzen wollte."
Gabriel ist zurzeit Wirtschaftsminister. Er wird auch diesen Posten räumen und auf Aussenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) folgen, der zum neuen Bundespräsidenten gewählt wird.
Gabriel nennt neben politischen auch private Gründe für seinen überraschenden Entscheid. Er wird im März noch einmal Vater werden. "Heute bin ich wirklich ein glücklicher Mensch. Ob ich es auch wäre, wenn ich meine Familie noch weniger sehen würde als jetzt schon, weiss ich nicht."
Noch vor zwei Wochen hatte "Bild" verkündet, Gabriel werde gegen Merkel antreten. Bestätigt worden war dies offiziell aber nicht. "Noch hält er sich bedeckt", schrieb "Bild" dazu. (pz)
Bild.de vor knapp zwei Wochen. Sind das die exklusiven "Bild plus"-Inhalte, die @jreichelt für so wertvoll hält? #Gabriel pic.twitter.com/FprrY8TWEa
— BILDblog (@BILDblog) 24. Januar 2017
Bei der K-Kandidatur von @sigmargabriel haben wir falsch gelegen. So etwas sollte nicht passieren und dafür entschuldige ich mich. Wie es...
— Julian Reichelt (@jreichelt) 24. Januar 2017