Imran Khan spielte früher Cricket, feierte mit der britischen Upper Class und verteidigt die Todesstrafe für Gotteslästerung.
Für Imran Khan erfüllt sich nach 22 Jahren endlich sein Lebenstraum, Premierminister von Pakistan zu werden. Der 65-jährige Ex-Cricketspieler war für seine politischen Ambitionen lange Zeit nur müde belächelt worden. Nun ist der ehemalige Jet-Setter, der mit britischem Akzent spricht, in Oxford studierte und mit der britischen Upper Class Partys feierte, kurz davor, Regierungschef der islamischen Republik zu werden, wo 90 Prozent der Bevölkerung bettelarm sind und Terror und radikaler Islam so zum Alltag gehören wie Chicken Biryani und Tee.
Der 1952 im ostpakistanischen Lahore geborene Khan, der schon 2013 auf einen Wahlsieg hoffte, verspricht seinen Anhängern ein «Naya Pakistan» (neues Pakistan). Doch wenig wird daran neu sein. Denn bevor Khan Pakistan verändern kann, hat Pakistan Khan verändert. Der frühere Lebemann mit dunklen Augen und herausforderndem Blick hat sich von seinen liberalen Ansichten, die er noch vor einigen Jahren freimütig kundtat, radikal verabschiedet.
Vor zehn Jahren kämpfte Khan noch gegen Pakistans mächtiges Militär, Korruption und die Luftschläge der USA. Nun fährt er einen knallharten Populismus, der vor nichts Halt zu machen scheint. Seine Nähe zum radikalen Islam hat ihm den Spitznamen «Taliban Khan» eingetragen. Im Wahlkampf hielt er Pakistans drakonische Blasphemie-Gesetze hoch, die im Falle von Gotteslästerung und Prophetenbeleidigung die Todesstrafe vorsehen. Auch machte er Front gegen religiöse Minderheiten, namentlich die Ahmadis und Schiiten, denen er absprach, echte Muslime zu sein.
Weniger offen trägt Khan seine neue Nähe zu Pakistans mächtiger Armee zur Schau, doch es gibt kaum Zweifel daran, dass die Führung im Hauptquartier in Rawalpindi sich lieber den politisch weniger erfahrenen Khan wünscht als Gegenspieler Nawaz Sharif, der bereits dreimal Premierminister des Landes war. Schon im Wahlkampf gab es massiven Druck auf die Medien, positiv über Khan und seine Partei zu berichten.
Das Militär, das seine Fäden in Pakistan seit einigen Jahren gern im Hintergrund zieht, möchte politische Macht ohne Verantwortung geniessen. Gern tauchten die Armeechefs auf, wenn es darum ging, in Zeiten der Not den gütigen Landesvater zu spielen. Bei Wirtschaftskrisen und politischen Debakeln ist jedoch stets die zivile Regierung schuld an der Misere.
Allerdings gilt Khan auch als eitel, wenig verlässlich und impulsiv, was der Armeeführung am Ende doch nicht passen könnte. «Imran ist der neue Ex-Premierminister», spotteten Pakistaner am Donnerstag. Imran Khans Wandel zeigt sich auch in seinem Privatleben: Seine erste Frau, Jemima Khan, geborene Goldsmith, ist Jüdin und Erbin eines Milliardenvermögens, die in der Londoner Gesellschaft daheim ist. Sie steht für Khans liberale, weltoffene Phase, als er mit Prinzessin Diana durch Lahore spazierte und für Pakistan die Cricket-Weltmeisterschaft gewann.
Khans zweite Ehe mit der Britisch-Pakistanerin Rehman Khan, eine lebenslustige BBC-Wetteransagerin, die immerhin öfter mal ein Kopftuch trug, endete 2015 nach nur wenigen Monaten. Ehefrau Nummer drei, Bushra Maneka, eine Wahrsagerin und Khans spirituelle Beraterin, tritt nur von Kopf bis Fuss verschleiert in der Öffentlichkeit auf und soll tief religiös sein.