«Brennpunkt Türkei»
Türkische Regierung fühlt sich von «Spiegel»-Sonderheft provoziert

Die Türkei hat dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" eine "verzerrte" und "voreingenommene" Darstellung ihres Landes vorgeworfen. Besonders die Titelseite eines am Dienstag erschienenen Sonderhefts sei "hochgradig provokativ", teilte das türkische Aussenministerium am Mittwoch mit.

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Der Spiegel Spezial über die Türkei

Der Spiegel Spezial über die Türkei

HO/Der Spiegel

Das Heft mit dem Titel "Brennpunkt Türkei" und dem Untertitel "ein Land verliert die Freiheit" zeigt das Konterfei des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Darunter ist eine Moschee abgebildet, zwei der Minarette verwandeln sich in Raketen.

Das Cover hinterlasse nicht nur ein negatives Bild der Türkei, sondern des gesamten Islam, hiess es weiter. Die Versuche, die Türkei in einem schlechten Licht darzustellen, müssten aufhören.

"Der Spiegel" wies die Kritik am Abend zurück. "Unsere Türkei-Berichterstattung ist gewissenhaft und genau", erklärte Chefredakteur Klaus Brinkbäumer. "Wie viele Journalisten hat die Türkei verhaften lassen? Das Verständnis, das die türkische Regierung von Pressefreiheit hat, machen wir uns gewiss nicht zu eigen."

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Ankara über die Berichterstattung deutscher Medien beschwert. Erst vor einer Woche hatte die Beschlagnahmung eines Interviews der Deutschen Welle mit dem türkischen Sportminister für diplomatische Verstimmungen gesorgt.

Der deutsche Botschafter Martin Erdmann etwa wurde deswegen bei der türkischen Regierung vorstellig. Im März hatte "Der Spiegel" den türkischen Behörden Verstösse gegen die Pressefreiheit vorgeworfen und den Korrespondenten Hasnain Kazim abgezogen.