USA
Warum Donald Trump im rechten Amerika unantastbar ist

Das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Donald Trump endete am Mittwoch mit einem Freispruch im Senat. Angebracht wäre wohl auch ein Dankeschön an die rechte Medienindustrie – ohne deren Schützenhilfe hätte der Präsident die Affäre nicht überlebt.

Renzo Ruf aus Washington
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Nancy Pelosi (r.) zerreisst den Abdruck der Rede von Präsident Trump.

Nancy Pelosi (r.) zerreisst den Abdruck der Rede von Präsident Trump.

Patrick Semansky / AP

Vor einigen Tagen sorgte eine Szene im konservativen Amerika für kollektive Entrüstung. In einer Sendung des Nachrichtenkanals CNN machte sich ein ehemaliger republikanischer Wahlstratege im Zusammenhang mit der Ukraine-­Affäre lustig über das Allgemeinwissen von Präsident Donald Trump und seiner Anhänger.

Und weil er dabei den breiten Südstaaten-Akzent nachäffte, in dem ein Trump-Wähler vom platten Land sprechen würde, brach der CNN-Moderator Don Lemon in Lachen aus.

Daraufhin setzte sich die rechte Empörungsmaschine in Gang. Zuerst im konservativen Medien-Universum im Fernsehen und im Internet, dann auch im Washingtoner Politbetrieb. Einflussreiche Stimmen beschwerten sich darüber, dass die «linken Eliten» in «den Massenmedien» sich lustig über diejenige Hälfte des Landes mache, die den Präsidenten unterstütze.

Auffallend an dieser Episode waren zwei Dinge. Erstens schauen sich täglich weniger als 1 Million Amerikaner – in einem Land mit fast 329 Millionen Bewohnern – die abendliche Sendung von Don Lemon an. Er mag eine nationale Plattform besitzen, ein Meinungsführer der «linken Eliten» aber ist er nicht. Dennoch fand es der Präsident angezeigt, auf seinem Twitter-Konto einen Ausschnitt des CNN-Programms weiterzuverbreiten und den afroamerikanischen Moderator zu beleidigen.

Es war dann aber nicht Trump, der sich für seine Breitseite rechtfertigen musste; vielmehr sah sich der CNN-Moderator zu einer halbherzigen Entschuldigung gezwungen. Natürlich habe er die Trump- Wähler nicht beleidigen wollen, sagte Lemon.

Der Präsident gab sich damit aber nicht zufrieden. In einem Interview mit Sean Hannity, der wochentags ein Radio-Programm und eine Sendung auf dem Nachrichtenkanal Fox News moderiert, beschimpfte er Lemon erneut.

Ich war mir nicht sicher, ob sie die Rede oder die Verfassung zerriss

Obwohl diese Episode wohl bereits wieder in Vergessenheit geraten ist, symbolisiert sie doch, wie die Trump-Maschine funktioniert, die sich derzeit auf Hochtouren dreht – so empörte sich Vizepräsident Mike Pence am Mittwoch auf Fox News darüber, dass sich die Demokratin Nancy Pelosi nach dem Ende der präsidialen Rede zur Lage der Nation am Abend zuvor auf unorthodoxe Art und Weise vom Redemanuskript Trumps getrennt hatte. «Ich war mir nicht sicher, ob sie die Rede oder die Verfassung zerriss», sagte Pence empört.

Nicht erst seit der Entscheidung des Senats am Mittwoch, die Anklagepunkte im Amtsenthebungsverfahren zurückzuweisen und Trump vom Vorwurf des Machtmissbrauches in der Ukraine-Affäre freizusprechen, ist er im rechten Amerika buchstäblich unantastbar.

Wer den Präsidenten kritisiert, der legt sich automatisch mit Radio- und TV-Grössen wie Rush Limbaugh oder Sean Hannity an, die täglich zu jeweils mehr als 15 Millionen konservativen Amerikanern predigen.

Trump hat die rechte Medienindustrie hinter sich versammelt

Jede noch so geringe Attacke gegen den Präsidenten ist in den Augen von Limbaugh und Konsorten ein weiterer Beweis für die These, dass sich das immer wieder heraufbeschworene Establishment nicht mit dem Machtwechsel im Jahr 2016 abgefunden habe.

Und dass die Verbündeten der Demokraten das Land zerstören wollen. Auch deshalb gibt es in den Reihen der Republikaner derart wenige Politiker, die Trump öffentlich kritisieren.

Trump ist es gelungen, sich eins zu machen mit den Sprachrohren der rechten Medienindustrie, die an der republikanischen Basis zu den meistgeschätzten Stimmen gehören und die ihm den Rücken freihält.