Italien
Wegen Corona-Virus bricht öffentliches Leben zusammen: Norditalien riegelt ganze Städte ab

Angesichts der rasanten Ausbreitung des Coronavirus in Norditalien hat die Regierung von Giuseppe Conte am Sonntag zu drastischen Massnahmen gegriffen: Ganze Kleinstädte wurden abgeriegelt, das öffentliche Leben kam zum Erliegen.

Dominik Straub aus Rom
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Seit Sonntag sind sämtliche Zufahrtsstrassen zur lombardischen Kleinstadt Codogno in der Nähe von Mailand geschlossen: Am Ortseingang hat die Polizei Strassensperren errichtet. Um in die 15'000-Einwohnerstadt zu gelangen oder um sie zu verlassen, sind Spezialgenehmigungen erforderlich. Das Ortszentrum gleicht einer Geisterstadt: Ladengeschäfte, Restaurants, Bars und selbst die Kirchen geschlossen. Die Behörden haben sämtliche öffentlichen Veranstaltungen abgesagt und die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, zu Hause zu bleiben und auf "soziale Kontakte" zu verzichten."In Codogno ist keine Menschenseele mehr auf der Strasse. Es ist, als wären wir in Wuhan”, sagte ein Bewohner am Wochenende gegenüber dem italienischen Staatsfernsehen.

Die Situation in Codogno ist Folge eines Notdekrets, das die Regierung angesichts der rapiden Ausbreitung des Coronavirus in den norditalienischen Regionen Lombardei und Venetien an einer Sondersitzung erlassen hat. Um einer Pandemie vorzubeugen, wurden die am stärksten betroffenen Städte komplett abgeriegelt. "Das Betreten und Verlassen dieser Gebiete ist verboten", erklärte Regierungschef Giuseppe Conte. Zunächst werde zur Durchsetzung der Quarantäne auf Polizeikräfte gesetzt; sollten diese nicht ausreichen, würde notfalls auch die Armee mobilisiert. "Wir tun dies zum Schutz Gesundheit der italienischen Bevölkerung, die jetzt das Wichtigste ist", betonte der Premier. Wer sich den Quarantäne-Massnahmen widersetzt, riskiert eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Monaten.

