Im Kunstmuseum Luzern eröffnet die letzte und gleichzeitig umfassendste Sammlungspräsentation von Heinz Stahlhut. Der Sammlungskurator verlässt das Haus nach knapp sechs Jahren. «News! Erwerbungen im Kontext der Sammlung» zeigt Schätze des Hauses.
Die Doppelausstellung «News!» und «Und die alten Formen stürzen ein» umfasst mehrere 100 Werke. Konnten Sie bei der Werkauswahl aus dem Vollen schöpfen oder erreichten Sie damit die Grenze der Sammlung?
Diese Grenze ist noch weit entfernt. Ich musste mich bei der Auswahl beschränken und hätte leicht noch zwei drei Säle zu weiteren Themen bespielen können.
Sie haben am Kunstmuseum Luzern über 15 Ausstellungen kuratiert. Welche war für Sie die wichtigste?
Die Michael-Buthe-Retrospektive vor vier Jahren war für mich sehr wichtig. Nicht nur wegen des prominenten Namens, sondern weil wir viel Vergessenes wieder auffinden und einige Werke wiederherstellen konnten. Es war wohl die aufwendigste und anspruchsvollste, aber auch die Ausstellung mit der breitesten Resonanz. Das zeigt auch, dass sie von Museen in München und Antwerpen übernommen wurde.
In Ihrer Amtszeit ist die Sammlung um rund 400 Objekte gewachsen. Was war Ihr bedeutendster Erwerb?
Dazu gehören sicher die Gemälde von Felix Valotton und Ferdinand Hodler. Auch die Gruppe mit 20 Werken von Schweizer Künstlern aus den 60er- und 70er-Jahren, die uns das Genfer Sammlerpaar Jacqueline und Luc Robert überlassen hat, oder die umfangreiche Dauerleihgabe aus der Sammlung Berg sind sehr wichtig für die Sammlung.
Die künstlerische Qualität und Relevanz der Luzerner Sammlung führen immer wieder zu Diskussionen. Wie ist Ihre Einschätzung?
Ich finde es eine tolle Sammlung, mit der man viel machen kann. Der Stoff für Ausstellungen ist mir jedenfalls nie ausgegangen. Die Sammlung lässt sich zwar nicht mit jenen von Zürich und Basel vergleichen, doch sie verfügt in ihren Schwerpunktbereichen über beachtliche Bestände von grosser Qualität.
Sie haben sich nicht nur im Sammlungsdepot verkrochen, sondern waren auch in der Zentralschweizer Kunstszene sehr aktiv und präsent. Dies, obwohl Sie nach wie vor in Ihrer Heimat Basel leben. Wie haben Sie sich Akzeptanz verschafft?
Die monatlichen Atelierbesuche, die ich bei meinem Antritt angeregt habe, haben da sicher geholfen. So habe ich viele Zentralschweizer Kunstschaffende und deren Werke kennen gelernt. Umgekehrt haben die Künstlerinnen und Künstler unser aufrichtiges Interesse erkannt und zu schätzen gewusst.
Als neuer Direktor des Hans-Erni-Museums bleiben Sie der regionalen Kulturszene erhalten. Findet diese in Ihrem neuen Haus auch Platz?
Ja, sicher. Hans Erni war, so international er auch geschätzt wurde, ein Künstler der Zentralschweiz. Im Hans-Erni-Museum Werke von Zentralschweizer Kunstschaffenden zu zeigen, die sich mit Ernis Themen oder Kunst auseinandersetzen, ist sinnvoll.
(bec.) Wenn man etwas Neues erworben hat, so teilt man seine Freude gerne mit Freunden und Familie. Das gilt besonders auch für ein Museum, dem Zeigefreudigkeit wesentlich und professionelles Gebot ist. Die Ausstellung «News! Erwerbungen im Kontext der Sammlung» präsentiert mit sichtlichem Stolz und in einer grosszügigen Inszenierung die wichtigsten Neueingänge der vergangen zehn Jahre.
So werden die neusten Schätze des Hauses nicht nur als autonome Einzelwerke gewürdigt, sondern im unmittelbaren Umfeld der Sammlung gezeigt. Die älteren und neueren Bestände treten in einen spannenden Dialog und machen auch die Sammlungspolitik des Kunstmuseums Luzern sichtbar. Mit «News!» legt das Museum sozusagen eine Bilanz seiner Sammelaktivitäten vor, die sich sehen lassen kann. Vor allem angesichts der beschränkten finanziellen Mittel des Hauses.
Dem Museum ist es zum einen gelungen, Stiftungen, Sammler, Kunstschaffende und die öffentliche Hand für die Sammlungsaktivität zu gewinnen. Zum andern wurden vier Schwerpunkte definiert, die eine fokussierte Erwerbsstrategie begünstigen: Kunst der 1970er-Jahre, historische Zentralschweizer Kunst, überregional bedeutende Zentralschweizer Gegenwartskunst und Spurensicherung der eigenen Ausstellungstätigkeit.
Zum Abschied setzt der nun ehemalige Sammlungskurator Heinz Stahlhut (siehe Interview), der auf Anfang diesen Jahres ans Hans-Erni-Museum gewechselt hat, auf sein bewährtes Konzept der thematischen Präsentation. Die zehn Säle der Ausstellung zeigen Werke zu Begriffen wie Wald, Textil, Gesten, Jung und Alt, Sternenhimmel oder Interieurs.
Zu sehen ist durchwegs herausragende Qualität und Relevanz. Besonders beeindrucken die wandbrechende «Endlose Linie» von Christoph Rütimann, der «Bezauberte Knabe» von Ferdinand Hodler, die grossformatigen Malereien von Christine Streuli und Franz Wanner oder die «Furniture Sculpture 247» von John M. Armleder. Ein verblüffender Hingucker ist das Bildnis der Mona Lisa – nicht von Leonardo da Vinci, sondern eine sorgfältige Kopie von Louis Béroud.
«News! Erwerbungen im Kontext der Sammlung» im Kunstmuseum Luzern läuft bis am 16. Juni. Doppelvernissage mit «Und die alten Formen stürzen ein»: Freitag, 8. März, 18.30 Uhr.