Die Gala der Volksmusik am World Band Festival bringt einen bunte Strauss traditionellen Schaffens auf die Bühne. Doch für die Zukunft ist mehr Innovation gefragt.
Eine Stärke des World Band Festivals ist seine Vielfalt. In nur einer Woche bereichern ganz unterschiedliche Stile das KKL. Oft ist so auch eine Bestandsaufnahme möglich, lässt sich der entsprechenden Kunstrichtung ein wenig der Puls fühlen. Dies war so bei der Blasmusik mit dem Armeespiel am Sonntag (Nachwuchsprobleme). Dies war der Fall bei den Brassbands, wo die österreichische Gruppe Federspiel am Mittwoch neue, innovative Wege beschritt. Und es war möglich am Donnerstagabend, als im KKL die traditionelle Gala der Volksmusik stattfand. Das Spezielle ist dabei, dass hier vor allem Amateure auftreten, von Freizeitbläsern wie den Gasterländer Blasmusikanten bis hin zum moderierenden, häufig im Fernsehen anzutreffenden Hackbrettspieler Nicolas Senn.
Die Bandbreite ist gross, die Unterschiede in Technik, Intonation und Klangqualität natürlich ebenfalls. Aber genau dies macht ja den Reiz dieses Abends aus. Denn es finden hier im Konzertsaal Formationen zusammen, die sonst selten aufeinandertreffen. Etwa das Bergwaldchörli Enggenhütten mit den Gasterländer Blasmusikanten, die das bedachte «Carlos’s Zäuerli» launig mit dem Marsch «Grüss mir Lugano» verbinden. Oder wenn die Orgel mit einem Ländlerquartett spielt. Markus Kühnis am wuchtigen Tasteninstrument und Willis Wyberkapelle unter Willi Valotti liefern ein Feuerwerk bekannter Melodien von «Le vieux Chalet» bis zum «Stauffer-Schottisch».
Attraktiv interpretiert, wird dabei aber auch eine Chance vertan. Ist es schliesslich nur wenig mehr, als eine Aneinanderreihung von bekannten Gassenhauern, fehlt das clevere Spiel mit den verschiedenen Liedern. Und hier liegt – bei aller Klasse und Musizierfreude – auch ein Problem des Abends. Die Zuschauer sind zwar begeistert und gehen aktiv mit. Doch schaut man sich die vertretenen Altersgruppen im Publikum an, so ist die Zukunft dieses Konzertes nicht nur gesichert. Das Gebotene ist grösstenteils sehr traditionell.
Neue Ansätze sind zwar da, wie im «Blues 42» vom virtuos aufspielenden Nicolas Senn. Doch die Hommage an die «42 Kräuter in einem bekannten Appenzeller Getränk» ist mit seinen Einwürfen und dem abschliessenden Dixi so berechenbar verfasst, dass jede Überraschung auf der Strecke bleibt.
Am innovativsten sind die Variationen auf der Orgel über «Wilhelm Tell an der Steiner Chilbi», wo Markus Kühnis pfiffig den Klang variiert und die beiden Stücke verknüpft. Oder «Hörnli und Ghackets»(Willi Valotti), ein Stück, das die spezielle Tonalität des Alphorns (hervorragend die 22-jährige Lisa Stoll) in der Ländlergruppe in jazzig angehauchte Bewegungen umsetzt. Soll dieser Abend aber auch in 20 Jahren noch stattfinden, das heisst, jüngeres Publikum anziehen, so führt wohl kein Weg an einer Öffnung und Erneuerung vorbei. Warum nicht einmal grössere Kompositionsaufträge vergeben, den Blues für die Ländlermusikanten wirklich von einem Jazzer schreiben lassen? Das nötige Potenzial ist bei den Musikern klar vorhanden.
Festival noch bis Sonntag 30. September.
www.worldbandfestival.ch