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Wenn Kataloniens separatistische Regierung eines aus der Coronakrise gelernt hat, dann das: Die Loslösung von Spanien ist dringend notwendig.
Die Region im Nordosten Spaniens ist mit ihren knapp sieben Millionen Einwohnern nach Madrid die am heftigsten von der Epidemie betroffene Gegend Spaniens. Und Regionalpräsident Quim Torra ist sich sicher, dass Katalonien als unabhängiger Staat die Krise wesentlich besser unter Kontrolle hätte.
In einer Videokonferenz mit Journalisten ging der katalanische Regierungschef hart mit dem Krisenmanagement der Zentralregierung ins Gericht. Er warf Ministerpräsident Pedro Sánchez vor allem fehlenden Dialog vor. «Seit einem Monat übermittelt er uns Regionalpräsidenten lediglich, was er zuvor per Dekret beschlossen hat.» Torra warnte Sánchez davor, den Alarmzustand zu nutzen, um Spanien weiter zu zentralisieren.
Das Misstrauen der katalanischen Separatisten gegenüber Madrid ist derart gross, dass selbst die Verteilung von Atemschutzmasken zum Politikum wird. Die spanische Regierung hatte den Katalanen 1'714'000 Schutzmasken geschickt. Der katalanische Innenminister Miquel Buch interpretierte das als eine historische Referenz an das Jahr 1714: Jenes Jahr, in dem Katalonien im Zuge der spanischen Erbfolgekriege an Spanien fiel.
Für seine Teilnahme am geplanten Staatspakt, bei dem sich alle Parteien und Regionen auf eine gemeinsame Strategie zur Bewältigung der sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise einigen sollen, machte Torra zur Bedingung, dass Katalonien seinen Anspruch auf ein Selbstbestimmungsrecht einbringen darf. Ob Sánchez und die konservativen Oppositionsparteien darauf eingehen, ist zu bezweifeln.