JUBILÄUM: «Das Festival ist die Champions League»

Unser Dossier blickt zum Jubiläumstag zurück auf 75 Jahre Lucerne Festival. In einer Standortbestimmung blicken der Intendant und sein Marketingleiter auf Konkurrenz im Ausland, im Fussball und in die Zukunft.

Urs Mattenberger
Drucken
Michael Haefliger, Intendant. (Bild: Lucerne Festival/Priska Ketterer)

Michael Haefliger, Intendant. (Bild: Lucerne Festival/Priska Ketterer)

Klar, wo du herkommst, haben es die Leute einfach. Sie können einfach aufstehen und ‹Tor!› schreien», lacht Michael Haefliger, Intendant von Lucerne Festival, zu seinem Marketingleiter. In klassischen Konzerten ist das anders. Da sitzt jeder für sich im Sessel und klatscht nur zum Schluss in die Hände. Trotzdem hat Helmut Bachmann vor einem Jahr vom Sportmarketing zum Klassikfestival gewechselt. Gemeinsam geben sie eine Standortbestimmung des Festivals in seinem 75. Jubiläumsjahr: der Intendant, der seit 14 Jahren das Festival leitet, und der Marketingchef, der es nach aussen vermittelt.

Die Festivalbilanz sieht hervorragend aus, weshalb Bachmann der Wechsel von der Champions-League-Vermarktung zum Festival vor einem Jahr leicht gefallen ist: «Mit all den Top-Orchestern und -Künstlern ist Lucerne Festival die Champions League in der klassischen Musik!», sagt er enthusiastisch.

