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Präsident Trump spricht vor den versammelten UNO-Mitgliedern in New York über die von ihm ausgerufene «Doktrin des Patriotismus» – und wird ausgelacht.
Auch die UNO, dieser in den USA oft beschimpfte Grosstanker, der sich die Wahrung des Weltfriedens auf die Fahnen geschrieben hat, scheint sich nun mit dem amerikanischen Präsidenten abgefunden zu haben. Nachdem Donald Trump im vorigen Herbst, bei seinem ersten Auftritt vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen, mit seiner Wortwahl noch für Aufregung gesorgt hatte, reagierten die anwesenden Politiker und Diplomaten am Dienstagmorgen deutlich abgeklärter auf die zweite Rede des US-Präsidenten.
Zuerst entschied die Versammlungsleiterin kurzerhand, dem Präsidenten Ecuadors das Wort zu erteilen – weil Trump mit einiger Verspätung am UNO-Hauptsitz eingetroffen war und es vorgezogen hatte, im Foyer noch einige Medienanfragen zu beantworten. Trump musste deshalb hinter den Kulissen ausharren, bis Lenín Moreno seine Rede beendet hatte.
Dann war im grossen Versammlungssaal der UNO Gemurmel und Gelächter hörbar, als Trump zu Beginn seiner Ansprache sagte: Seine Regierung habe in «weniger als zwei Jahren» mehr erreicht als fast sämtliche Vorgängerregierungen in Washington.
Der verdutzt wirkende Präsident schnitt eine Grimasse und sagte dann, er habe diese (gelinde gesagt undiplomatische) Reaktion nicht erwartet. «Es geht aber in Ordnung», sagte er weiter und grinste, obwohl er gerade von der Weltgemeinschaft ausgelacht worden war. Trump sagte auch: «Es stimmt», als wolle er seinem Redenschreiber Stephen Miller versichern, dass er die Lobeshymne auf seine Präsidentschaft nicht besser hätte formulieren können.
So ging es weiter, während etwas mehr als 30 Minuten. Trump sprach über seine politische Vision eines souveränen Amerikas, das sich von der «Doktrin des Patriotismus» leiten lasse und das sich nicht am Gängelband «der Globalisten» und «der Bürokraten» befinde, das niemandem Rechenschaft schuldig sei – und seine nicht-amerikanischen Zuhörerinnen und Zuhörer reagierten mit starrem Blick oder mit Kopfschütteln auf diese Kampfansage.
Später sagte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset gemäss dem schriftlichen Redetext: «Wir erleben eine regelrechte Krise des Multilateralismus.»
Im Gegensatz zum Vorjahr gab sich Trump zumindest im Tonfall gemässigter. Zwar griff er die undemokratischen Regierungen in Teheran, Damaskus und Caracas erneut in scharfen Worten an. Er sagte aber auch, dass Amerika die Menschen unterstütze, die sich Reformen im Iran, Syrien und Venezuela wünschten.
Und er appellierte an die UNO-Vollversammlung, die wirtschaftlichen Sanktionen mitzutragen, die Washington gegen die Regimes in den drei Staaten verhängt habe. Zuvor hatte Trump Journalisten gesagt, dass es früher oder später zu einem direkten Gespräch zwischen ihm und dem iranischen Präsidenten kommen werde. Iran müsse aber zuerst andere Saiten aufziehen. Auch sprach er über die Fortschritte in den bilateralen Beziehungen mit Nordkorea und lobte «den Mut» von Diktator Kim Jong Un.
Etwas widersprüchlich war jedoch die Beteuerung des Präsidenten, wonach sich Amerika nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmische. Er vertrete die Meinung, dass jede Nation, die einen Vertreter in den UNO-Versammlungssaal entsandt habe, ihre eigenen «Sitten, Vorstellungen und Traditionen» pflegen könne.
Ausdrücklich lobte Trump dabei das Regime in Saudi-Arabien und das polnische Volk. Letzteres setze sich für seine «Unabhängigkeit, Sicherheit und Souveränität» ein, sagte der amerikanische Präsident.