KINO: «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer»: Mit Volldampf ins Abenteuer

«Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» überzeugt in der Verfilmung durch fantasievollen Look und ein gutaufgelegtes Schauspielerensemble.

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Begeistern: Henning Baum (links) und Solomon Gordon in den Hauptrollen. (Bild: Warner Bros.)

Begeistern: Henning Baum (links) und Solomon Gordon in den Hauptrollen. (Bild: Warner Bros.)

Wer kennt sie nicht, Michael Endes 1960 erschienene Geschichte von Jim Knopf, der als Baby irrtümlich auf der Insel Lummerland landet und von der Ladenbesitzerin Frau Waas aufgezogen wird? Weil Lummerland winzig ist, Jim aber je grösser er wird, immer mehr Platz braucht, beschliesst König Alfons, den Bahnbetrieb auf der Insel einzustellen. Das aber passt Lokomotivführer Lukas nicht. Er baut die Dampflokomotive Emma zu einem Schiff um und verlässt Lummerland zusammen mit Jim, dem er so etwas wie ein Vater geworden ist.

Lok, Mann und Knabe durchqueren auf ihrer Reise fantastische Landschaften und fremde Länder, sie begegnen Menschen von unterschiedlichem Herkommen, aber auch märchenhaften Gestalten. Sie retten sich aus Pannen und brenzligen Situationen, befreien schliesslich eine Schar Kinder aus den Fängen der strengen Frau Mahlzahn: einer hageren Drachendame, welche die Kinder in die Kunst der Mathematik einführt, wenn es sein muss mit Prügeln. Zum Schluss kehren Emma, Lukas und Jim mit einer schwimmenden Insel im Schlepptau zurück nach Lummerland.

Geschichte ist immer noch topaktuell

«Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» ist Michael Endes bekanntestes Kinderbuch. Tatsächlich ist die parabelhafte Geschichte noch heute topaktuell, diese Geschichte um den Knaben mit dunkler Hautfarbe, der auf einer von Weissen bewohnten Insel landet und dadurch eine Übervölkerungs-Problematik schafft. Regisseur Dennis Gansel («Die Welle», «Mechanic: Resurrection»), 1973 geboren, ist mit ihr grossgeworden. Ihre Verfilmung war ihm eine Herzensangelegenheit, für sie scheute er keinen Aufwand: «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» – nicht etwa ein Trick-, sondern ein Realspielfilm – wurde zu Teilen zwar in den Filmstudios Babelsberg Potsdam und Bavaria München realisiert, für die Aussendrehs aber reiste man nach Südafrika und Australien. Es lohnte sich. Denn auch wenn der Film sich ein bisschen zu eng an die Buchvorlage hält und deshalb etwas episodenhaft wirkt, ist er im Look herrlich fantasievoll – und fantastisch anzuschauen. Meine Lieblingsszenen sind die Begegnung mit dem Scheinriesen Tur Tur und der Einzug in die Wimmelwelt von Mandala.

Hinzu kommt – angeführt von Solomon Gordon (Jim) und Henning Baum (Lukas) – ein überaus spielfreudiges Ensemble, in dem sich neben anderen grosse Namen wie Milan Perschel, Rick Kavanian, Uwe Ochsenknecht und Michael Bully Herbig finden. «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» ist ein märchenhaftes Abenteuervergnügen für die ganze Familie; insbesondere natürlich für Eisenbähnler.

Irene Genhart