Graue Wölfe
Was hat es mit der Entscheidungsschlacht bei Gallipoli auf sich?

Am Samstag wollen sich die Grauen Wölfe in Reinach BL treffen. Von einer politischen Veranstaltung wollen sie nichts wissen. Vielmehr verweisen sie darauf, sich in Gedenken an die Schlacht von Gallipoli zusammenzufinden. Was hat es damit auf sich?

Bojan Stula
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Der türkische Präsident Erdogan beim Denkmal in Gallipoli.

Der türkische Präsident Erdogan beim Denkmal in Gallipoli.

Keystone

Was den Allierten im Zweiten Weltkrieg mit der Invasion in der Normandie gelang, scheiterte im Ersten Weltkrieg unter katastrophalen Umständen: Der Versuch der Verbündeten Grossbritannien und Frankreich, mit einer amphibischen Landung im feindlichen Hinterland den Krieg zu entscheiden, endete für die Entente in einer schmachvollen Niederlage mit 50'000 Toten und 100'000 Verwundeten.

Gleichzeitig stellt die Schlacht von Gallipoli den grössten militärischen Erfolg der Türkei in der Neuzeit dar. Nach fast einem Jahr blutiger Kämpfe gaben Briten und Franzosen im Januar 1916 ihren Plan auf, durch die Landung von Truppen auf der türkischen Halbinsel Gallipoli den Weg über die Dardanellen zur Eroberung Istanbuls freizumachen und damit die Türkei als Verbündeten von Deutschland aus dem Krieg zu nehmen.

Englische Militärhistoriker machen für das Versagen der eigenen Generäle eine fast schon kriminelle Geringschätzung des türkischen Gegners als Hauptgrund aus. Die in Westeuropa daher verdrängte und vergessen gegangene Entscheidungsschlacht wirkt anderswo bis auf den heutigen Tag nach: In den Schützengräben von Gallipoli erwarb sich Mustafa Kemal Pascha den Ruf eines unerschrockenen Truppenführers und legte damit den Grundstein für seinen späteren Werdegang, der ihn als Kemal Atatürk zum Gründer der modernen türkischen Republik aufsteigen liess.

Jeweils am 18. März feiert die Türkei den «Tag der Gefallenen», in Erinnerung an jenen Tag, als den türkischen Verteidigern in der Frühphase der Gallipoli-Schlacht die Versenkung von drei britisch-französischen Schlachtschiffen gelang.

Der Erdogan-Regierung werfen westliche Kritiker vor, dass sie diesen Gedenktag inzwischen zum Symbol für den Sieg des Islams über «westliche Kreuzritter» umstilisiert hat. Am anderen Ende der Welt bleibt der «Anzac-Day» am 25. April bis heute der wichtigste Feiertag Australiens: Die Schlacht von Gallipoli und der dortige tragisch-tapfere Einsatz des australisch-neuseeländischen Armeekorps («Anzac») gilt als identitätsstiftend für den damals noch jungen australischen Staat. (bos)