Die aktuelle Ausstellung von Marie-Theres Amici und Thierry Perriard in der Akku Kunstplattform in Emmenbrücke widmet sich der «Bewegung im Gewölk». Beinahe wolkenlos.
In brillanten Momenten fällt das Licht so auf die Wolkenberge am Himmel, dass sie von innen leuchten, mit einem Hauch Gold oder Apricot im wattigen Weiss. Man kennt das, es ist das spontane Gefühl, geballte Schönheit vor Augen zu haben. Die man sofort verewigen würde, wäre man denn ein Maler mit einer Staffelei. Die 77-jährige Marie-Theres Amici und der 42-jährige Thierry Perriard sind beide Kunstmaler, und ihre aktuelle Ausstellung in der Akku Kunstplattform in Emmenbrücke trägt den Titel: «Bewegung im Gewölk».
Wer nun aber weisse Wattewolken auf ihren Bildern erwartet, der erwartet das Falsche. Denn beide malen «nahe an der Abstraktion», wie Gastkuratorin Patricia Bieder erklärt. Nichtsdestotrotz beschäftigen sich Amici wie Perriard mit Landschaften. Beide arbeiten oft unter freiem Himmel und vollenden ihre Ölmalereien dann im Atelier. Amici richtet ihren künstlerischen Blick oft auf das Gebirge, Perriard den seinen häufig auf den Wald.
Perriards Atelier befindet sich in Wetzikon ZH, Amicis Atelier ist direkt in Emmenbrücke gelegen. Die Malereien der beiden schmücken nun rundum die Wände des grossen Ausstellungsraums, während an den Stellwänden in der Mitte Landschaftsbilder aus Emmer Sammlungen zu sehen sind – etwa von Hans Emmenegger (1866–1940) oder von Werner Hartmann (1903–1981).
Kuratorin Patricia Bieder war es ein Anliegen, einerseits mit den Werken aus den Emmer Sammlungen und mit den beiden Künstlern eine Verankerung vor Ort zu schaffen, andererseits aber den Blick darauf zu weiten, «wie verschieden Generationen Landschaft betrachten». Das, so Bieder, sei sehr spannend.
Bieder interessiert es, wie die Künstler natürliche Phänomene wie Wind und Sonne fassbar machen. Und wie «das Flüchtige Materie wird und das Gegenständliche sich verflüchtigt». Thierry Perriard erklärt, schnell und impulsiv zu malen und auch gerne parallel an mehreren Bildern zu arbeiten. «Man entdeckt so oft aus dem Augenwinkel etwas.» Der Künstler wählt gerne «Nichtorte» für seine Arbeiten, unspektakuläre Orte. Marie-Theres Amici spricht davon, wie «Farben im Zusammenspiel Landschaften entstehen lassen».
Einmal fällt der Blick im Raum auf Amicis Werk «Oak» – man erahnt das vom Wind zerzauste Blattwerk einer Eiche. Und zugleich auf das Gemälde von Hans Emmenegger: «Baumgruppe».Hier dominieren Ruhe und Stille. Bieder fasziniert dieser Gegensatz von «Bewegung, Rhythmus und wenig Bewegung». Spannend ist auch: Auf sämtlichen Werken der Ausstellung zusammengenommen findet sich nur eine Figur – und zwar auf Werner Hartmanns Gemälde: «Blick auf Paris» (1935). Eine Dame in Rot blickt aus dem Fenster – und draussen die Wolken, in Apricot.
Die Kabinettsausstellung wiederum rückt den Künstler Alfred Bernegger in den Fokus. 1912 in Luzern geboren und 1978 in der Kantonalen Psychiatrischen Klinik Rheinau ZH gestorben, blieb Bernegger zeitlebens ein Aussenseiter. Die Kunststiftung Emmen besitzt eine grosse Werkgruppe der expressiven Linol- und Holzschnitte, mit denen Bernegger bekannt wurde. Der Künstler konzentriert sich auf das Menschsein – sein besonderes Interesse galt Arbeitern, Soldaten und Randfiguren.
Hinweis
«Bewegung im Gewölk». Marie-Theres Amici und Thierry Perriard im Kontext von Landschaftsbildern aus Emmer Sammlungen. Bis 2. 8. in der Akku Kunstplattform Emmenbrücke, Gerliswilstrasse 23. Offen Fr/Sa 14–17 Uhr; So 10–16 Uhr. www.akku-emmen.ch