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Gabriela Blatter, Schweizer Unterhändlerin an der Klimakonferenz in Pari s(COP 21), versucht Lösungen für beide Seiten zu finden. Und wie sie im Gespräch erklärt, ist das keine leichte Aufgabe.
Gabriela Blatter (31) arbeitet seit 2013 beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) als Expertin für Umweltfinanzierung und nimmt im Kernteam der Schweizer Delegation an den Klimaverhandlungen in Le Bourget bei Paris teil. Sie ist in Baar im Kanton Zug aufgewachsen und hat an der ETH Zürich Chemie studiert. Später arbeitete sie in Entwicklungsprojekten in Indien, bei der Asian Development Bank in Manila sowie der eidgenössischen Gewässeranstalt Eawag.
Gabriela Blatter: Die COP21 ist sehr gut organisiert, man merkt gar nicht, dass es so viele Leute sind. In meinem Bereich der Finanzierung treffe ich zum Teil die gleichen Unterhändler wie bei früheren Konferenzen. Nur sind jetzt die Verhandlungsräume noch grösser, damit alle 195 Länder teilnehmen können.
Nein, die Verhandlungen sind aufgeteilt in Gruppen. Die Schweiz befindet sich in der Gruppe für Umweltintegrität (EIG). Am Tisch sitzen jeweils die Leadverhandler von allen Gruppen. Das gilt auch für die Schweiz, da sie Vorsitzende der Gruppe ist. Damit vertritt sie in einem gewissen Sinn auch die Gesamtinteressen der Gruppe, zu der auch Mexiko, Südkorea, Monaco und Liechtenstein gehören.
Sie basieren auf dem Prinzip der «Trades», des Tauschens, mit «Gives» and «Takes».
Ja, so funktioniert das. Wenn man ein bestimmtes Anliegen hat, versucht man, in dem betreffenden Bereich einen Verhandlungs-Chip aufzubauen, den man später gegen einen Chip des Verhandlungspartners eintauschen kann. Zum Beispiel hält man an einer günstigen Textpassage des Schlussdokumentes so lange wie möglich fest. Dann kann man sie am Ende gegen einen Vorteil der anderen Seite eintauschen.
Wir haben ein klares Mandat des Bundesrates. Das ist unsere Richtlinie. Sie formuliert die Interessen der Schweiz. Sie orientieren sich am gemeinsamen Konferenzziel, die planetare Temperaturzunahme bis Jahrhundertende auf zwei Grad zu beschränken.
Die Schweiz spielt deutlich über ihrer Grösse. Sie hat sich den Ruf erarbeitet, die Gespräche zu fördern und jeweils einen «Middle ground» zu schaffen, also ein Feld, auf dem sich alle Seiten finden können. Und da wir uns in Sachen Lösungsfindung einen Namen gemacht haben, können wir das Abkommen massgeblich mitgestalten.
Es gibt grundsätzlich zwei Finanzierungsmöglichkeiten: zum einen direkte nationale Gelder für Entwicklungsprojekte, zum anderen die kollektive Mobilisierung von Mitteln aus allen Quellen für den Klimawandel durch sämtliche Staaten. Diese beiden Aspekte waren am Anfang innerhalb des Textes vermischt. Das machte es sehr schwierig, auch nur zu verstehen, wer wie viel beiträgt. Die Schweizer Delegation hat deshalb versucht, die anderen Staaten davon zu überzeugen, die beiden Aspekte zu trennen, um einfacher eine Lösung für beide Aspekte zu finden. Das ist uns am letzten Donnerstag gelungen.