SYRIEN: Letzte Rebellen ziehen aus Ost-Ghuta ab

Auch die letzte Rebellengruppe hat mit dem Abzug aus Ost-Ghuta begonnen. Einer vollständigen Rückeroberung des Gebiets durch die syrische Armee steht damit nichts mehr im Wege.

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Zivilisten verlassen die Stadt Duma in der ehemaligen syrischen Rebellen-Region Ost-Ghuta - die Rebellen und Russland habn eine Einigung über die Evakuierung der Stadt erzielt. (Archiv) (Bild: KEYSTONE/EPA SANA/SANA HANDOUT)

Zivilisten verlassen die Stadt Duma in der ehemaligen syrischen Rebellen-Region Ost-Ghuta - die Rebellen und Russland habn eine Einigung über die Evakuierung der Stadt erzielt. (Archiv) (Bild: KEYSTONE/EPA SANA/SANA HANDOUT)

In der syrischen Region Ost-Ghuta haben die zuletzt dort verschanzten islamistischen Kämpfer gestern laut Staatsmedien mit dem Abzug begonnen. «Zwölf Busse mit 629 Terroristen von Dschaisch al-Islam und ihre Familien haben Duma verlassen», berichtete das syrische Fernsehen. Ihr Ziel sei die Stadt Dscharabulus in Nordsyrien, die von protürkischen syrischen Rebellen kontrolliert wird.

Im Laufe des Tages sammelten sich die Busse auf einer Autobahn ausserhalb der nahegelegenen Hauptstadt Damaskus, um dort das Ende der Vorbereitungen für den ersten Fahrzeugkonvoi abzuwarten. Medienvertreter wurden von der syrischen Armee und den Rebellen auf Abstand ­gehalten. Der Abzug werde mehrere Tage dauern, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR).

Vereinbarung umstritten

Am Sonntag hatten syrische Medien, Russland und Aktivisten berichtet, dass Dschaisch al-Islam einer von Moskau vermittelten Vereinbarung zum Abzug aus dem letzten von Rebellen gehaltenen Gebiet in Ost-Ghuta zugestimmt habe. Die Rebellenbewegung, zu der rund 10000 Kämpfer gehören sollen, bestätigte dies zunächst nicht. Laut SOHR ist die Abzugsvereinbarung in den ­Reihen der Rebellen umstritten. «Wir werden in dieser Stadt bleiben und sie nicht verlassen», ­sagte der Chef von Dschaisch ­al-Islam, Essam Al-Bouidani, in einem am Sonntag veröffentlichten Youtube-Video der Gruppe. «Sollen diejenigen, die wollen, abziehen», fügte er hinzu.

Nach Angaben der syrischen Regierungszeitung «Al-Watan» sollen die Evakuierten aus Duma in eine Rebellenenklave nach Nordsyrien gebracht werden. Die Vereinbarung sehe auch vor, dass die abziehenden Kämpfer ihre schweren Waffen übergeben. ­Damit stünde einer vollständigen Rückeroberung der ehemaligen Rebellenregion Ost-Ghuta durch die syrische Armee kaum mehr etwas im Wege. Für den syrischen Staatschef Baschar al-Assad wäre das ein grosser Sieg. Wegen ihrer Nähe zu Damaskus hat die Region eine besondere strategische und symbolische Bedeutung. Mit massiven Luftangriffen, Belagerungen und Vorstössen am Boden hatten die syrische Armee und die mit ihr verbündete russische Luftwaffe die Rebellen seit Beginn der Offensive Mitte Februar immer stärker in Bedrängnis gebracht.

Nach und nach brachen sie den Widerstand und übernahmen frühere Bastionen islamistischer Kämpfer, die von dort aus Wohnviertel in Damaskus beschossen. Nur das Stadtzentrum von Duma befand sich zuletzt noch unter Kontrolle von Rebellen.

Die Regierung kontrollierte nach jüngsten Angaben der Sy­rischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte etwa 95 Prozent der früheren Rebellenbastion. Der Beobachtungsstelle zufolge fanden im Zuge der Militäroffensive mehr als 1600 Zivilisten im Kessel von Ost-Ghuta den Tod.

Tausende Menschen bereits abgezogen

Die mit Dschaisch al-Islam getroffene Abzugsvereinbarung ähnelt den Abkommen, die zuvor schon mit zwei weiteren Gruppen islamistischer Kämpfer in Ost-Ghuta geschlossen worden waren. Bis Freitag hatten im Zuge der Evakuierungsaktion bereits 31 890 Menschen den von der ­Islamistengruppe Fajlak al-Rahman kontrollierten Süden von Ost-Ghuta verlassen, wie die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete. Nach der Gruppe Ahrar al-Scham hatte vor einer Woche auch Fajlak al-Rahman zugesagt, ihre Kämpfer abzuziehen.

Nur die Rebellengruppe Dschaisch al-Islam behielt ihren Widerstand zunächst noch aufrecht. Am Samstag hatten syrische Staatsmedien die Räumung der vorletzten noch von Rebellen gehaltenen Enklave in Ost-Ghuta gemeldet. (sda)