Die Stadt die niemals schläft: In der eigentlich so pulsierenden Millionenmetropole New York City sind die Strassen dieser Tage menschenleer.
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Roger und Mirka Federer spenden eine Million Franken an «die am stärksten gefährdeten Familien in der Schweiz». (Archivbild)
Prinz Charles ist positiv auf Corona getestet worden, es gehe ihm aber gut. (Archivbild)
Die Migros lanciert einen kostenlosen Heimlieferservice für Senioren.
Daniel Koch in der SRF-Sondersendung: «Wir gehen davon aus, dass die Lage im Frühsommer normal sein sollte.»
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewaeltigung und internationale Zusammenarbeit BAG (rechts), spricht an der Seite von Raynald Droz, Brigadier, Stabschef Kommando Operationen VBS, links, Martin Tschirren, Direktor Bundesamt für Wohnungswesen WBF (Zweiter von Links) und Boris Zürcher, Leiter Seco.
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit BAG: «Die Pandemie hat weltweit stark zugenommen.»
Laut Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit SECO, hat die Zahl der Anträge auf Kurzarbeit erneut zugenommen.
Raynald Droz, Brigadier, Stabschef Kommando Operationen VBS, sagt, dass die Zahlen auf verschiedenen Dispositiven weiter aufgestockt werden konnten.
Martin Tschirren, Direktor Bundesamt für Wohnungswesen: «Es gibt derzeit keinen Zügelstopp auf Bundesebene.»
Auch Journalisten halten an der Medienkonferenz die 2-Meter-Abstand-Regel ein.
Das Universitätsspital hat einen Coronavirus-Test entwickelt, der sich bewährt habe. (Symbolbild)
Nach zahlreichen Corona-Virus-Fällen halten Ärzte die Region rund um Verbier für einen der grösseren Infektionsherde in der Schweiz und hatten eine Quarantäne für den Ort Val de Bagnes gefordert.
Online-Portale sind überlastet: Das Formular für Selbständige, mit dem sie bei der Arbeitslosenkasse Unterstützung einfordern können, wird mehr als rege genutzt.
Kommt doch noch eine Ausgangssperre? Gesundheitsminister Alain Berset spricht an der Medienkonferenz des Bundes mit Wirtschaftsminister Guy Parmelin (20. März 2020, Bild: Keystone)
Freiwilligenhelfer Adem Salimi erledigt in Biasca TI die Einkäufe für eine betagte Person.
Der Zuger CVP-Ständerat Peter Hegglin sprach an der Medienkonferenz der Finanzdelegation von National- und Ständerat, die über das Hilfspaket des Bundesrates für die Wirtschaft zu entscheiden hatte.
«Pro Tag werden weiterhin 6000 Test durchgeführt»: Daniel Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit.
Martin Tschirren, Direktor Bundesamt für Wohnungswesen.
Seco-Leiter Boris Zürcher: «Die kantonalen Arbeitsbehörden sind extrem gefordert und müssten unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Aber das System funktioniert.»
Martin Dumermuth: «Die Betriebe müssen sich an die Vorgaben des Bundes halten und Hygienemassnahmen und die soziale Distanz wahrnehmen.»
Hans-Peter Lenz, Leiter Krisenmanagementzentrum EDA.
Daniel Koch, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten BAG
Das Tessin ist landesweit am stärksten vom Coronavirus betroffen: Soldaten der Schweizer Armee beim Transport eines Patienten mit Covid-19 am Eingang der Notaufnahme im Kantonsspital ''La Carita'' in Locarno.
Demonstration zum Tag der Arbeit in Zürich.
Sie fordert vollständigen Stillstand: Unia-Präsidentin Vania Alleva.
Wer sein GA derzeit nicht braucht, kann es für 30 Tage in die Pause schicken. (Symbolbild)
Die Glückskette sammelt für Menschen in der Schweiz, die wegen des Coronavirus in eine Notlage geraten sind. (Archivbild)
Einsamer Zug im Bahnhof Luzern: Wegen der Corona-Pandemie reduziert die SBB ihr Angebot nochmals drastisch.
Japans Premierminister erklärt am 23. März vor dem Parlament, dass eine Verschiebung der Olympischen Spiele in Frage kommt.
Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel muss inmitten der Coronakrise selbst in häusliche Quarantäne. Die Kanzlerin hatte Kontakt zu einem Arzt, der mittlerweile positiv auf das Corona-Virus getestet wurde.
Bis zu 7000 Virus-Tests können in der Schweiz pro Tag gemacht werden
Spanien verzeichnet neben Italien am meisten Infizierte in Europa – es gilt eine Ausgangssperre.
