Neues Album des Luzerners Didi Kälin: Eine Tüftelei, die sich gelohnt hat

Songschreiber Didi Kälin hat mit Jazzmusikern zusammengespannt. In langjähriger Arbeit ist «Moon City» entstanden.

Pirmin Bossart
Drucken
Didi Kälins Projekt Moon City bewegt sich im Grossraum von Pop und Rock. (Bild: style-icons.net)

Didi Kälins Projekt Moon City bewegt sich im Grossraum von Pop und Rock. (Bild: style-icons.net)

Didi Kälin ist ein ruhiger Mensch. Und auch ein geduldiger. Über Jahre hat er an seinen Songs gefeilt, sie verfeinert und in Zusammenarbeit mit Musikern mehrmals neu aufgegleist. Doch was lange währte, ist endlich gut geworden. Nach sechs Jahren Produktionszeit liegt das Album «Last Gas Till The Moon» jetzt vor, eingespielt von «Moon City», einem Verbund von bekannten Musikern aus dem Luzerner Jazz-Umfeld.

Der Luzerner Sänger und Gitarrist Didi Kälin hatte schon vor 14 Jahren mit Luna Tune ein ­kurzes Indie-Rock-Album veröffentlicht. Darauf war als Gastsänger Bruno Amstad zu hören. «Er ist für mich ein musikalisches Vorbild. Ich bewundere, wie er Stimmungen förmlich aufsaugt und dann in komplett andere Sphären transformiert. Ich hatte sehr gehofft, ihn auf diesem Album wieder dabei haben zu dürfen», sagt Kälin. Amstad hat dieses Mal mit seinen atmosphärischen Voice-Arrangements das Rückgrat für den Sound des Albums gelegt.

Seit Luna Tune hatte Kälin immer wieder an Songs gearbeitet. Der Musiker Achim Escher ermunterte ihn, daraus etwas zu machen. Escher, der als begnadeter Jazz- und Impro-Saxofonist sein Instrument vor Jahren an den Nagel gehängt hatte, begann in dieser Zeit, Gitarre zu spielen. Jetzt ist auch er Teil von Moon City geworden. Seine ­launige Hendrix-Gitarre, Wah Wah’s und Soundimpulse sind eine echte Bereicherung. Sie sind der Chili dieser Mondfahrt.

Stimme voller Sanft- und Entrücktheit

«Die ersten Aufnahmen, die wir mit den neuen Songs gemacht hatten, waren ziemlich rockig», erinnert sich Kälin. Richtig zufrieden war er damit noch nicht. Es gab da noch einen anderen Musiker, mit dem Kälin liebäugelte und den er um musikalische Impulse fragen wollte: der Pianist Hans Peter Pfammatter. Kälin schickte ihm die rockigen Versionen. «Pfammatter hat dann ziemlich eingegriffen und einige Songs richtig umgekrempelt.» Es war kein Frust. «Ich war vom Resultat begeistert.»

Also ging Kälin daran, die Songs wieder neu aufzusetzen und zu verfeinern. Das dauerte nochmals rund drei Jahre. «In diesem ganzen Prozess begann ich, ein anderes Gefühl für die Musik zu entwickeln.» Die Zusammenarbeit mit Amstad, Escher und Pfammatter habe ihn enorm inspiriert, sagt Kälin. «Ich bin extrem dankbar, dass sie immer daran geglaubt und mich unterstützt haben.» So haben die Profi-Musiker am Ende doch ihre gewichtigen Beiträge auf diesem Album geleistet, inklusive die Rhythm-Section mit Stefan Mattig (Bass) und Christoph Schorro (Schlagzeug). Und da ist natürlich Didi Kälin, dem es gelingt, mit seiner Stimme voller Sanft- und Entrücktheit eine bezwingende Atmosphäre zu vermitteln. Wie die Musik haben auch seine Lyrics eine existenzielle Note, in der sich Melancholie und Leichtigkeit berühren und auch die Unwägbarkeiten der Liebe ihre Spuren hinterlassen.

Die acht Songs funkeln in dunklen Facetten. Sie haben stimmungsmässig eine ähnliche Grundprägung und gefallen mit ihrem unpolierten Sound und den Details. Stilistisch bewegt sich die Musik im Grossraum von Pop und Rock, wo lyrische Stimmungen über Abgründe taumeln, sich das Empfindsame am Rauen reibt und auch gelegentliche Jazz- und Stonerpartikel ins Klangbild schmelzen. Aufgenommen und gemastert wurde das Album von Deezl Imhof, der auf einem Track auch Gitarre spielt. Die Kompositionen stammen von Kälin, ein Song («Motormouth Girl») hat Achim Escher beigesteuert. Von Melk Thalmann stammen die Cover-Illustrationen. Konzerte sind vorderhand nicht vorgesehen. Kälin grinst. «Ich bin so lange dran gewesen, jetzt muss ich mal ein wenig Abstand gewinnen. Ich bin sehr glücklich mit dem Album. Aber was sich daraus ergibt, ist offen.»

Hinweis

Moon City: Last Gas Till The Moon, CD/Vinyl, 2019. www.mooncity.org