Das Internationale Hornfestival Obwalden überzeugte mit einem spannenden Konzert. Die Jungmusik Sarnen/Kerns unterhielt mit Filmmusik und stimmungsvollen Arrangements, die Horngruppe Obwalden glänzte mit fantastischen Klängen in allen Lagen.
Richard Wagner hätte wohl ein Werk für achtzehn Hörner geschrieben, wenn er diese Formation am Donnerstag gehört hätte. Denn beim Eröffnungskonzert des Internationalen Hornfestivals Obwalden spielt die Horngruppe Obwalden unter anderem die «Lohengrin-Fantasie», und das klingt sinfonisch, grossartig, einmalig. Unter der künstlerischen Leitung von Lukas Christinat, Solohornist des Luzerner Sinfonieorchesters, sind hier Dozenten, Studenten und Laien versammelt, um miteinander zu musizieren.
Das Festival bietet Workshops, Einzelunterricht und Ensemblespiel, dazu einen Meisterkurs, der öffentlich ist, und Konzerte. Das Konzert am Donnerstag wird von der Jungmusik Sarnen/Kerns eröffnet, und die vielen Zuhörer in der Aula Cher in Sarnen werden mit einem abwechslungsreichen Programm unterhalten.
Erstaunlich souverän werden die Stücke von einem sehr jungen Posaunisten angesagt, und man erfährt, dass es im ersten Stück «Spy Chase» von Brant Karrick um den Lieblingsagenten und Spionage, Kriminalität und eine kleine Romanze geht. Die Jungmusiker spielen das so, dass man sofort erkennt, dass es sich um James Bond handelt. Dirigent Guido Weber hat die Instrumentengruppen gut im Griff, der Rhythmus groovt, und die bekannten Akkorde und Harmonien lassen in die Welt des Agenten eintauchen. Die Tempowechsel gelingen mühelos, und in «Blue Ridge Saga» von James Swearingen werden die verschiedenen Stimmungen gut getroffen.
«Star Wars: The Force Awaken» (John Williams, Arr. Michael Sweeney) lebt von kleinen Soli, und das Tutti glänzt mit Trompetenfanfaren und flexiblem Gesamtklang. «The Rock» von Hans Zimmer wird von Pauken und Trommeln rhythmisch belebt, die schnellen Teile gelingen einheitlicher als die heiklen langsamen Passagen. In allen Stücken zeigen die Jungmusiker ihr vielseitiges Können, doch erst in den Zugaben, nach langem Beifall, spielen sie richtig unbeschwert auf. Da rockt es mit einem Medley aus «We will rock You» und «We are the Champions», und in «Vielen Dank für die Blumen» swingen alle befreit mit.
Die Horngruppe Obwalden in dieser Besetzung, in der sechs international gefragte Hornisten (neben Lukas Christinat Florian Abächerli, Radovan Vlatkovic, Stefan Dohr, Richard Watkins und Stephan Bühlmann) mitspielen, musiziert auf allerhöchstem Niveau. Und zwar spielen alle auf Augenhöhe, man hört keinen Unterschied zwischen Dozenten und «Schülern».
Wie sie in Rossinis Ouvertüre «Il Signor Bruschino» ein ganzes Sinfonieorchester ersetzen, auf ihren Hörnern diffizile Geigenfiguren in irrsinnig rascher Genauigkeit spielen und schnellste Tonwiederholungen mühelos erklingen lassen, das ist atemberaubend. Nichts scheint unmöglich, und dass dabei sowohl Intonation als auch der gemeinsame Ansatz derart genau ist, das beeindruckt mächtig.
Sie haben auch klanglich anscheinend keine Grenzen: Das tönt wie ein weich registrierter Orgelchoral im «Ave Maria» von Gustav Holst, und in der zweiten Szene aus dem «Freischütz» von Carl Maria von Weber ziehen sie alle Register. Da zeichnen die tiefen Töne die unheimliche Stimmung in der Schlucht wunderbar nach, da schmettern die Hörner das Jagdgetümmel fanfarenartig aus. Und schwelgerische Melodien ziehen sich durch alle Lagen, schwingen von einem Horn zum nächsten. Markus Michel leitet die Horngruppe leicht durch alle Stimmungen, und wie dann in Wagners Lohengrin-Fantasie (Arrangement Karl Stiegler) die Akkorde süffig erklingen, sich die Melodien herausheben, das ist sinfonischer Klang in Vollendung. Das Publikum ist restlos begeistert, und wer etwa dachte, Horn sei einseitig, der wurde hier vom Gegenteil überzeugt.
Samstag, 1. Juni 2019, Sinfoniekonzert mit den internationalen Hornsolisten um 20 Uhr, Aula Cher, Sarnen. Sonntag, 2. Juni, 11 Uhr, Dorfplatz Sarnen, Teilnehmer des Hornfestivals.