Ein gefragter Mann zurzeit: Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit stellt sich an einer Medienkonferenz vom Samstag erneut den Fragen der Journalisten.
Mediziner befürchten wegen dem Corona-Virus einen «Massenzustrom von Patientinnen und Patienten in die Akutspitäler». (Im Bild: Behandlungsraum des Spitals Moncucco in Lugano – eines von zwei medizinischen Zentren im Kanton Tessin zur Behandlung von Coronavirus Patienten.
20. März: Der Bundesrat informiert über schärfere Massnahmen gegen die Coronavirus-Epidemie: Alain Berset (rechts), Guy Parmelin (Mitte) und Ueli Maurer (links).
Alain Berset informiert, dass der Bundesrat erneut schärfere Massnahmen ergreift. Neu verbietet er Menschengruppen von mehr als fünf Personen.
Guy Parmelin: «Meine Damen und Herren: Hilfe kommt.» Der Bundesrat spricht weitere 32 Milliarden Franken für die Wirtschaft.
Kann der Bundesrat so viel ausgeben, 42 Milliarden? Ja, sagt Bundesrat Ueli Maurer.
20.März: Der Bundesrat informiert über schärfere Massnahmen gegen die Coronavirus-Epidemie.
Am Freitag um 12.30 Uhr hat die Schweiz den Menschen im Gesundheitswesen mit einem Applaus Danke gesagt.
Danke – das war der Aufruf.
Weil sich die Menschen vor allem abends noch immer in den Parks versammeln, macht die Stadt Bern einige dicht.
Die EU-Kommission hat die Mitgliedsländer angewiesen, Schutzmaterial-Exporte in EFTA-Länder wie die Schweiz nicht mehr zu blockieren.
Lange war unklar, ob wegen des Corona-Virus Lehrabschlussprüfungen stattfinden können oder nicht. (Symbolbild)
Us-Präsident Donald Trump sagt den G7-Gipfel 2020 wegen der Corona-Krise als persönliches Treffen ab.
«Wir erleben in der Schweiz eine starke Welle. Es geht jetzt wirklich ums ernsthafte Überleben von vielen Leuten.» Daniel Koch vom BAG an der Pressekonferenz vom 19. März.
Die Klinik Moncucco in Lugano nutzt derzeit eine Garage für die Triage von Patienten.
Die Swiss setzt bald nur noch eine Langstrecken- und fünf Kurzstreckenmaschinen ein.
«Alles wird gut», heisst es auf dieser italienischen Flagge in Rom.
«Bleib zu Hause», lautet die Botschaft dieses Geschäftsgebäudes in Mailand.
Die Grenzen sind geschlossen. Hier im Bild: Die abgeriegelte Grenze zwischen Konstanz (DE) und Kreuzlingen (CH).
Einreisebeschränkungen, wie hier an der Grenze zu Frankreich, gelten von nun auch für Spanien.
Foto des Tages: Zwei Pflegerinnen aus dem Kantonsspital Aarau rufen die Bevölkerung zur Solidarität auf.
Die Telekomshops von Swisscom, Sunrise und Salt, die an wichtigen Standorten sind, bleiben geöffnet aber mit eingeschränkten Öffnungszeiten. (Archivbild)
Onlinehändler Digitec hat enorme Nachfrage und will deswegen zusätzliches Personal anheuern von Firmen, die wegen der Corona-Krise in Not sind.
Eigentlich sollte auch auf den Baustellen die Arbeit heruntergefahren werden. Die BAG-Vorschriften werden aber laut der Gewerkschaft Unia nicht eingehalten. (Symbolbild)
In Russland bleiben die Schulen wegen des Corona-Virus nun auch geschlossen. im Bild: Der russische Präsident Wladimir Putin während einer Kabinettssitzung.
Zwei Polizisten kontrollieren auf der Bundesterrasse in Bern, dass das Social Distancing eingehalten wird.
Flughafen Zürich, 17. März: Auch hier sind alle Restaurants sind geschlossen, nachdem der Bund am Montag den Notstand ausgerufen hat.
Genf, 17. März: Junge Männer spielen DJ auf ihrem Balkon, um das medizinische Personal und die Polizei bei ihrem Einsatz gegen Corona aufzuheitern.
Deutschland, 18. März: Seit heute gibt es in Baden-Württemberg ein mobiles Corona-Abstrichzentrum. Das Zentrum ist nicht öffentlich zugänglich.
Ausgestorbene Flughäfen: Eine Mitarbeiterin des Frankfurter Flughafens steht neben dem leeren Wartebereich für die Gepäckabgabe.
Wirtschaftsminister Guy Parmelin arbeitet mit Hochdruck an Lösungen, um die Schweizer Wirtschaft zu unterstützen.
Medienkonferenz vom 16. März: Neu in der Runde ist Verteidigungsministerin Viola Amherd anstelle von Guy Parmelin. Es folgen Keller-Sutter, Sommaruga, Berset.
Der Kanton Tessin schliesst alle Restaurants, Bars und Läden - und Lebensmittelläden und Apotheken dürfen öffnen.
