Eine Spionage-Intrige hält Präsident Donald Trump in Atem. Er unterstellt, das FBI habe seinen Wahlkampf unterwandert.
Die Order kam von ganz oben, die Reaktion fiel dennoch verhalten aus. Am Wochenende forderte Präsident Donald Trump das Justizministerium auf, unverzüglich herauszufinden, ob sein Wahlkampfstab im Jahr 2016 auf Anweisung seines Vorgängers im Präsidentenamt von einem Informanten der Bundespolizei FBI infiltriert worden sei.
Daraufhin veröffentlichte die Sprecherin von Minister Jeff Sessions eine Stellungnahme, in der es sinngemäss hiess: Das interne Kontrollgremium des Ministeriums werde sich der Angelegenheit annehmen. Und natürlich wäre es «unangebracht», wenn sich die Ermittlungsbehörden von «politischen Motiven» hätten leiten lassen, liess sich Rod Rosenstein zitieren, der stellvertretende Justizminister.
Auslöser dieser Order, die Trump über den Kurznachrichtendienst Twitter absetzte, ist ein bald 74-jähriger Akademiker, der eng mit der britischen University of Cambridge verbunden ist. Der emeritierte Professor nahm im Sommer und Spätsommer 2016 Kontakt mit mindestens drei aussenpolitischen Exponenten des Wahlkampfstabes von Donald Trump auf, und bot seine Dienste an, wie amerikanische Zeitungen am Wochenende übereinstimmend berichteten. Der Amerikaner warf dabei seinen grossen Erfahrungsschatz in die Waagschale; so war er in den Achtzigerjahren in der Regierung von Präsident Ronald Reagan tätig gewesen und Mitglied einiger exklusiver aussenpolitischer Debattenzirkel.
Allein: Der Amerikaner – der den Namen Stefan Halper trägt – handelte angeblich nicht selbstlos. Vielmehr soll er schon lange im Dienste der Bundespolizei FBI gestanden sein. Auch bestand angeblich eine gewisse Nähe zum Auslandsgeheimdienst CIA. Offiziell galt Halper in Washington als Zuarbeiter des Verteidigungsministeriums; so bezahlte ihm das Pentagon im Jahr 2016 die stolze Summe von 282 295 Dollar, wie einer öffentlichen Datenbank der Regierung zu entnehmen ist.
Auffällig ist, dass Halper just diejenigen Berater kontaktierte, die aus Sicht der Ermittlungsbehörden eine verdächtige Nähe zu russischen Regierungskreisen aufweisen und deshalb im Verdacht standen, als Spione Moskaus tätig zu sein. So liess Halper den jungen aussenpolitischen Trump-Berater George Papadopoulos nach London einfliegen, um mit ihm während eines gemeinsamen Essens zu diskutieren.
Der amerikanische Professor hat sich bisher noch nicht öffentlich zu Wort gemeldet. Aus Ermittlungskreisen in Washington heisst es, Halper habe Trumps Wahlkampfstab nicht unterwandert. Vielmehr habe er versucht, Informationen über die russischen Einmischungsversuche zu beschaffen. Alliierte von Donald Trump hingegen weisen diese Darstellung zurück. So spekulierte die Publizistin Kimberley Strassel im «Wall Street Journal» darüber, ob die amerikanischen Ermittlungsbehörden dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten (mit Hilfe von Halper) eine Falle gestellt hätten – weil sie mit aller Kraft hatten verhindern wollen, dass Trump die Wahl gewinnt.