Ex-Präsident Donald Trump hat sich die Auffrischimpfung gegen das Coronavirus geholt. Vor einer anderen Gefahr bewahrt ihn aber kein Vakzin: Schon im Januar dürfte sich Trump in einem Verhörraum in seiner Heimatstadt New York wiederfinden.
Nichts hasst Donald Trump mehr als laute «Buuuuh»-Rufe aus dem Publikum. Genau das aber hat er Anfang Woche erhalten, als er sich mit dem einstigen «Fox News»-Moderator Bill O’Reilly auf einer Bühne über seine Booster-Impfung unterhalten hat. «Haben Sie den Booster gekriegt?», fragte O’Reilly den alten Weggefährten. «Yesss!», antwortete Trump. «Buuuuuuh!», tönte es laut aus dem Saal. Und um Trumps gute Laune wars geschehen.
Doch so sehr der vielleicht talentierteste Provokateur der modernen Politgeschichte das Spiel mit dem Feuer und das verschwörerische Geplauder über die dunklen Zirkel der Macht liebt: Mit Impfskepsis muss man dem 75-jährigen Ex-Präsidenten nicht kommen. Trump, unter dessen Ägide die «Operation Warp Speed» zur schnellen Entwicklung eines Covid-Impfstoffes in den USA lanciert worden war, präsentierte sich von Anfang an als grosser Vakzin-Fan.
«Wir haben mit der Impfung Millionen Leben gerettet. Seid doch stolz darauf», rief er am Montag den Impfskeptikern in seinem Publikum zu. Ohne die Immunisierung hätte die aktuelle Pandemie ein ähnliches Ausmass angenommen wie anno 1918 die Spanische Grippe, sagte Trump. Schätzungen zufolge verstarben damals weltweit bis zu 100 Millionen Menschen an der heimtückischen Krankheit.
Trump ging gar soweit, die Impfskeptiker als politische Gefahr für die USA hinzustellen. Wer den Nutzen der Vakzine kleinrede, der spiele den Gegnern der Vereinigten Staaten in die Hände, betonte der Republikaner. Eine Impfpflicht will er aber nicht. Schliesslich sei Amerika ein freies Land.
«Ich sage euch nur: Ich habe sie erhalten. Holt sie euch auch. Sie ist gut!»
Nicht schützen kann die Impfung den abgewählten Präsidenten vor den drohenden Strafverfahren, die nächstes Jahr auf ihn und seine Firma, die «Trump Organization», zukommen. Letitia James – die New Yorker Staatsanwältin, die im Sommer bereits den wegen sexuellen Missbrauchs in Verdacht stehenden New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo zu Fall brachte – will Donald Trump schon im Januar unter Eid zu den mutmasslich illegalen Praktiken seiner Firma aussagen lassen.
Konkret wirft sie Trump vor, den Wert seiner Immobilien falsch angegeben zu haben, um an Bankkredite heranzukommen.
Trump beschuldigt die tüchtige Staatsanwältin jetzt seinerseits, eine politische «Hexenjagd» gegen ihn zu lancieren. Am Montag reichte er eine Anzeige gegen Letitia James ein, in der er der Demokratin vorwirft, aus reinem Eigennutz einen «politischen Konkurrenten anzugreifen und blosszustellen». James hat den Vorwurf als lächerlich bezeichnet.
«Um das ein für allemal klarzustellen: Weder Herr Trump noch seine Firma, die Trump Organization, werden uns diktieren, ob und wann sie uns für ihre Aktionen Rechenschaft ablegen müssen.»
Wenn es nach ihrem Willen geht, wird ihr der frühere US-Präsident schon Anfang Januar in einem Verhörsaal gegenübersitzen.
- Immobilien-Bschiss: Die Staatsanwaltschaft von Manhattan untersucht, ob Trump die Mieter seiner Immobilien mit zu hohen Preisen geschröpft hat.
- Steuerhinterziehung: Die Staatsanwaltschaft von Manhattan verdächtigt die Trump Organization, über 15 Jahre hinweg Einkommen und Vermögen vor dem Fiskus versteckt zu haben. Der Prozess soll im Sommer 2022 losgehen.
- Wahleinmischung: Die Staatsanwaltschaft in Atlanta, Georgia, wirft Trump vor, durch seinen illegal ausgeübten Druck auf die lokalen Behörden die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl im Swing-State verfälscht haben zu wollen.
- Angriff auf das Kapitol: Eine Kommission des Repräsentantenhauses untersucht, ob Trump durch seine Anstachelung der Proteste in Washington am 6. Januar 2021 den Sturm auf das Kapitol mitverursacht und damit eine Straftat begangen hat. (sas)