Das «Ausziehfräulein» der Nation

Manche nannten sie Mini-Marilyn. Für die meisten aber ist Ingrid Steeger die Ulkige aus der Fernsehserie «Klimbim». In den Siebzigerjahren machte die ARD-Reihe die Schauspielerin zu einem der bekanntesten TV-Gesichter Deutschlands. Am Samstag wird sie 70 Jahre alt.

Sabine Dobel (dpa)
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Ingrid Steeger wurde als freizügige Ulknudel in «Klimbim» berühmt. (Bild: Keystone (1. Februar 2011))

Ingrid Steeger wurde als freizügige Ulknudel in «Klimbim» berühmt. (Bild: Keystone (1. Februar 2011))

Als blondbezopfte Tochter Gaby der chaotischen «Klimbim»-Familie trällerte sie: «Dann mach ich mir ’nen Schlitz ins Kleid und find es wunderbar.» Für ihre frivole Rolle in «Klimbim», einer der ersten deutschen Comedy-Shows, wurde sie mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

Im Theater eine neue berufliche Heimat gefunden

TV-Rollen hatte «das Ausziehfräulein der Nation» zuletzt nicht mehr, dafür fand die Schauspielerin beim Theater eine neue berufliche Heimat. «Ich habe angefangen, mich richtig wohlzufühlen und mir auszusuchen, was mir wirklich gefällt», sagte sie.

Zuletzt habe Steeger eine Pause eingelegt, um sich nach anstrengenden Tourneen zu erholen, hiess es aus ihrem Umfeld. Nun sei sie wieder dabei, Kontakte zum Boulevardtheater zu knüpfen. Vor ihrem Geburtstag tauchte sie jedoch ab und war für Presseanfragen nicht zu erreichen.

Steegers Karriere begann nach Jobs als Fotomodell mit dem legendären «Schulmädchenreport» im Kino. Später bekam sie Rollen in Krimireihen wie «Der Kommissar» und «Derrick» und arbeitete mit Stars wie Curd Jürgens, Harald Juhnke oder Horst Tappert. Mit Iris Berben spielte sie in der Serie «Zwei himm­lische Töchter». Sie war in den Neunzigern etwa auch im Vier­teiler «Der grosse Bellheim» zu sehen.

Ursprünglich wollte die Berlinerin Werbegrafikerin werden. Ins Fernsehen sei sie damals mehr oder weniger hineingestolpert. «Klimbim» von Michael Pfleghar, dessen Lebensgefährtin sie ein paar Jahre war, habe ihr viele Türen geöffnet.

Mit Männern ist sie fertig

Vor Jahren geriet ihr Leben aus der Bahn. Steeger lebte eine Zeit lang von Hartz IV, ehe sie mit Engagements am Theater loslegte. Zuletzt machte sie auch mit privaten Bekenntnissen Furore. Vor zwei Jahren erzählte sie einer Zeitung, sie sei als Kind von ihren Eltern oft geschlagen worden. Vor kurzem in der «Bild»-Zeitung sagte Steeger, die zweimal verheiratet war und mehrere Beziehungen hatte, fast alle Männer hätten sie schlecht behandelt.

Heute ist ihre «Lebensbegleiterin» in ihrer Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing die Yorkshire-Hündin Eliza Doolittle. Steeger engagiert sich für Obdachlose. Und befasst sich mit dem Alter. «Für manche Rollen ist man einfach zu alt. Männer dürfen auch alt aussehen. Frauen nicht», kritisiert sie auf ihrer Website. Auch sonst gibt sie zu: «Älter werden ist nicht schön.»

Tatsächlich habe sie schon einen Stein für ihr Grab: eine riesengrosse Schnecke. Wenn es dar­auf je eine Inschrift gebe, könne es der Text von früher sein, der auch der Titel ihrer Biografie ist: «... und find es wunderbar!»

Sabine Dobel (DPA)

kultur@luzernerzeitung.ch