Bei zwei schweren Unfällen mit Flüchtlingstransportern sind am Wochenende in Griechenland und der Türkei mehr als zwei Dutzend Menschen getötet worden. Allein in der Türkei starben am Sonntag 22 Insassen eines Lastwagens, als dieser auf dem Weg zur Ägäisküste plötzlich von der Strasse abkam.
(sda afp dpa) Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu wurden bei dem Unglück am Sonntag 13 weitere Insassen des Lastwagens verletzt. Ihr Fahrzeug scherte demnach auf dem Weg von Aydin nach Izmir plötzlich aus der Spur, überschlug sich und landete auf dem Dach in einem mehrere Meter tiefer gelegenen Flussbett.
Unter den Toten waren laut Anadolu auch Säuglinge, Kinder und mindestens eine schwangere Frau. Nach Angaben des Senders CNN Türk handelte es sich um Syrer und Iraker. Die Türkei hat mehr als 3,5 Millionen Flüchtlinge aus dem Nachbarland Syrien aufgenommen. Viele versuchen von der Küstenregion aus, mit einem Boot auf eine der griechischen Inseln zu gelangen.
Die Türkei ist auch eines der Haupttransitländer für Flüchtlinge aus Krisenländern im Nahen Osten, Asien und Afrika, die auf dem Weg über Griechenland nach Europa kommen wollen.
Nach Uno-Angaben kamen seit Jahresbeginn mehr als 24'500 Flüchtlinge über das Meer nach Griechenland. 118 Menschen verloren dabei ihr Leben.
Vermutlich war der Lastwagen am Sonntag unterwegs zur türkischen Halbinsel Dilek, von der aus die griechische Insel Samos nur noch wenige Kilometer entfernt ist.
Im Norden Griechenlands auf der anderen Seite der Ägäis kamen am Samstag elf Insassen eines Kleinbusses ums Leben, als dieser auf dem Weg nach Thessaloniki frontal mit einem Lastwagen zusammenstiess. Beide Fahrzeuge gerieten in Brand.
Der Lastwagen-Fahrer konnte sich unverletzt retten, aus dem anderen Wagen barg die Feuerwehr dagegen nur noch verkohlte Leichen. «Die Menschen sind verkohlt und können schwer identifiziert werden», sagte ein Verkehrspolizist .
Die Polizei teilte mit, der mutmassliche Schlepper und Fahrer des Minibusses habe versucht, einer Polizeikontrolle zu entkommen. Wegen der grossen Geschwindigkeit habe er dann die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Laut Polizei war das Unglücksfahrzeug schon in der Vergangenheit von Schleusern benutzt worden.
Das Uno-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) bedauerte den «schrecklichen» Tod der Flüchtlinge. Die Tragödie zeige einmal mehr, welcher Gefahren Menschen ausgesetzt seien, die sich skrupellosen Schleppern auslieferten. Erneut forderte das UNHCR «Alternativen zu diesen gefährlichen Routen für Menschen, die internationalen Schutz bedürfen».
Auch die Internationale Migrationsorganisation (IOM) äusserte sich «erschüttert» über die neuen Opfer auf der Route Türkei-Nordgriechenland-Mitteleuropa.
Nach IOM-Angaben sind seit Jahresbeginn 40 Flüchtlinge in Nordgriechenland ums Leben gekommen. Die Hälfte davon ertrank im Grenzfluss Evros (türkisch: Meriç), die andere bei schweren Verkehrsunglücken auf der griechischen Ost-West-Autobahn «Egnatia».
Schlepper versprechen Flüchtlingen, sie trotz weitgehender Schliessung der Balkanroute in den Norden des Balkans oder über die Adria nach Italien und danach nach Mitteleuropa zu bringen. Der Weg führt über unbewachtes Gelände durch Albanien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina.
In den ersten neun Monaten des Jahres sind nach neuesten Angaben des IOM 12'700 Flüchtlinge über den Grenzfluss Evros nach Griechenland gekommen. Das sind doppelt so viel Menschen wie im ganzen Vorjahr.