Das Quatuor Modigliani aus Paris faszinierte mit federleichtem bis leidenschaftlichem Spiel im Museum Rosengart.
So farbenreich und ausdrucksstark wie die Kunst des italienischen Malers und Bildhauers Amadeo Clemente Modigliani ist das Spiel des Streichquartetts, das sich 2003 nach einer Ausstellung des Künstlers in Paris nach ihm benannt hat.
Da ist es passend, dass die vier Musiker im Museum Rosengart in Luzern auftreten. Der Saal zwischen den Picasso-Gemälden ist am Sonntagabend restlos ausverkauft. Unter all den bekannten Streichquartetten ist das Quatuor Modigliani inzwischen wohl eines der Weltbesten. Mit dichter, dabei durchsichtiger Klangsprache wird leidenschaftlich musiziert. Da spielt es keine Rolle, ob man nicht Haydn hört, wie im Programm aufgeführt, sondern Mozart: Das Divertimento G-Dur haben wohl manche Zuhörer gleich erkannt. Ausserdem kommt dann doch noch der Finalsatz des Haydn-Quartetts als Zugabe, federleicht und perlend wie Champagner.
In Maurice Ravels Streichquartett F-Dur betören Amaury Coeytaux und Loic Rio mit Violintönen, die wie Mondlicht schimmern. Und wie leicht fliessendes Wasser breiten sich darunter die samtenen Klänge von Viola (Laurent Marfaing) und Cello (Francois Kieffer) aus. Es entstehen impressionistische Tongemälde, die mit den Bildern von Picasso eine fantastische neue Kunst zu erschaffen scheinen.
Das Streichquartett Nr. 3 es-Moll op. 30 von Tschaikowsky ist einerseits geprägt von Schmerz um einen verstorbenen Freund, andererseits von temperamentvoller Virtuosität. Das Quatuor Modigliani spielt diese Kontraste fantastisch. Das «Andante funebre e dolorosa» wird derart intensiv gespielt, mit schmerzhaft dicht gesetzten Reibungen, dass sich der Raum zu verdunkeln scheint. Im deftig tänzerisch aufgespielten Finale kann man aufatmen, die beklemmende Trauer weicht weltlicher Sinnlichkeit. Nach dem fulminanten Schluss reagiert das Publikum mit frenetischem Beifall.