Griechische Finanzbeamte machen Jagd auf Steuersünder auch in Strandbars – mit Erfolg.
Das Essen schmeckte. Aber die Rechnung schlug den Gästen auf den Magen: 836.20 Euro verlangte der Kellner eines Strandrestaurants auf der griechischen Schickeria-Insel Mykonos von den amerikanischen Urlaubern – für sechs Portionen Calamari mit Salat. Pro Bier wurden 25 Euro fällig. In den sozialen Medien erzählen Urlauber immer wieder von Abzocke. So twitterte ein britischer Tourist, man habe ihm auf Mykonos 130 Euro für zwei Glas Prosecco berechnet.
Die griechischen Behörden sind alarmiert. Nicht nur wegen des schlechten Lichts, das solche Praktiken auf den Tourismus werfen. Sondern auch, weil viele Gastwirte ihre überhöhten Einnahmen gegenüber dem Fiskus verschleiern.
Deshalb rücken die Steuerfahnder aus. Rund 50 500 Überprüfungen haben die Finanzbehörden für den Sommer angekündigt. Um unerkannt zu bleiben, schlendern die Steuerfahnder in Shorts durch die Läden oder mischen sich in der Badehose unter die Gäste einer Strandbar. Im Juni überprüften sie 7735 Restaurants, Hotels, Bars, Tavernen, Dienstleister und Einzelhandelsgeschäfte. In jedem dritten Fall stellten die Fahnder Steuerverstösse fest. Auf der Insel Santorin gab es in 56 Prozent aller Prüfungen Beanstandungen. Auf Korfu stellten die Fahnder sogar bei mehr als sechs von zehn Prüfungen Verstösse fest. Ehrlicher geht es auf Kreta mit 20 Prozent Beanstandungen zu.
Die Steuerhinterziehung gilt als eine der Ursachen der griechischen Schuldenkrise. Vor allem in der Gastronomie fliesst viel Geld an den Registrierkassen vorbei. Die Methoden der Steuerhinterzieher werden immer raffinierter. Auch wenn der Gast eine Quittung bekommt, heisst das nicht, dass der Wirt den Betrag versteuert – der Beleg könnte aus einer zweiten, nicht beim Finanzamt registrierten Kasse stammen. Und manche Einzelhändler betreiben Kartenterminals, die nicht in Griechenland angemeldet sind, sondern im benachbarten Bulgarien.
Wenn die Fahnder Verstösse feststellen, leiten sie nicht nur Steuer-Strafverfahren ein. Sie können das betroffene Unternehmen auch für mehrere Tage schliessen. So erging es dem türkischen Star-Koch Nusret Gökce, besser bekannt als «Salt Bae».
Er betreibt ein Restaurant auf Mykonos. Ein gutes Steak kann schon mal 500 Euro kosten. Die Steuerfahnder machten den Laden für 48 Stunden dicht, nachdem sich herausstellte, dass der Geschäftsführer Tageseinnahmen von 25 800 Euro vor dem Finanzamt versteckt hatte.