Am letztjährigen Festival Alpentöne wurde der in Weggis lebende Musiker und Komponist John Wolf Brennan mit seinem neusten Werk gefeiert: Jetzt ist «got hard» auch auf CD erschienen.
Ein abendfüllendes Werk für Orchester, Jazz-Quartett und Solisten zu schreiben ist ein ambitiöses Unterfangen für einen Komponisten, zumal nur drei Monate und danach ein Minimum an Proben zur Verfügung standen. Aber der ideenreiche Pianist und Komponist John Wolf Brennan hatte sich das selber so eingebrockt.
Umso eindrücklicher war das Resultat, mit dem Brennan das Publikum und die Kritiker an der Uraufführung 2017 in Altdorf begeisterte. Radio SRF hat die Aufführung von «got hard» aufgezeichnet. Nun liegt die CD vor. «got hard» ist ein bunter Mix aus moderner Blasmusik, Jazz, Volksmusik, Einflüssen aus Impro und Weltmusik. In der über 70-minütigen Komposition treffen sich swingende Orchesterpassagen, Obertongesang, Jodel, Jazz, Alphorn, E-Gitarre, Groove und Experimentelles, ohne sich in die Quere zu kommen. Brennan hat seine Ideen, die sich auch im Sprachwitz seiner Titel zeigen, auf eine gute Linie gebracht.
Zentraler Klangkörper ist das aus einheimischen Musikerinnen und Musikern zusammengesetzte Alpentöne Blasorchester (Leitung Michel Truniger, Philip Gisler), das mit «FunPhare for the Common Sense» gleich seine Vielseitigkeit zwischen Alpen-Swing und Fellini-Walzer ausspielt. Dazu kommt Brennans paneuropäisches Folk-Jazz-Quartet Pago Libre, das den schweren Gehalt des alpinen Orchesters mit funky Linien und jazziger Leichtigkeit auflockert. Als Solisten glänzen der russische Alphornspieler Arkady Shilkloper, der französische Perkussionist Patrice Héral, der schweizerisch-irische Gitarrist Christy Doran und der in Basel lebende Stimmkünstler Christian Zehnder.
Blickt man auf die vielen Werke von Brennan zurück, von seinen Piano-Solo-Einspielungen über Kollaborationen zwischen Impro, Jazz und Dada bis zu Musiktheater-Grossprojekten, weiss man um die Vielseitigkeit seiner Ideen. Mit «got hard» gelingt es ihm, aus seinen Inspirationen zu schöpfen und die Klangkörper miteinander zu verzahnen. «got hard» räumt dem Alpentöne Blasorchester einen gebührenden Platz ein, konfrontiert es mit sanft-avantgardistischen Spielweisen und schlägt damit auch eine Brücke zu einem Publikum, das sich sonst eher an klassischere Blasmusik gewohnt ist.
In einem ganz anderen Kontext hören wir John Wolf Brennan auf «Oriental Orbit», der zweiten CD seines Trios Pilgrims. Mit dem palästinensisch-israelischen Perkussionisten Tony Majdalani und dem Luzerner Gitarristen Marco Jencarelli geht Brennan auf eine sanfte Klangreise. Sie ist so innig gewoben, dass man nach 25 Minuten meint, man hätte schon eine ganze CD gehört. Die Musik mutet wie ein Soundtrack für moderne Pilger an, die zwischen westlichen und östlichen Pfaden etwas Weites, Universales, seelisch Beruhigendes suchen.
Sie hat eine natürlich spirituelle Aura. Oft bilden arabische Skalen und Stimmungen die Basis. Es ist ein transparentes Setting, jenseits von gewohnten Jazz-, Blues- oder Popgründen. Das Klangbild ist durchwirkt vom Gelispel, Geschimmer und Geraune vieler Instrumente und der orientalisch mäandernden Stimme des Perkussionisten.
Dass auf einem längeren Track auch Auszüge aus Joyce’s Finnegans Wake gelesen werden, ist fast des Guten zu viel. Sowieso gönnen sich die drei Musiker auf dieser akustischen Pilgerreise kaum Verschnaufpausen und setzen immer noch einen drauf. Das macht die CD, bei aller Qualität, am Ende fast etwas endlos.
CDs: Pago Libre & Friends: got hard. Pilgrims: Oriental Orbit. (Beide Male Leo Records).
Am Sonntag, 30.9., um 22.06 Uhr strahlt Radio SRF 2 einen Livemitschnitt vom Festival Stubete am See aus. Dort ist u. a. die Uraufführung von John Wolf Brennans Werk «Traumpfade» zu hören, in dem der Postautodreiklang eine Basis bildet. Auch zu hören ist die Ländlersinfonie «Verändler» von Andreas Gabriel.