Konzert
Vokalensemble Luzern: Betroffen über die plötzliche Aktualität eines Stückes

Das Vokalensemble Luzern verband in seinem Konzert im Maihofsaal mit Chorsätzen und Kammermusik vielerlei Kontraste.

Gerda Neunhoeffer
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Das Vokalensemble Luzern bei seinem emotionalen Auftritt im Maihofsaal.

Das Vokalensemble Luzern bei seinem emotionalen Auftritt im Maihofsaal.

Bild: Jürg Metzger
(26. März 2022)

Man fühlt sich willkommen im Maihofsaal am Samstagabend. Mitglieder des Vokalensembles Luzern geleiten die vielen Besucherinnen und Besucher zu den Plätzen, auf denen Programm und Texte bereitliegen.

Es herrscht erwartungsvolle Stimmung, denn sowohl Chorsätze als auch Kammermusik sind angekündigt – ungewöhnliche Kombinationen. Werke von bekannten und unbekannten Komponisten aus dem 19. und 20. Jahrhundert werden bunt gemischt: Musikalische Kontraste, Übergänge, die das Leben prägen. Es gelingt Hansjakob Egli und seinem Chor eindrücklich, mit Licht und Dunkel, mit Wärme und Kälte, mit Ernst und Heiterkeit zu agieren. «Omnia tempus habent», ein Jegliches hat seine Zeit, steht am Beginn dieser musikalischen Reise durch Tag und Nacht, durch Jahreszeiten und Gefühlswelten.

Die 25 Sängerinnen und Sänger singen mit guter Textverständlichkeit und klaren Stimmen. Sie betonen den jeweiligen Ausdruck aus innerer Empfindung, sie folgen Hansjakob Egli aufmerksam, und man spürt das intensive Miteinander deutlich.

Mutig in das Stück aus der «Carmina Burana»

Lieblich, frühlingshaft duftend gestaltet das Vokalensemble «Flowers in Winter» zum perlenden Klavierspiel von Marian Rosenfeld. Und mutig stürzen sich die Männerstimmen in Carl Orffs «Ecce gratum» aus der «Carmina Burana», das von allen mit Kraft und Witz gestaltet wird. Kontraste sind überdeutlich zu hören, das Programm bietet den Sängern vielfältige Möglichkeiten, ihre Grenzen auszuloten. Da wird die leuchtende Nacht bei Morten Lauridsen direkt greifbar, man fühlt die Sommerwärme und das Staunen über den Sternenhimmel.

Ein Schlaflied von Daniel Elder (erklingt in wiegendem Rhythmus über den wellenartigen Klavierarpeggien.A cappella und mit Soloquartett wird der Winter in Debussys Chorsatz drastisch als «Winter, du bist nichts als ein Schurke» beschrieben. «The Rose» von Ola Gjeilo, vom Klavierquintett sanft begleitet, schwebt bis ins Pianissimo.

Das Klaviertrio G-Dur von Debussy scheint alle Klänge in sich zu vereinigen, die gesungen werden. Lisa Schatzman, Konzertmeisterin im Luzerner Sinfonieorchester, Beno Santora, Cello, und Marian Rosenfeld gelingt eine Interpretation, die atmosphärisch dicht und zugleich filigran impressionistische Klangfarben verbindet.

«Die Dunkelheit zum Licht singen»

Zum emotionalen Höhepunkt wird «Can We Sing The Darkness To Light?» von Kyle Pederson. Hansjakob Egli sagt, wie betroffen er über die plötzliche Aktualität des Textes sei, die er nicht kannte, als er das Programm zusammenstellte: «Wir widmen das den Opfern in der Ukraine.» Dieser Text, begleitet vom Klaviertrio, entfaltet unglaubliche Kraft: «Was, wenn wir anstelle von mehr Gewalt unsere Waffen schweigen lassen würden? Kein Krieg und keine Verfolgung mehr. Es könnte wunderschön sein – Oh, können wir die Dunkelheit zum Licht singen?»

Die Musik dringt tief in alle Herzen. Aber das Konzert bietet wieder besondere Übergänge. Mit der Polonaise cis-Moll und der Revolutionsetude c-Moll von Chopin. Da spielt Marian Rosenfeld ihr ganzes Temperament und Können voll aus. Mit den innigen Klängen des Gebets «… und bis wir uns wiedersehen, möge Gott dich in seiner Hand halten» in der Vertonung von Bob Chilcott endet das Konzert.