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Gemälde retten, Pressekonferenzen für weibliche Reporter geben, französisch parlieren: Jede First Lady interpretiert ihr Amt ein bisschen anders.
Das wär was gewesen: Wäre Hillary Clinton zur Präsidentin gewählt worden, hätten die USA mit Bill Clinton zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen «First Husband», einen «First Gentleman» oder einen «First Mate» erhalten. Wie genau man die männliche Version der First Lady genannt hätte, das wusste allerdings nicht mal Hillary Clinton selbst. In der Talkshow von Jimmy Kimmel sagte sie vergangenes Jahr: «Ich weiss nicht, wie wir ihn nennen müssten. Aber ich weiss, dass ich ihn regelmässig um seinen Rat fragen würde.»
Dass Präsidenten die First Lady offiziell um Rat fragen, das war nicht immer so. In seinen Ursprüngen hatte das Amt der First Lady nämlich eine rein repräsentative Funktion. Martha Washington (1789 bis 1797), die erste First Lady der amerikanischen Geschichte, hostete Dinner-Partys, nahm aber nicht am politischen Alltag, ja nicht einmal an der Wahleinsetzung ihres Mannes Teil. Die erste politisch aktive First Lady war Dolley Madison (1809 bis 1817), die einen Ehrensitz im Kongress hatte und sich dort für die Belange von Waisenkindern starkmachte. Berühmt wurde Dolley Madison aber durch ihre heldenhafte Rettung des George-Washington-Portraits, das sie im Krieg von 1812 aus dem brennenden Weissen Haus gerettet haben soll. In Wirklichkeit waren es wohl Sklaven, die den gemalten Washington vor dem Flammentod bewahrten.
Eindrücklich war das Engagement von First Lady Eleanore Roosevelt (1933 bis 1945). Sie hatte eine eigene Radiosendung, veröffentlichte eine tägliche Zeitungskolumne und gab Pressekonferenzen, zu denen sie ausschliesslich weibliche Reporter einlud. Ihr Einsatz für Menschenrechte, für die Gleichberechtigung von Frau und Mann und gegen bewaffnete Konflikte überdauerte ihre Zeit als First Lady. Nach dem Tod ihres Mannes amtete sie als Vorsitzende der UNO-Menschenrechtskommission.
Einen eher häuslichen Groove brachte Jacqueline Kennedy (1961 bis 1963) ins Weisse Haus. Die Journalistin und Lektorin war für ihre stylishen Hüte bekannt und landete regelmässig zuoberst auf den Listen der bestgekleideten Damen der Welt. Doch «Jacky» Kennedy war nicht nur bildhübsch, sondern auch blitzgescheit. Auf dem Staatsbesuch in Frankreich 1963 war sie es, die auf Französisch mit Charles de Gaulle parlierte, während ihr Mann John F. Kennedy staunend danebensass. Jacky Kennedy war die bisher einzige First Lady, die einen Emmy Award gewann: für eine Führung durchs Weisse Haus, die mehr als 50 Millionen Menschen am Fernsehen verfolgten.
Die einflussreichste First Lady Amerikas war Hillary Clinton (1993 bis 2000). Sie stand unter anderem der Task-Force für die Krankenkassenreform vor und trat als aktive Beraterin ihres Mannes auf. Hillary Clinton war die einzige First Lady, die noch während der Amtszeit ihres Mannes eine eigene politische Karriere lancierte. 2000 wurde sie in den Senat gewählt und war 17 Tage lang gleichzeitig Senatorin von New York und First Lady.
Auch Michelle Obama, die aktuell amtierende First Lady, hat sich politisch stark engagiert. Neben ihrem Einsatz für Militärfamilien und Frauenrechte bleibt sie vor allem für ihre «Let’s Move»-Kampagne in Erinnerung, mit der sie dem Übergewicht in Amerika den Kampf ansagte. Ob sie nach Hillary Clinton die zweite First Lady wird, die selber für das höchste politische Amt Amerikas kandidiert, das bleibt offen.