AFFÄREN: Schon früh ein Frauenheld – so litt Jackie

Jacqueline und John F. Kennedy gaben nach aussen das perfekte Paar. Heute werden dem ehemaligen US-Präsidenten zahlreiche Affären nachgesagt.

Simone Hinnen
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John F. Kennedy mit Frau Jackie und Tochter Caroline 1960 in Hyannis Port, Massachusetts. (Bild: (AP))

John F. Kennedy mit Frau Jackie und Tochter Caroline 1960 in Hyannis Port, Massachusetts. (Bild: (AP))

«Jetzt, wo er tot ist – wenn ich sehe, was für unterschiedliche Leute seinetwegen zu mir kommen –; man bekommt den Eindruck, dass er ungeheuer vielen Menschen gehört hat. Und jeder Einzelne dachte, er hätte ihn für sich allein, und er liebte jeden Einzelnen mit der grenzenlosen Liebe, so wie eine Mutter ihre Kinder liebt. (...) Er liebte uns alle. Und, wissen Sie, ich bin nicht eifer­süchtig.»

Als Jacqueline Kennedy diese Sätze äusserte, war ihr Mann, der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy, dreieinhalb Monate tot. In tiefer Trauer über ihren ermordeten Mann empfing die damals 34-Jährige im März 1964 den Historiker Arthur M. Schlesinger und gewährte ihm sieben Interviews, die knapp 50 Jahre danach, im Jahr 2011, veröffentlicht wurden. Dabei erzählte sie – wenngleich verhalten – auch von ihrer Beziehung zu ihrem Mann.

Unter anderem sagte Jackie Kennedy in diesen Interviews

  • über ihr Eheleben im Weissen Haus:«Ich hatte nicht geahnt, wie nah man sich auch körperlich ist, wenn das Büro des Mannes im gleichen Haus ist und man sich so oft am Tag sieht.»
  • über ihre Rolle als Ehefrau des amerikanischen Präsidenten: «Jack verlangt von den Frauen, dass sie sich in einer Beziehung dem Mann unterordneten. Der Mann sagt, wo es langgeht, und die Frau ist die Gattin, die zu ihrem Gatten aufblickt.»
  • über andere Frauen, die ihn seiner Ansicht nach nicht mochten: «Wenn Jack mich fragte, was hat die oder die gegen mich? Dann antwortete ich: Jack, das ist das allergrösste Kompliment für dich.»
  • über seine sexuelle Ausstrahlungskraft: «Jack war der unbefangenste Mensch, dem ich je begegnet bin. Er wirkte einfach in jeder Menschenmenge, in jedem Raum ganz natürlich und attraktiv. Er war völlig unbefangen, selbst wenn er nur mit einem Handtuch um die Hüften herumlief. Wenn es herunterfiel, wickelte er es sich eben wieder um.»
  • über sich selber als Ehefrau: «Manchmal sagte ich zu ihm: Oh Jack, es tut mir so leid, dass ich für dich so eine Enttäuschung bin.»

Sie spielte ihre Rolle perfekt

Die Aussagen sind insofern interessant, als sich daraus erahnen lässt, wie sehr Jacqueline Kennedy zu ihrem Mann aufgeschaut haben muss. So wie es damals von einer Frau erwartet wurde, schien sie ihm jegliche Charakterschwäche abzusprechen und stärkte ihm in allen Situationen den Rücken. Zumindest gegen aussen. Was hinter den Kulissen ablief, lässt sich nur erahnen. Die US-Öffentlichkeit sah die Kennedys als das perfekte Liebespaar.

Aus heutiger Sicht weiss man jedoch: Ganz so treu war Kennedy nicht. Im Gegenteil: Ihm werden zahlreiche Affären nachgesagt. So unter anderem mit einer 19-jährigen Praktikantin. Die Geschichte erinnert an die Affäre des späteren US-Präsidenten Bill Clinton mit Monica Lewinsky, geht aber – schenkt man den Memoiren der ehemaligen Praktikantin Glauben – weit darüber hinaus, was die sexuellen Wünsche des Präsidenten anbelangt.

Was sämtlichen jüngeren Enthüllungen gemein ist: Sie zeichnen alle einen Präsidenten, der sich mit Seitensprüngen den Alltag versüsst hatte, allenfalls dazu getrieben aufgrund von Drogen und Medikamenten, unter deren Einfluss er stand – auch aufgrund seiner schlechten Gesundheit. Kennedy litt unter anderem unter chronischen Rückenschmerzen und einem Nebennierenleiden. Die Rückenschmerzen waren teilweise so schwer, dass er öfter an Krücken gehen musste und sogar Schwierigkeiten beim Anziehen hatte.

Angst vor dem grossen Skandal

Seine Frauengeschichten jedenfalls entpuppten sich nach Ansicht von Zeitzeugen für John F. Kennedys Gattin und für sein Präsidentenamt zunehmend als tickende Zeitbombe. Der Enthüllungsjournalist Christopher Andersen schreibt in seinem kürzlich erschienenen Buch «These Few Precious Days: The Final Year of Jack with Jackie» über die gemunkelte Liaison mit der US-Schauspielerin und Sexikone Marilyn Monroe: «Die Affäre Monroe, die sich oft ins Weisse Haus geschlichen hat, hätte jederzeit einen Skandal auslösen können, der die Reputation von Jackies Mann vernichtet, ihre Ehe zerstört und sie selbst dem öffentlichen Spott ausgesetzt hätte.» Monroe ist nach Ansicht Andersens überzeugt gewesen, dass Kennedy sich scheiden lässt und sie heiraten wird. Monroe habe Jackie sogar einmal direkt angerufen und über die Affäre informiert: «Marilyn, heirate Jack nur», habe diese erwidert. «Ziehe ins Weisse Haus ein und übernimm die Pflichten der First Lady, und ich ziehe aus, und du hast dann all die Probleme.»

John F. Kennedy war angeblich schon mit 17 ein Frauenheld. Bevor er Jacqueline Bouvier heiratete, soll er seinen Spass in der High Society und in Hollywood gehabt haben. Zu seinen Eroberungen sollen unter anderem die Schauspielerinnen Audrey Hepburn und Zsa Zsa Gabor gehören.

Der Kennedy-Fluch

«Es ist schwer, ein Kennedy zu sein», soll der Familienbiograf Laurence Leamer einst gesagt haben. Diese Aussage kommt nicht von ungefähr. Die Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy im Jahre 1963 ist längst nicht der einzige Schicksalsschlag in der einflussreichen Familie, die mehrere Senatoren und hochrangige Politiker im Lager der Demokraten hervorbrachte. Ein paar Fakten:

1944: Joseph Patrick Kennedy jr., der Bruder von JFK, stirbt, als sein Flugzeug über dem Ärmelkanal explodiert. Im gleichen Jahr wird der Ehemann von JFKs Schwester Kathleen von einem Heckenschützen erschossen.

1948: Kathleen Kennedy stirbt bei einem Flugzeugunglück in Frankreich.

1963: Patrick, das jüngste Kind von Jacqueline und John F. Kennedy, stirbt zwei Tage nach seiner Geburt. Im gleichen Jahr wird JFK in Dallas ermordet.

1964: Edward «Ted» Kennedy, der jüngste Bruder von JFK, entkommt bei einem Flugzeugunglück nur knapp dem Tod. 1969 stürzt er mit seinem Wagen in das Gewässer Poucha Pond. Bei dem Unfall kommt seine Beifahrerin ums Leben. Er wurde zu jenem Zeitpunkt als möglicher Präsident gehandelt. Ted Kennedy starb 2009 an einem Hirntumor.

1968: Robert «Bobby» F. Kennedy, Bruder von JFK, Senator von New York und Präsidentschaftsbewerber, wird bei einem Attentat erschossen.

1984: David Kennedy, Sohn von Robert F. Kennedy, stirbt an einer Überdosis Rauschgift.

1997: Michael Kennedy, ein weiteres Kind von Robert F. Kennedy, stirbt beim Skifahren in Aspen.

1999: John F. Kennedy jr. stürzt mit seinem Kleinflugzeug vor der Ferieninsel Marthas Vineyard ab. Pilot John F., seine Frau und deren Schwester kommen dabei ums Leben.

2012: Mary Richardson Kennedy, die Ex-Frau von Robert F. Kennedy jr., nimmt sich das Leben. Das Paar hatte vier Kinder.

JFK im Fernsehen

Der 50. Todestag von John F. Kennedy ist auch im Fernsehen ein grosses Thema. Hier eine Auswahl:

Heute, 17.30 Uhr, 3sat: Kennedy und die Frauen (ebenfalls Mi, 23.00, SRF 1).
Heute, 18 Uhr, ZDF info: Der mysteriöse Mord an Robert Kennedy.
Heute, 23.15 Uhr, WDR: Der Kennedy-Fluch – Warum auch Robert Kennedy sterben musste.
Morgen, 20.15 Uhr, Vox: 50 Jahre Kennedy-Attentat – Geheimnisse einer amerikanischen Dynastie. Vierstündige Doku.
Sonntag, 16.15 Uhr, SRF 1: Die Geheimnisse der Jackie Kennedy.
Sonntag, 23.05 Uhr, ORF 2: Die Kennedys: Das Ende der Unschuld.
Dienstag, 20.15 Uhr, Arte: Dallas. Ein Tag. Die Ermordung John F. Kennedys.
Donnerstag, 20.10 Uhr, N24: JFK – Der letzte Tag.
Freitag, 20.15 Uhr, 3sat: Legenden – John F. Kennedy.
Freitag, 22.40 Uhr, ORF 2: Der Tag, an dem Kennedy starb.
Freitag, 22.50 Uhr, SRF 2: John F. Kennedy – Tatort Dallas. Spielfilm (US 1991) von Oliver Stone mit Kevin Costner. Ebenfalls So, 23.15 Uhr, BR.