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«Dürfen Sozen Rolex tragen?» Diese Frage sorgt in Deutschland gerade für ordentlich Gesprächsstoff. Der Grund: Die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli, ihres Zeichens Sozialdemokratin, trägt eine Armbanduhr der Edelmarke Rolex.
Auf einem Foto der 40-Jährigen von 2014 wurde die Uhr entdeckt. Chebli ist Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales.
Tatsächlich passt die Uhr nicht gerade in ein Hartz-IV-Budget. Die Datejust 36 kostet etwa 7300 Euro – das entspricht 18 Hartz-IV-Regelsätzen. Das Thema breitete sich in den Sozialen Medien schnell aus. Die kölsche Lebensweisheit «Man muss auch gönnen können» wird dabei ausser Acht gelassen. Auf Twitter läuft der Schlagabtausch unter den Hashtags #Uhrengate und #Rolex.
Wer von Euch Hatern hat mit 12 Geschwistern in 2 Zimmern gewohnt, auf dem Boden geschlafen&gegessen, am Wochenende Holz gehackt, weil Kohle zu teuer war? Wer musste Monate für Holzbuntstifte warten? Mir sagt keiner, was Armut ist. #Rolex
— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) 20. Oktober 2018
Schnell wurde auch darüber diskutiert, warum bei Männern derartige Statussymbole nie kritisiert werden. Scheinbar sind die Zeiten eines Kanzlers Schröder, der gern in Massanzügen und mit dicken Zigarren posierte, in der SPD vorbei. Bescheidenheit ist angesagt. Der Ruf, der Vertreter der «kleinen Leute» zu sein, stehe für die SPD auf dem Spiel. So sehen es jedenfalls einige SPD-Kritiker.
Ich kann mich gar nicht erinnern, dass schon Mal die Armbanduhren von Männern in der SPD diskutiert wurden. Tragen die Jungs alle noch die Casio, die sie zur Einschulung bekommen haben? #rolex @SawsanChebli
— Juliane Schlierkamp (@julianeSchlierk) 20. Oktober 2018
Sehr bewundernswert wie Schröder und Maschmeyer sich hochgekämpft haben und jetzt mit Stolz Sportwagen fahren, teure Anzüge tragen und Zigarre rauchen.
— Leonard Kuntscher (@Leo_Kuntscher) 20. Oktober 2018
Aber der jungen Frau gönnen wir nicht mal eine Uhr.
Deutschland, am Samstag Nachmittag. Die Lage ist dramatisch. #Rolex https://t.co/tczDwIWKOd
Chebli schlägt auf Twitter zurück. Klar ist jedoch, sich als SPD-Politikerin mit einer Uhr fotografieren zu lassen, die sich die meisten Wähler der Partei nicht leisten können, ist einfach etwas ungeschickt. Der PR-Schaden ist jedenfalls da.
Ich würde sie ja sofort verschenken und mit ihr meine Schuhe und Klamotten und überhaupt alles, was ich habe, wenn wir dann allein regierten. https://t.co/W9IJXaJrJa
— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) 20. Oktober 2018
Viele Twitter-User verteidigen Sawsan Chebli jedoch und sehen in der überhitzten Debatte einen Sturm im Wasserglas. Nicht wenige machen sich mit humoristischen Beiträgen über die allgemeine Empörung lustig.
🖖Kuckuck😉
— Ysann (@dalFionavar) 21. Oktober 2018
WAAAS? Die @SawsanChebli trägt ne #Rolex am Handgelenk?
Oh mein Goooott! Wir werden alle sterben!#Uhrengate #FirstWorldProblems pic.twitter.com/aWbnaLrEYe
(mik)