Der Innerschweizer Singer-Songwriter mit indischen Wurzeln wagt einen speziellen Genremix - und überzeugt.
Dass man sich auch im Pensionsalter nicht einfach seinen Gewohnheiten hingeben muss und weiterhin neugierig und experimentierfreudig sein kann, beweist der Stanser Musiker Ajay Mathur. Mitte 60 ist der indischstämmige Singer-Songwriter inzwischen, und seit kurzem ist sein fünftes Album «REMiX» auf dem Markt. Es unterscheidet sich deutlich vonseinen Vorgängern und zeigt exemplarisch, wie bereichernd es ist, selbst Impulse aufzunehmen, die dem eigenen Stil fern scheinen.
Mathur hat es zwischen Sommer 2018 und Herbst 2019 aufgenommen. Zwar liess er schon immer unterschiedliche Strömungen aus aller Welt in seine Poprock-Songs einfliessen, nun liest sich aber auch die Liste seiner Mitwirkenden weltumspannend. Er habe mit Produzenten und DJs aus Indien, Jordanien, Kroatien, Frankreich, Grossbritannien und den USA zusammengearbeitet, verkündet Mathur zur Entstehung seines neuesten Werks. Und ergänzt: «Es groovt!» Das tut es – und wie.
Mathur lässt schon im Einstiegssong «Time for Deliverance» erkennen, wie ernst es ihm mit dem Erkunden neuer Sphären ist. Da ist Electronica mit dabei, und Dance- und Trance-Elemente hangeln sich zu housigen Gesangsfrequenzen durch.
Und doch geht durch das ganze Album hindurch der spezielle Mathur-«Touch», der Urkern des Gitarrenfreundes und Singer-Songwriters, nicht ganz vergessen. So taucht er in «Start Living Again» in schwelgerisch-melancholische Tiefen, um sie mit seinem neuen elektronischen Groove zu verweben. Das funktioniert und ist nie langweilig.
«REMiX» ist musikalisch ein klarer Aufbruch und hat nur am Rande mit Psychedelic Americana oder bluesigem Poprock zu tun – Stilbeschreibungen, die bisher in Zusammenhang mit Mathurs Werk genannt wurden. Auch der Rest des bis Ende April auf Mathurs Website frei zu Verfügung stehenden Albums gleicht einer einzigen Spielwiese, auf der sich der Künstler hörbar lustvoll austoben konnte.