Grosse Ausstellung von Thomas Muff im Kunstraum Hermann in Hochdorf: Der Luzerner Maler kombiniert, was nicht zusammengehört.
Man mag kaum glauben, was man sieht. Da stürzt einem auf der einen Seite des Bildes wilde, gestische Malerei entgegen. Pure Emotion und rohe Kraft, die sich chaotisch austobt. Mit grossem Körpereinsatz ist die Farbe aufgetragen oder einfach über das Holz geschüttet. Der Künstler scheint bei der Bildproduktion mit dem Zweihänder hantiert zu haben. Die andere Bildhälfte zeigt, als ob daneben kein Chaos wäre, realistische Motive, die der Künstler mit Sorgfalt und detailgenauer Gewissenhaftigkeit hingemalt hat. Karge Landschaften breiten sich aus, Schneefelder, Wälder, sogar einzelne Bäume oder Seen sind sichtbar. Mit zwei verschiedenen Bildern auf demselben Gemälde sieht sich der Betrachter konfrontiert und ist dem Dilemma ausgesetzt, was er nun wahrnehmen und wahrhaben will: die abstrakte Malerei oder die realistische Darstellung.
«Clash» ist der sinnige Titel der aktuellen Ausstellung von Thomas Muff im Kunstraum Hermann in Hochdorf. Denn die präsentierten Arbeiten des 51-jährigen Luzerner Künstlers sind keine Kompositionen, in denen sich verschiedene Bildebenen, Stile und Malweisen zu einem harmonischen Ganzen vereinen. Die Gemälde sind vielmehr Zusammenstösse – englisch clash – unterschiedlicher Bilderwelten.
Optisch findet der Zusammenprall horizontal statt. Gemalt ist er vertikal. Erst entsteht die abstrakte Malerei, dann projiziert der Künstler das realistische Bild darüber. Das kann eine fotografierte Landschaft oder ein Werk aus der Kunstgeschichte sein. In seinem Gemälde «Le Mont-Blanc» hat Thomas Muff über den abstrakten Malgrund den gleichnamigen Holzschnitt von 1892 von Felix Vallotton gelegt. Damit prallen nicht nur Abstraktion und figurative Darstellung aufeinander, es kommt auch zum Zusammenstoss von Kunstgeschichte und Gegenwartskunst.
Neben gross- und kleinformatigen Clash-Malereien zeigt der Künstler in der Ausstellung auch acht Porträtbilder aus der Serie «Daredevils» (Teufelskerle) und fünf «Ölberge». Die Berge sind nicht gemalt, sondern aus Ölfarbe aufgetürmt.
Kurt Beck
Hinweis
Kunstraum Hermann, Lavendelweg 8, Hochdorf. Fr 15–18, So 14–17 Uhr. Bis 23. Oktober. www.kunstraum-hermann.ch