25. August 1938. Die Gründung. Touristische Kreise in Luzern realisierten 1938 den Plan, mit musikalischen Veranstaltungen den wegen der Weltwirtschaftskrise serbelnden Fremdenverkehr anzukurbeln. Die Nazi-Diktatur verhalf dem Unternehmen zu unverhofftem Aufschwung: Arturo Toscanini, der Bayreuth und Salzburg demonstrativ den Rücken kehrte, dirigierte zur Eröffnung der ersten Musikfestwoche ein eigens für ihn und von ihm zusammengestelltes Festspielorchester vor illustrem Publikum. Im Bild ist Festival-Mitbegründer Walter Strebi in der zweiten Publikumsreihe (Zweiter von links) erkennbar. (Bild: zvg)
11 Bilder
1942. Meisterkurse.Ebenfalls von den Kriegswirren profitierten die 1942 eingeführten Meisterkurse mit namhaften Künstlern wie dem Pianisten Edwin Fischer und dem Geiger Carl Flesch. Sie sollten auch die musikalische Basis in Luzern verbreitern. Dazu gehörte die Gründung des Konservatoriums Luzern und der bis heute international renommierten Festival Strings Lucerne durch Rudolf Baumgartner (Bild, hier im Jahr 1961). Er war mit Wolfgang Schneiderhan den Meisterkursen verbunden und wurde erster Direktor des Konservatoriums und 1970 erster Intendant des Festivals. (Bild: zvg)
1943. Festspielorchester. Nach politisch umstrittenen Gastspielen des Scala-Orchesters aus Mussolinis Italien (1941 und 1942) wurde 1943 das Schweizerische Festspielorchester gegründet: Zusammengesetzt aus Elite-Musikern von Schweizer Orchestern, machte es das Festival von ausländischen Orchestern unabhängig und prägte es unter namhaften Dirigenten ein halbes Jahrhundert mit. (Bild: zvg)
1948. König von Luzern. Nach seinem dreijährigen Aufführungsverbot - als ehemaliges Nazi-Parteimitglied - luden die Musikfestwochen 1948 Herbert von Karajan für sein erstes Dirigat ausserhalb Deutschlands ein. Ein geschickter Schachzug: Das Festival verband sich damit mit dem aufstrebenden Stern am Klassik-Himmel. Karajan dankte es ihm mit 69 Auftritten bis 1989. Wie familiär er mit Luzern wurde, zeigt eine Aufnahme aus dem Strandbad Lido (Bild). Die alljährlichen Auftritte des baldigen Megastars mit den Berliner Philharmonikern im alten Kunsthaus galten jahrzehntelang als Höhepunkte der Musikfestwochen, die in der Folge immer mehr renommierte europäische Orchester verpflichten konnten. (Bild: zvg)
1964. Die Amerikaner. Künstler wie der Pianist Van Cliburn (Bild) hatten zwar schon vor 1964 amerikanische Virtuosität nach Luzern gebracht. Ein Meilenstein aber war, als in diesem Jahr erstmals ein US-amerikanisches Orchester an den Festwochen auftrat. Das ist ein weiterer Schritt zur Internationalisierung - zusammen mit den regelmässigen Auftritten aller grossen Künstler jener Zeit - von Vladimir Horowitz bis zum jungen Daniel Barenboim und Claudio Abbado (erstmals 1966 mit dem Festspielorchester). (Bild: zvg)
1970. Intendanten-Debüt. Nachdem die Leitung des Festivals 1970 professionalisiert wurde, führte Rudolf Baumgartner als erster Intendant verschiedene Neuerungen ein. Sie reichten bis zum stärkeren Einbezug von zeitgenössischer Musik in eigenen Konzertreihen. Ein Coup gelang Baumgartner in den ebenfalls neuen Debüt-Konzerten für junge Künstler: Nach ihrem Auftritt 1976 in der St. Charles Hall Meggen begann hier «das musikalische Leben» der Geigerin Anne-Sophie Mutter (im Bild), wie sie selber sagt. Auch deshalb, weil der Dirigent Herbert von Karajan durch diesen Auftritt auf die junge Geigerin aufmerksam wurde und sie förderte. (Bild: zvg)
1980er-Jahre. Politische Krise. Als sich abzeichnete, dass das alte Kunsthaus den modernen Ansprüchen eines Festivalbetriebs nicht mehr genügte, lancierten Musiker wie Vladimir Ashkenazy und der Unternehmer Walter von Moos die Idee eines neuen Konzertsaals. Die zu erwartenden Millionen-Investitionen der öffentlichen Hand für das bis heute - über Ticket-Einnahmen und Sponsoring - privat finanzierte Festival weckten in linken Kreisen Widerstand gegen das Festival. Auch deshalb, weil dieses zunehmend als elitär-konservativer «Luxusdampfer» kritisiert wurden, wie «Der Spiegel» 1968 schrieb. Bei Demonstrationen vor dem Kunsthaus suchte Stadtpräsident Franz Kurzmeyer das Gespräch mit den Demonstanten: Es war der Anfang des Luzerner Kulturkompromisses, der die Idee eines neuen Konzertsaals mit der gleichzeitigen Schaffung von Räumen für die alternative Kultur verband und politisch den Weg zum KKL ebnete. (Bild: zvg)
