2005 haben die Buchmacher Joseph Ratzinger als führenden Papabile geführt. Heute wird Geld auf den Sänger Bono oder die gefallene Radsportikone Lance Armstrong gewettet. Zuoberst auf der Liste thront aber der Mailänder Erzbischof Angelo Scola (71).
Alle Aufrufe waren vergebens. Am Wochenende appellierten katholische Bischöfe auf den Philippinen, keine Wetten auf den Nachfolger von Benedikt XVI. abzuschliessen. «Das Konklave ist ein heiliger Ritus. Es ist unangemessen, es durch Wetten zu trivialisieren», sagte etwa Bischof Dinualdo Gutierrez laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur.
Heiliger Ritus hin oder her – bereits wird weltweit eifrig darüber spekuliert, wer nächster Papst wird. Auf dem einflussreichen Blog «Five Thirty Eight», wo Nate Silver 2008 und 2012 den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl verblüffend genau prognostiziert hatte, sind die wichtigsten Wettbüros weltweit ausgewertet worden. In den USA ist es gesetzlich verboten, auf den Papst zu wetten. Aber beim Wettbüro «Paddy Power» in Irland ist bereits auf über 90 Kandidaten Geld gesetzt worden, darunter auch auf den U2-Sänger Bono, die Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey und den gefallenden Radsporthelden Lance Armstrong.
Favorit ist Erzbischof Angelo Scola
Die Website Oddschecker.com hat die Wettquoten von 13 Wettbüros ausgewertet und kommt auf die folgenden führenden zehn Papstanwärter. Auf Platz 1 liegt mit 23 Prozent der italienische Kardinal Angelo Scola (71), knapp vor Peter Turkson (64) aus Ghana. Dahinter folgen drei weitere Italiener – Tarcisio Bertone (78), mit 16%; Angelo Bagnaso (70), mit 10%; und Gianfranco Ravasi (70), mit 8 Prozent. Mithalten kann auf Platz 4 nur der Kanadier Marc Quellet (68), mit 12 Prozent. Der Österreicher Christoph von Schönborn (68) liegt mit 6 Prozent auf Platz 10 der Wettbüros.
Ist die Wahl damit bereits gelaufen? Wird der Erzbischof von Mailand, Angelo Scola, der nächste Papst? Nach dem altersbedingten Rücktritt von Benedikt XVI. könnten die Kardinäle versucht sein, dieses Mal einen jüngeren Papst zu wählen, etwa den 60-jährigen Ungarn Peter Erdo (Platz 8, 7 Prozent Wahlchancen) oder gar den 55-jährigen Philippino Luis Antonio Tagle (Platz 14, 4 Prozent). Tagle ist drei Jahre jünger als Papst Johannes Paul II. bei seiner Wahl 1978.
Top, die Wette gilt!
Doch die Geschichte zeigt, dass die Wettbüros erstaunlich präzise Gradmesser für die Papstwahl sind. 2005 war Joseph Ratzinger unter den Top-3-Kandidaten der Wettbüros. die Wettquote bei «Paddy Power» lag damals bei 33 Prozent. Vatikan-Experte tippen auch auf Kardinal Angelo Scola. Gefragt vom Sender CNN nach den führenden Papabili tippte der Kirchenhistoriker Matthew Bunson auf den Mailänder Erzbischof. «Er hat das intellektuelle Rüstzeug für den Job.»