Im Böschhof ermöglichte der Filmemacher Michael Werder den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen seiner Arbeit. Von Glamour war wenig zu spüren.
Hansruedi Hürlimann
Die Produktion eines Films sei vor allem Handwerk, sagte Michael Werder an der von der Kulturgruppe Hünenberg organisierten Veranstaltung «Kultur vor Ort». Als Beleg zeigte er eine Reihe von Utensilien, die für Filmaufnahmen unabdingbar sind – von der Beleuchtung über die Tongeräte und die Kamera bis hin zur Verpflegung auf dem Set. Für deren Bedienung brauche es geschultes technisches Personal und darüber hinaus viele Helfer. Die grösste Veränderung, die Werder seit seinem Abschluss erlebt hat, ist die Digitalisierung. «Was vor zehn Jahren noch undenkbar war, ist heute Realität», so sein Kommentar. Das bedeute, dass er als Drehbuchautor und Regisseur häufig am Computer oder Laptop sitze. Umgekehrt ist die Zukunft digitaler Kopien wegen der rasanten Entwicklung derart ungewiss, dass die Produktionen zur Sicherheit auf herkömmliche Filmstreifen kopiert werden, die dann ins Archiv kommen.
Für Michael Werder ist das Filmemachen Berufung und Leidenschaft. Das wurde beim Rückblick auf seinen Werdegang deutlich. Schon als Kind faszinierten ihn die bewegten Bilder, und als er mit 13 Jahren eine Videokamera bekam, wusste er, dass er Filmemacher werden wollte. Für einen Bauernsohn war dieses Metier jedoch etwas gar weit entfernt, und so wurde er eben diplomierter Landwirt. Erschwerend kam hinzu, dass es für das Studium an der Zürcher Hochschule der Künste die Matura brauchte. Werder gab jedoch nicht auf und schaffte schliesslich das Aufnahmeverfahren, nicht zuletzt dank einem selbst produzierten Kurzfilm mit dem Titel «Auf Messers Schneide». Heute ist er «Master of Arts in Film» im Bereich Drehbuch und Regie. Mit Beispielen aus «dem Giftschrank», wie er sagte, zeigte er auf, dass die Ausbildung praxisnah stattfand und er dank den Räumlichkeiten auf dem Hof und der Unterstützung durch die Familie einschlägige Erfahrung sammeln konnte.
Mit einem Dokumentarfilm über die drei Kinder der Familie Poincilit, die alle an einer unheilbaren Stoffwechselkrankheit leiden und die er über vier Jahre begleitete, schaffte er es ins erste Programm des Schweizer Fernsehens. Das sicherte ihm auch die Finanzierung.
Die professionelle Produktion eines Dokumentar- oder Spielfilms sei mit mindestens zehntausend Franken pro Drehtag zu veranschlagen, weiss er aus Erfahrung. Filmschaffende seien daher auf Unterstützung durch die Filmförderung und Sponsoren angewiesen. Von der Filmförderung der Zentralschweiz ist er enttäuscht. Im Vergleich mit den andern Regionen sei sie ein Entwicklungsland, so seine wenig schmeichelhafte Einschätzung.
Werder lässt sich jedoch nicht unterkriegen und beschäftigt sich aktuell mit einem Filmprojekt über die Eiche-Zunft Hünenberg, die im nächsten Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert.