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Das City Light Symphony Orchestra bestätigte sich mit «The Beauty and the Beast» als hochkarätige Alternative zum 21st. Aber ob in Luzern Platz ist für zwei Filmmusikorchester, ist nicht eine Frage der Qualität
Selten spielt bei Filmvorführungen mit Livemusik der grosse Raum des Konzertsaals so kongenial mit wie an diesem Wochenende beim Blockbuster «The Beauty and the Beast» aus dem Jahr 2017. Ein Höhepunkt in dieser Hinsicht ist der Song «Be Our Guest», mit dem das verzauberte Mobiliar im Gruselschloss des zum Biest verwandelten Prinzen die gefangene Belle zum Gelage bittet.
Da drehen sich die Bilder kaleidoskopisch und nehmen die Zuschauer mit auf eine visuelle Achterbahnfahrt, die hochzuschiessen scheint zu den Sternen des Konzertsaals und im Sturzflug abtaucht ins Parkett. Den Rausch und den Sog der Drehungen steigert die Musik von Alan Menken, wobei das City Light Symphony Orchestra unter der Leitung von Anthony Gabriele den Sound immer wieder zu Raserei und ins Ekstatische steigert.
Keine Frage: Die abgefahrene Realverfilmung des Animationsfilms von 1991 beweist in besonderer Weise die Eignung des KKL fürs Filmformat. Die raffinierten Animationseffekte, die den Bezug zum älteren Disney-Klassiker schaffen, kommen ungleich stärker zur Geltung, wenn sie auf Grossleinwand aufpoppen und einen anspringen, als trüge man eine 3D-Brille. Auch wem die Kitschdosis im Film zu viel ist, kann sich da der Dramatik der Geschichte kaum entziehen.
In besonderer Weise gilt das in dieser Produktion der City Light Concerts für die Oscar-gekrönte Musik. Menken nutzt zwar rasch und manchmal masslos die bekannten Mittel des Genres, um gewaltige Klanglandschaften aufzutürmen. Und dass man sie mitunter bis an die Schmerzgrenze am eigenen Leib erfährt, ist ein weiterer Vorteil solcher Liveaufführungen im Konzertsaal.
Auf der anderen Seite aber bietet die Partitur ausgesprochen kammermusikalische Feinheiten. Sie greifen das Ambiente auf, für das im Soundtrack dieses Kostümfilms das Cembalo steht. So kündigt sich die Annäherung zwischen der schönen Emma Watson und dem Biest von Dan Stevens in einer geheimnisvollen Bratschenstimme an. Flöte und Oboen beschwören schon mal ländliche Idyllen, die Fagotte tänzeln dazu wie in einem barocken Concerto. Der Gesang der Celli schwillt an wie ein Fluss, der über die Ufer tritt, und führt den artifiziellen Rokoko-Ton zurück in den sinfonischen Strom, der die Geschichte weitertreibt.
Dass man all das so lebendig hören kann, zeigt, auf welch hohem Niveau an diesem Abend musiziert wird – und das von einem Orchester, das Produzent Pirmin Zängerle nach der Trennung vom 21st-Orchester scheinbar über Nacht zusammengestellt hat. Ein Blick auf die Besetzungsliste zeigt zwar, dass rund ein Viertel der City-Light-Musiker auch im 21st Orchestra auftreten – auch deshalb, weil dieses in dieser Saison nur fünf KKL-Termine erhielt (gegenüber den 30 von Zängerle). Einfach eine 21st-B-Besetzung, wie Stimmen aus dessen Umfeld sagen, ist das City-Light-Orchester aber offenbar nicht.
«Neben erfahrenen Orchestermusikern spielen im City Light Symphony Orchestra ehemalige Absolventen oder Studenten der Musikhochschulen in Luzern, Zürich und Basel mit», erklärt Zängerle dessen Zusammensetzung: «Viele der jungen Musiker haben ein grosses Interesse, bei Filmmusikprojekten mitzuwirken und bringen die dafür notwendige Vielseitigkeit mit.»
Zängerle versteht das auf wichtigen Positionen ebenfalls prominent besetzte Orchester «auch als Plattform für junge Musiker, die Erfahrung in einem Profi-Orchester sammeln wollen». Und er versteht es als Projektorchester, in dem er «nicht zwingend immer die genau gleichen Musiker, sondern einfach sehr gute Musiker» versammeln will.»
Die Aufführung von «The Beauty and the Beast» bestätigten, dass damit Luzern momentan über zwei hochwertige Orchester für den Filmmusikbereich im KKL verfügt. Das das in Zukunft kaum so bleiben dürfte und keinen Sinn macht, ist freilich nicht eine Frage der Qualität. Spätestens, wenn es gelingt, für dieses Genre namhafte Sponsorenbeiträge zu gewinnen, stellt sich die Frage, wohin diese fliessen. Und schon jetzt führt die Aufsplittung in zwei Klangkörper dazu, dass sich – bei ohnehin tiefen Gagen – die Einnahmemöglichkeiten für die Musiker verringern.
Dass die Kontrahenten im 21st-Streit sich nicht auf eine weitere Zusammenarbeit einigen konnten, ist deshalb auch mit Blick auf die Musiker befremdlich. Weniger relevant dürften solche Fragen für ein Teil des Publikums sein: Dieses feierte das City Light Symphony Orchestra am Samstag im ausverkauften Konzertsaal demonstrativ mit einer Standing Ovations.