1992. Die Öffnung. Das Festival seinerseits reagierte mit einer markanten Öffnung unter dem Intendanten Matthias Bamert (1992-1998). Er ergänzte den weiter ausgebauten klassischen Kernbereich durch zusätzliche «Festivals im Festival», die die Festwochen erstmals in die Stadt hinaustrugen - mit Zigeuner-, Amateur- oder schliesslich dem Strassenmusikfestival, das von seinem Nachfolger Michael Haefliger bis heute weitergeführt wird. Bamert verbreiterte die Basis des Festivals aber auch weiter durch die Gründung des Piano-Festivals im Herbst - zusätzlich zum Osterfestival, das Intendant Ulrich Myer-Schoellkopf (1981-1991) 1988 ein erstes Mal durchgeführt hatte. (Bild: zvg)
1997. Risiko als Chance. 1994 hatten die Stimmberechtigten der Stadt Luzern mit 66 Prozent Ja-Stimmen 96 Millionen Franken für den Bau des KKL bewilligt (18 Millionen sollten 2003 zusätzlich folgen). Möglich machten die Zustimmung auch der Kulturkompromiss und das Engagement der Konzerthausstiftung, die unter ihrem Präsidenten, dem Unternehmer Walter von Moos, 60 Millionen Franken privater Gelder beisteuerte. Von da an war klar, dass das Festival ein Jahr lang über keinen Konzertsaal verfügen würde. Laut Mathias Bamert hätte eine Pause das Festival zurückgeworfen. So nutzte er das Risiko als Chance: In die Von-Moos-Stahlhalle in Emmenbrücke liess er einen Konzertsaal bauen, der das Übergangsjahr 1997 zum Symboljahr machte: Klassik in der Fabrik, im Foyer Stöckelschuhe auf Gleisen und eine Industriehalle, in der sich Musikfreaks und schickes Publikum demokratisch mischten, brachten die Öffnung bis hinunter zum Parkett. (Bild: zvg)
1998. KKL-Eröffnung. Die Eröffnung des KKL Luzern 1998 (Konzertsaal) und 2000 (integral) bescherte dem Festival einen Quantensprung. Es bot mit Konzert- und Luzerner Saal inhaltlich neue Möglichkeiten und erwies sich als gleichermassen attraktiv für Künstler, das Publikum wie die Sponsoren. So stieg die Besucherzahl am Sommer-Festival auf Anhieb von 50 000 Besuchern im letzten Jahr im Meili-Bau (1996) auf 71 000 (1998). Seit der KKL-Eröffnung steigerte sich das Budget des Lucerne Festival bis heute von 14 auf 25 Millionen Franken, der Beitrag der Sponsoren wurde von 4,2 auf 10 Millionen mehr als verdoppelt. Der Anteil des ausländischen Publikums stieg, ganz gemäss den Zielen schon der ersten Musikwoche 1938, auf 15 Prozent. Damit dürfte auch die volkswirtschaftliche Bedeutung des Lucerne Festival markant gestiegen sein. Eine Studie der Universität St. Gallen zeigte 2011 erstmals, dass das Festival in der Region Einkommenseffekte von 18 Millionen Franken ausgelöst hat. (Bild: zvg)
2003. Wege in die Zukunft. Michael Haefliger (Intendant seit 1999) nutzte das neue Raumangebot im KKL Luzern für weitreichende Neuerungen, die auch durch erfolgreiches Sponsoring finanziert werden können. Als zukunftsträchtig erwiesen sich die beiden Neugründungen aus dem Jahr 2003. Das Lucerne Festival Orchestra unter Claudio Abbado wurde schon bei seinem Debüt von einer deutschen Zeitung zum besten Orchester der Welt gekürt. Die von Altmeister Pierre Boulez gegründete Lucerne Festival Academy, wo alljährlich 120 Studenten aus aller Welt neue Musik einstudieren, experimentiert zunehmend mit neuen Konzertformaten abseits klassischer Rituale. Auch wenn das Scheitern der Pläne für eine Salle Modulable den stärkeren Einbezug innovativer Theaterproduktion vorläufig nicht zulässt: Die vielfältigen Kontakte, über die das Festival verfügt, dürften die Ausstrahlung der genannten Meilensteine auch über das Engagement von Abbado (80) und Boulez (88) hinaus sicherstellen. Ein Signal dafür ist die Ankündigung, dass Simon Rattle ab nächstem Jahr das Academy Orchestra regelmässig in einer prominenten Uraufführung dirigiert. (Bild: zvg)

