Die Nachfrage nach Immobilien in Dubai ist so hoch wie noch nie. Das Emirat zieht reiche Russen an, die ihr Vermögen vor Sanktionen in Sicherheit bringen wollen.
Dubai boomt. Die Nachfrage nach Immobilien in der Glitzerstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ist so steil nach oben geschossen, dass in einigen Vierteln die Villen knapp werden. Der Trend dürfte sich in diesem Jahr noch verstärken, denn Dubai wird zum Mekka für russische Oligarchen, die ihr Vermögen vor westlichen Sanktionen in Sicherheit bringen wollen. Das lässt viel Geld in die Emirate fliessen – erregt aber auch die Aufmerksamkeit internationaler Ermittler, die den Golf-Staat wegen des Verdachts auf Geldwäsche ins Visier nehmen.
Die Emirate haben sich als regionales Zentrum der Finanzwirtschaft und des Fremdenverkehrs etabliert, um sich aus der Abhängigkeit von Ölexporten zu lösen. Investoren werden mit günstigen Geschäftsbedingungen und einer liberalen Auslegung islamischer Regeln angelockt. Auf einem Index der Weltbank rangieren die Emirate auf Platz 16 der wirtschaftsfreundlichsten Staaten der Welt, weit vor anderen Ländern der Region und auch vor der Schweiz.
Reiche Russen haben besonders Dubai für sich entdeckt. Mehr als 20 Kreml-nahe Unternehmer und Politiker besitzen laut der «New York Times» Luxusanwesen auf einer palmenförmigen künstlichen Halbinsel vor der Küste der Stadt. Sie können sich trotz des russischen Krieges gegen die Ukraine in Dubai sicher fühlen. Die Emirate sind zwar ein wichtiger Partner des Westens und Standort eines US-Luftwaffenstützpunkts, beteiligen sich aber nicht an den westlichen Sanktionen gegen Moskau und halten ihren Luftraum für russische Flugzeuge geöffnet.
Das macht Dubai zum idealen Zufluchtsort für wohlhabende Russen, die ihre Vermögen bisher in London, Paris oder anderen westlichen Städten angelegt hatten. Die Golf-Staaten gewähren Ausländern, die sich ein Haus oder eine Wohnung für mindestens 185'000 Euro kaufen, ein dreijähriges Aufenthaltsrecht für sich und ihre Familien. Der Russische Wirtschaftsrat in Dubai schätzt, dass rund 40'000 Russen in den Emiraten leben. Eine Million Touristen aus Russland und der früheren Sowjetunion kamen zuletzt jährlich.
Schon vor dem Ukraine-Krieg stiegen die Kaufpreise für Villen in Dubai nach Angaben der Immobilien-Beratungsfirma Core um 22 Prozent im Jahresvergleich. «Das Angebot in zentral gelegenen und etablierten Villensiedlungen wird knapp», hiess es kürzlich in einem Bericht des Unternehmens.
Seit Kriegsbeginn drängen noch mehr Interessenten auf den Markt. Privatjets bringen reiche Russen auf der Suche nach einer sicheren Heimat für ihr Geld nach Dubai. Immobilienmakler in Dubai verzeichnen viel mehr Anfragen von Russen als vor Kriegsbeginn, wie die «Financial Times» unter Berufung auf die Branche berichtet. Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, in Dubai würden derzeit Milliardensummen aus Kryptowährungen in Dollar umgewandelt, damit sich die russischen Besitzer Häuser in Dubai kaufen oder ihr Geld von Dubai aus in andere Weltgegenden transferieren können.
Dubai profitiere davon, dass viele Russen in der Stadt «ihre Probleme lösen», sagte der prominente Immobilienunternehmer Hussain Sajwani dem US-Sender CNBC. Die westlichen Sanktionen machten «viele Leute nervös». Er selbst werde mit jedem Interessenten Geschäfte machen, der sein Geld legal in die Emirate bringe.
Doch in der Frage, was legal ist und was nicht, liegt ein Problem, dass der dortigen Regierung noch Kopfschmerzen bereiten könnte. Fragwürdige Finanzpraktiken in den Emiraten seien international bisher weitgehend ignoriert worden, sagen Experten. Der Wohlstand von Dubai basiere zum Teil auf einem «steten Strom illegaler Gewinne aus Korruption und Verbrechen», stellt die US-Denkfabrik Carnegie Endowment for International Peace in einem Bericht fest.
Nun wirft die Ankunft der Oligarchen ein Schlaglicht auf diese Missstände. Die internationale Geldwäsche-Ermittlungsstelle FATF setzte die Emirate jetzt auf eine «graue Liste» von Staaten, die unter Verdacht stehen und genauer beobachtet werden sollen.