Bei seiner ersten Auslandsreise bietet Nordkoreas Machthaber atomare Abrüstung an. Bedingung: Die USA müssen ebenfalls abrüsten – und seine Sicherheit garantieren.
Erst dürfen die chinesischen Staatsmedien zwei Tage lang gar nicht über den Überraschungsbesuch des nordkoreanischen Machthabers in Peking berichten. In China herrschte absolute Nachrichtensperre. Doch nur wenige Stunden nachdem Kim Jong Un in seinem dunkelgrünen Zug gen Nordosten abgereist ist, überschlagen sich die staatlich kontrollierten Medien geradezu mit Berichten über Kims Besuch in China.
Breaking: North Korean armored train spotted at Beijing, China. Kim Jong Un probably on board. pic.twitter.com/p0Lij0Q1Wo
— Augustus Manchurius (@1984to1776) 26. März 2018
Der Nachrichtenkanal des chinesischen Staatssenders CCTV brachte gestern Bilder von Kim in einer Dauerschleife: Der nordkoreanische Diktator, wie er über den roten Teppich schreitet und von Chinas Staatspräsident Xi Jinping mit militärischen Ehren empfangen wird, Kim mit seiner Ehefrau und Chinas First Lady Peng Liyuan beim Staatsbankett, Kim händeschüttelnd mit dem chinesischen Premierminister Li Keqiang. Die Staatsmedien verbreiteten diese Bilder zusammen mit Kommentaren wie «unser Freund» und «zwei Bruderstaaten finden zueinander».
Die Gerüchte der letzten zwei Tage sind damit offiziell bestätigt. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist Anfang der Woche tatsächlich für zwei Tage in Peking gewesen – auf Einladung des chinesischen Staats- und Parteichefs Xi Jinping, heisst es in Chinas Nachrichtenagentur Xinhua. Und bei feierlichen Bildern und blumigen Worten ist es keineswegs geblieben.
Kim erklärte, er fühle sich «der Denuklearisierung verpflichtet» und sei generell zu einer atomaren Abrüstung bereit. «Die Frage der Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel kann gelöst werden, wenn Südkorea und die USA auf unsere Bemühungen mit Wohlwollen reagieren, eine Atmosphäre des Friedens und der Stabilität schaffen, während gleichzeitig progressive und synchrone Schritte in Richtung des Friedens ergriffen werden», soll Kim laut Xinhua wörtlich gesagt haben.
Was der nordkoreanische Machthaber damit gemeint haben dürfte: Er ist bereit, sein Atomwaffenprogramm zu stoppen, wenn er im Gegenzug von den USA die Garantie erhält, nicht gestürzt zu werden. China soll nach seinem Willen eine Schlüsselrolle spielen. Um Nordkorea auch weiterhin regieren zu können, sucht er offenbar die Rückendeckung des mächtigen Nachbarn.
Seitdem Kim an der Macht ist, hat sich das Verhältnis zwischen den beiden Staaten massiv verschlechtert. Die chinesische Führung ist gegen Nordkoreas Atomwaffenprogramm und trägt seit dem vergangenen Jahr auch konsequent die UN-Sanktionen gegen den einstigen Bruderstaat mit. In den letzten Wochen hatte Peking befürchtet, Nordkorea könnte ohne den einstigen Verbündeten mit den USA, Japan und Südkorea verhandeln. Das wäre ein herber Gesichtsverlust für die aufstrebende Grossmacht China gewesen.
Nun laufen in Peking die diplomatischen Kanäle heiss. Präsident Xi schickte gestern seinen Top-Diplomaten Yang Jiechi nach Seoul, um Südkoreas Regierung über die Gespräche mit Kim zu unterrichten. Auch mit den USA soll Xi Kontakt aufgenommen haben. Zumindest behauptet das Weisse Haus in Washington, dass Xi dem US-Präsidenten auch gleich eine persönliche Nachricht übermittelt hat. Sinngemäss soll sich Xi bei Trump bedankt haben. Trumps Kampagne des maximalen Drucks habe überhaupt erst eine «angemessene Atmosphäre» für einen Dialog mit Nordkorea geschaffen. Chinas Führung wollte diese Aussage nicht bestätigen.