SFV-Präsident Dominique Blanc wurde positiv auf das Corona-Virus getestet.
Die Swiss fürchtet, dass sie am Boden bleiben muss, wenn die Situation nicht besser wird.
US-Präsident Donal Trump liess sich testen. Der Befund: kein Corona-Virus gefunden.
Wegen Corona-Massnahmen ist jeder zweite Gastrobetrieb in Gefahr. Im Bild eine Bar in Luzern.
US-Präsident Donald Trump verkündet bei seiner landesweiten Ansprache zur Coronavirus-Epidemie einen 30-tätigen Einreisestopp für Reisende aus Europa. (Foto: Doug Mills/AP Keystone-SDA)
Die Migros bestätigt: Verfügbarkeit von Lebensmitteln bestätigt. Es reicht für alle.
Armee-Chef Thomas Süessli verkündet den Armeeeinsatz im Tessin. Er entsendet das Spitalbataillon 5.
Historische Medienkonferenz des Bundesrats: Am Freitag, 13.März, informierte er an einer Pressekonferenz über die neusten Massnahmen, um den Coronavirus einzudämmen.
Kampagne zur Prävention vor dem Corona-Virus: Die Zahl der Schweizer Fälle ist am 13. März über 1000 gestiegen.
Verlassene Pausenräume, leere Schulzimmer: Im Tessin bleiben alle Schulen ab Montag, 16. März, geschlossen. (Symbolbild)
Senkt die Prognose: Raiffeisen sagt der Schweizer Wirtschaft fürs laufende Jahr neu ein negatives Wachstum voraus.
In häuslicher Isolation wegen des Coronavirus: Kanadas Premierminister Trudeau und seine Frau Sophie.(Archivbild)
Kein Vorlesungen mehr an der ETH Zürich bis September 2020.
Daniel Koch glaubt, dass bald in der ganzen Schweiz der Notstand ausgerufen wird.
Der Schauspieler Tom Hanks und seine Ehefrau Rita Wilson haben sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Das Ehepaar war kurz zuvor in Australien gewesen. Das Paar befindet sich in Quarantäne. (Foto: Jordan Strauss/ AP Keystone SDA)
Die Schweiz hat am Mittwoch im Tessin neun kleinere Grenzübergänge nach Italien mit bereits installierten Barrieren geschlossen.
Die Swiss streicht alle Flüge von und nach Italien – und zwar bis Anfang April.
Mehrere Vertreter von Bundesämtern informieren am Mittwoch 11. März.
Ein Tessiner Kantonspolizist kontrolliert eine Grenzgängerin in Stabio.
Schliessen auch die Tessiner Grenzen? (Symbolbild)
Rote Warntafeln weisen überall auf die Corona-Massnahmen hin.
Im Tessin ist am Dienstag der dritte Mensch in der Schweiz am Corona-Virus gestorben. (Symbolbild)
Ein italienischer Soldat überprüft die Papiere einer Reisenden. Am 9. März erklärte die Regierung das ganze Land zur Sperrzone.
Die Börse in New York taucht gewaltig am Montag.
Nationalratspräsidentin Isabelle Moret informiert über Corona-Virus-Massnahmen im Bundeshaus.
Bei Revolten in italienischen Gefängnissen sind drei Häftlinge ums Leben gekommen.
Der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa hat sich wegen einer möglichen Infektion für zwei Wochen isoliert. (Archivbild)
Das zweite Corona-Opfer in der Schweiz starb am 8.März im Spital Liestal BL. Es handelte sich um einen chronisch kranken 76-Jährigen.
8. März: Im Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie stellt Italiens Regierung Gebiete im Norden des Landes mit mehreren Millionen Einwohnern unter Quarantäne.
7. März: Auf der «Grand Princess» wurden 21 Personen positiv auf das Coronavirus getestet. Es sind auch vier Schweizer an Bord.
Ein Spital-Mitarbeiter bereitet sich in einer Tessiner Ambulanz auf den Kontakt mit einer Person unter Corona-Verdacht vor.
6. März: Donald Trump gibt seinen Anhängern weiterhin die Hand.
6. März: Ein Arbeiter sprüht Desinfektionsmittel als Vorsichtsmaßnahme gegen den neuartigen Ausbruch des Coronavirus in der Myungdong-Straße in Seoul, Südkorea
6. März: Ein Passagier der indonesischen Pendlerlinie trägt eine Maske, als sie an einem Banner mit der Aufschrift „Corona Virus Prevention“ in einem Zug der Rail Clinic am Bahnhof Depok in Depok vorbeigeht
6. März: Neu fertiggestellte Operationsmasken sitzen auf einem Tisch in einer Produktionssätte in Taiwan
6. März: Pendler mit Schutzmasken fahren mit dem Skytrain in Bangkok
6. März: Ein medizinischer Mitarbeiter in Schutzkleidung bereitet sich in Seoul (Südkorea) darauf vor, einem Besucher in einem Durchfahrtszentrum Proben für das neuartige Coronavirus zu entnehmen.