25. August 1938. Die Gründung. Touristische Kreise in Luzern realisierten 1938 den Plan, mit musikalischen Veranstaltungen den wegen der Weltwirtschaftskrise serbelnden Fremdenverkehr anzukurbeln. Die Nazi-Diktatur verhalf dem Unternehmen zu unverhofftem Aufschwung: Arturo Toscanini, der Bayreuth und Salzburg demonstrativ den Rücken kehrte, dirigierte zur Eröffnung der ersten Musikfestwoche ein eigens für ihn und von ihm zusammengestelltes Festspielorchester vor illustrem Publikum. Im Bild ist Festival-Mitbegründer Walter Strebi in der zweiten Publikumsreihe (Zweiter von links) erkennbar. (Bild: zvg)

Aus dem Nichts an die Spitze

Die Zahlen bestätigen es: Mit 110 000 Besuchern an Ostern, im Sommer und am Piano ist Lucerne Festival mit Abstand das grösste und bedeutendste Klassikfestival der Schweiz (vgl. Grafik). International wird es bei den Besucherzahlen nur von Konkurrenten überflügelt, die über andere Voraussetzungen verfügen, etwa dem Schleswig-Holstein Musik Festival, das an 40 Orten stattfindet, oder den stark subventionierten Salzburger (Opern-)Festspielen. Selbst da aber treten Spitzenorchester aus Europa und den USA nicht so gedrängt auf wie in den 28 Sinfoniekonzerten in Luzern. Top-exklusiv ist zudem Claudio Abbados Lucerne Festival Orchestra und die von Pierre Boulez initiierte Lucerne Festival Academy – beide gegründet vor zehn Jahren unter Haefligers Intendanz.

Wie wurde das alles möglich in einer Kleinstadt, die vor 1938 keine grosse Musiktradition hatte? «Dass in den ersten Jahren Arturo Toscanini mitwirkte, war sicher eine entscheidende Starthilfe», meint Haefliger. «Aber schon das hing, über einen Freund Toscaninis in Luzern, mit persönlichen Kontakten zusammen, wie sie für Luzern typisch geblieben sind und ohne die auch die Projekte mit Abbado und Boulez nicht zu Stande gekommen wären.»

Die Verbundenheit der Künstler – und des Publikums – mit Luzern förderte von Anfang an die touristische Attraktivität von Stadt, See und Landschaft. Zusammen mit der familiären Atmosphäre und mit der Konzentration «auf die Musik statt auf gesellschaftlichen Glamour» prägt das den Charakter des Luzerner Festivals, sagt Bachmann.

Vom Haupt- zum Hintereingang

«Wir haben ja ebenfalls viele prominente Besucher, und am Eröffnungsempfang haben wir für sie auch einen roten Teppich ausgerollt», schmunzelt er. «Aber das Festival als Plattform, auf der sich eine gesellschaftliche ‹Elite› als solche inszenieren kann wie in Salzburg oder Bayreuth, das wäre in der Schweiz undenkbar. Das ist gut so und wird von vielen Künstlern geschätzt.» Daran hat auch das KKL nichts geändert: «Dirigenten, die sich früher vor den Haupteingang chauffieren liessen, benutzen heute den Hintereingang.»

Neben der nach wie vor zentralen Reihe der Sinfonieorchester öffnete sich das Festival in jüngerer Zeit zunehmend zu Neuer Musik und Rahmenveranstaltungen für ein breiteres Publikum. Zudem bescherte der Bau des KKL dem Festival einen Wachstumsschub: die Besucherzahl im Sommer sprang von 50 000 Besuchern im letzten Jahr im Meili-Bau (1996) auf 71 000 im Eröffnungsjahr des KKL-Konzertsaals (1998).

Das Publikum in 30 Jahren

Aber vieles deutet darauf hin, dass der Erfolg sich nicht automatisch in die Zukunft hinein fortsetzt. Das Bildungsbürgertum, das einst fast «ehrfürchtig-devot» (Haefliger) zu den Künstlern aufblickte, schwindet: «Früher gaben viele Eltern ihre Kultur an die Kinder weiter», sagt der Intendant, der das als Sohn des Tenors Ernst Haefliger selbst erlebt hat: «Heute gibt es diesen Generationentransfer immer weniger, weshalb wir immer wieder neu und aktiv ein Publikum gewinnen müssen.»

Wie also bringt man die Faszination klassischer Musik Leuten näher, die damit in ihrem Alltag nicht in Berührung kommen? Bachmanns eigener Einstieg dazu war als Kind die einzige Klassikplatte seiner Eltern – der Gefangenenchor, den er «als Kind rauf und runter spielte». Von daher weiss er, was Studien bestätigen: «Man kann in der Regel nur im Alter zwischen 8 und 24 Jahren eine Beziehung zu einer bestimmten Art von Musik aufbauen.» Deshalb werden «Young»-Projekte am Lucerne Festival auch mit Blick auf die typischen, 40-jährigen Klassikeinsteiger in 30 Jahren ausgebaut: «In unserem Publikum sind Eltern mit nicht erwachsenen Kindern stark untervertreten. Wenn sie später, wenn sie wieder Zeit und Geld haben, zu uns kommen sollen, müssen sie in jungen Jahren mit Klassik in Berührung gekommen sein und eine Grundaffinität dafür entwickelt haben.»

