Der Luzerner Henrik Belden veröffentlicht sein fünftes Album. Darauf wird er dunkler und roher, ohne aber seine Erfolgsformel gross zu verändern.
Manchmal sind Krisen ganz nützlich. Lukas Linder, wie Henrik Belden bürgerlich heisst, hatte so eine. «Irgendwie habe ich mich leer gefühlt», sagt der Luzerner, «ich wusste für eine kurze Zeit nicht einmal, ob es ein neues Album geben würde.» Und wie es so oft ist in Krisen, kommt dann gleich alles zusammen: Angst vor dem künstlerischen Stillstand, Angst vor der Null auf dem Bankkonto, Angst vor dem Angsthaben. Daran kann man schon mal zerbrechen. Linder (34) wäre aber nicht Linder, wenn er das täte.
Nach zwei Wochen Hadern und Grüblen fasst er den Entschluss: Wir machens nochmal. Seither sind ein paar Monate vergangen, und heute kommt «Black & White» in die Läden – Beldens fünftes Album. Während andere in Krisen beschliessen, alles noch ein bisschen opulenter klingen zu lassen, hat Linder den anderen Weg gewählt: Er verschlankt seinen Sound. «Zum ersten Mal haben wir keinen einzigen Streicher auf dem Album», sagt er. Auch das Piano wurde merklich zurückgefahren. Vieles auf dem Album wurde live eingespielt. Es klingt direkter und kantiger als seine Vorgänger.
Aber natürlich bleibt Henrik Belden Henrik Belden. Das ist immer noch astreiner Pop, durchsetzt mit Country-Einflüssen. Linder hört man die zahlreichen Zigaretten beim Singen immer noch an. Genau diese kratzige, raue Stimme macht denn auch viel vom Charme der Platte aus und trägt die Songs. Wer im grossen Meer an Pop-Country-Platten herausstechen will, braucht genau solche Elemente.
Was «Black & White» ebenfalls auszeichnet, sind die schmachtenden Gitarren. Gitarrist Gregor Heini (Sina, Heidi Happy) ist erst für diese Platte zur Band gestossen und schafft es, mit kleinen Tönen dem Sound eine neue Färbung zu verleihen. Henrik Belden ist – deutlicher als auch schon – kein Soloprojekt, sondern ein Bandding. Neben Linder und Heini spielen Andi Schnellmann (Bass), Jwan Steiner (Drums) und Michael Hauser (Tasten) mit. «Wir haben uns mit meinen Songskizzen im Gasthaus Grünewald bei Engelberg eingemietet und dann als Band die Lieder fertiggeschrieben», sagt Linder. «Wir haben uns auch von keinem Label dreinreden lassen, wie wir zu tönen haben.»
Der Titel «Black & White» ist für die Stimmung des Albums sehr passend gewählt. Es gibt keine grell-farbigen Momente, vieles ist dunkel angehaucht, wirkt etwas nachdenklich. Dazwischen und darunter leuchten aber immer die schön-sanften Melodien hell. Das hat Linder auch in der kurzen Krise nicht verlernt. Natürlich: Das ist weder eine wirkliche Neuerfindung noch eine radikale Weiterentwicklung. Es ist aber gute, grundehrliche Musik, die es schafft, nie in die Belanglosigkeit abzustürzen, sondern durch viele schöne Momente einnimmt.
Am stärksten sind Linder und Band aber sowieso live. Da nagen keine Zweifel an Henrik Belden, sondern er kann auch mal etwas derbere Geschichten erzählen, und man merkt den Mannen den Spass auf der Bühne an. Mit dem letzten Album hat Belden über fünfzig Konzerte in der ganzen Schweiz gespielt. Es dürften dieses Mal wieder ähnlich viele werden. Zumindest bis dahin muss die nächste Krise bitte warten. Wobei: «Ob es noch ein weiteres Album gibt, kann ich jetzt noch nicht sagen», so Belden.
Michael Graber
michael.graber@luzernerzeitung.ch