Die Stadt die niemals schläft: In der eigentlich so pulsierenden Millionenmetropole New York City sind die Strassen dieser Tage menschenleer.

Keystone

Betroffen waren von dem Notdekret gestern elf Gemeinden mit insgesamt über 50'000 Einwohnern. Alle betroffenen Ortschaften wurden zur "roten Zone" erklärt. Die Bevölkerung soll in den kommenden Tagen oder auch Wochen über sogenannte "sterile Korridore" mit Lebensmitteln und weiteren unverzichtbaren Dingen des täglichen Lebens versorgt werden. In diesen Korridoren soll alles, was in die abgeriegelten gebracht wird oder was diese verlässt, gründlich desinfiziert werden. Per Notdekret wurde in der "roten Zone" auch der öffentliche Verkehr eingestellt: Züge und Überlandbusse halten nicht mehr in den betroffenen Städten. Die Schulen bleiben ebenfalls bis auf weiteres geschlossen, alle Schulreisen wurden abgesagt. Laut dem Leiter des Zivilschutzes sind bereits Dutzende Kasernen zu Quarantänestationen umgebaut worden
Letztlich herrscht aber nicht nur in den abgeriegelten Ortschaften der Ausnahmezustand - auch in den nicht direkt vom Coronavirus betroffenen Gebieten der Lombardei und Venetiens kam das öffentliche Leben zum Teil zum Erliegen. In den beiden Regionen wurden am Sonntag die Sportveranstaltungen abgesagt, darunter auch drei Serie-A-Spiele. Allein für die Partie von Inter Mailand gegen Sampdoria Genua waren im San-Siro-Stadion rund 60'000 Fans erwartet worden - eine Durchführung des Spiels hätte ein ebenso unnötiges wie unkalkulierbares Risiko dargestellt. Das Gleiche gilt für den berühmten Karneval von Venedig, der ebenfalls abgesagt wurde. Zuvor wurde eine Erkrankung in der Stadt gemeldet. Das Fest lief seit dem 8. Februar und wäre am 25. Februar zu Ende gewesen.

Derweil wurden am Wochenende beinahe im Stundentakt neue Erkrankungen am Coronavirus gemeldet - darunter einer im Veltlin, aber auch mehrere in den Grossstädten Mailand und Turin. Mit besonderer Sorge blickt die Regierung in Rom auf Mailand: Eine Wirtschaftsmetropole mit 1,4 Millionen Einwohnern unter Quarantäne zu stellen, würde die Behörden vor ganz andere Herausforderungen stellen als die Abriegelung der Kleinstädte. "Wir können und wir wollen Mailand nicht einfach schliessen", betonte der Regionalpräsident der Lombardei, Attilio Fontana, am Sonntag. Der Bürgermeister Mailands, Giuseppe Sala, sieht dies ähnlich - aber er hat angekündigt, vorsichtshalber eine Schliessung der Schulen und das Verbot von Kundgebungen zu beantragen. Auch die Universitäten sollen geschlossen bleiben.

Italien ist inzwischen das Land mit den meisten Erkrankungen am Coronavirus in Europa: Am Sonntagnachmittag waren es bereits über registrierte 130 Fälle, davon 89 in der Lombardei. Zwei Tage zuvor waren es noch landesweit 17 Fälle gewesen. 26 der Erkrankten befanden sich gestern in einem kritischen Zustand. Am Freitag war ein 78-jähriger Mann an dem Virus verstorben - als erstes europäisches Todesopfer. Am Samstag starb eine 77-jährige Frau, die post mortem ebenfalls positiv auf das Virus getestet wurde. Sie wurde umgehend beerdigt - wegen der Quarantänemassnahmen praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Anwesend war nur der Priester, der die Verstorbene in aller Eile segnete, sowie ein Verwandter.
Eine zeitweilige Aufhebung des Schengen-Abkommens und eine Schliessung der Grenzen, wie sie Lega-Chef Matteo Salvini verlangte, lehnt die Regierung in Rom vorerst ab: "Das wäre eine drakonische und in der derzeitigen Situation völlig überzogene Massnahmen. Wir wollen Italien nicht zu einem grossen Lazarett machen", betonte Ministerpräsident Conte. Die Regierung werde aber weiterhin flexibel bleiben und auf die Entwicklung der Situation reagieren: "Es ist nicht gesagt, dass die Massnahmen von heute auch noch morgen ausreichen werden", betonte Conte.

Lesen Sie hier den Kommentar zu Italien und dem Corona-Virus.