Emotionen sind unbezahlbar

Dann ist da aber noch die Sache mit dem Tor, das man im Fussball bejubeln kann. Liegt ein Problem darin, dass ein Konzertritual, das zum Stillsitzen zwingt, einem Publikum den Zugang erschwert, das an Interaktivität und Neue Medien gewöhnt ist? Dass eine Antwort auf dieses Problem nicht leicht zu finden ist, zeigen die Konzertformate, mit denen Haefliger experimentiert – wie jetzt mit den Buvette-Konzerten auf dem Inseli, der «40min»-Reihe, in der die Musiker ihre Auftritte moderieren, oder der Club-Lounge im Bourbaki.

Bleiben für Bachmann – wie Haefliger FC-Bayern-Fan – solche Versuche nicht hinter dem zurück, wie man bei Fussballspielen aus sich herausgehen kann? «Nein», sagt er ohne zu zögern: «Im Grundsatz gibt es für mich zwischen einem Fussballspiel und einem Sinfoniekonzert keinen Unterschied: Hier wie dort geht es um Emotionen, und Emotionen sind entscheidend, weil sie unbezahlbar sind, egal ob sie im Fussball nach aussen oder in der Musik primär nach innen gerichtet sind. Selbst das bei Fussballspielen wichtige Gruppenerlebnis kann sich im Konzert einstellen, wenn man da die gebannte Stille von 1800 Menschen im Saal förmlich ‹hört›.»

Möglich macht genau das das KKL mit einem der «akustisch weltbesten Säle», wie Cecilia Bartoli und viele andere loben. Für Haefliger ist deshalb klar: «Für viele Arten von Konzerten bietet das KKL dem Festival auch in Zukunft perfekte Bedingungen.» Daran dürften selbst die im Performance-Bereich wichtigen Neuen Medien nichts ändern, obwohl sie den Klassikbetrieb «in den letzten zehn Jahren stärker verändert haben als die Jahrzehnte zuvor».

Live gegen 24 Kameras

Das bestätigt Bachmanns Vergleich mit Fussballübertragungen am Fern­sehen: «Da fällt zwar das Gruppenerlebnis weg, aber sie bieten einen klaren Mehrwert mit Slowmotion, Wiederholungen, Kommentaren oder den Blickwinkeln von bis zu 24 Kameras in einem Champions-League-Final. Bei Klassikübertragungen dagegen fällt mit der Akustik, die einen spüren lässt, wie der Klang im Raum vibriert, das Entscheidende weg. Da bleibt die Konserve viel mehr hinter dem Live-Erlebnis zurück.»

Neue Konzertformate sollen das nicht ersetzen, sondern Alternativen bieten. Denn die Emotionen in der klassischen Musik sind unglaublich vielfältig, schwärmt Haefliger: «Da wird gejubelt, gekämpft, geliebt, getrauert, werden aber auch Dinge in Frage gestellt, neue Horizonte aufgerissen.» Genau das treibt Helmut Bachmann um: «Das Konzertritual schlägt das zu sehr über einen Leisten», meint er: «Ich bin persönlich» – er schnippt mit den Fingern – «eher ein Bewegungstyp. Zu tänzerischer Barockmusik könnte ich mir auch ein Stehkonzert vorstellen, bei dem man sich spontan bewegen kann.» Gut möglich, dass der Intendant auch diesen Ball aufnimmt, etwa im neu geplanten Festivalzentrum im Pavillon vor dem KKL (Ausgabe vom Donnerstag). Es wäre ein Tor mehr. Denn es gäbe dem Festival die öffentlich sichtbare Präsenz, die jede Champions League verdient.