Der britische Musiker Robbie Williams begeisterte gestern im Letzigrund in Zürich das Publikum. Auch mit musikalischer Hilfe seines Vaters.
Michael Graber
Alles startet mit «God Bless Our Robbie». Eine Off-Stimme preist die vielen Seiten von Robbie Williams. Auch die schlechten. Die Drogen und der Alkohol hätten ihn schon zu Boden gebracht, aber Robbie ist wie ein Boxer – er steht immer wieder auf. Rück- und Niederschläge scheinen den Mann nur stärker zu machen.
«Welcome to the Heavy Entertainment Show» singt er zur Eröffnung vor dem fast vollen Letzigrund. Viel war im Vorfeld gespottet worden, dass Robbie selber etwas «heavy» geworden sei. Naja, schlanker ist er nicht geworden, aber das ist mindestens maximal egal. Geblieben ist er vor allem der «heavy Entertainer». Kaum ein anderer beherrscht die Posen so sicher wie er. Da macht es auch nichts – oder zumindest nur wenig –, dass das musikalisch oft nur an der Oberfläche bleibt. Robbie ist Show. Eine Robbie-«fuckin’»-Williams-Show, wie er selber gleich sagt.
Töne treffen ist da nicht so schampar wichtig – bei «Millennium» etwa ist die ganze Sache manchmal etwas gar schief. Aber in diesem Unperfekten liegt viel vom Reiz des 43-Jährigen. Und wenn das nicht reicht, sind da noch zahlreiche Tänzerinnen, die die aktuelle Bademode an Knappheit zu unterbieten versuchen. Bei «Rudebox» entsteht vor lauter Bikini so einer der seltenen Momente, in denen diese Show tatsächlich etwas plump wirkt. Das hat dieser Robbie eigentlich gar nicht nötig. Denkt man und schaut trotzdem hin. Und dann, als es abzudriften droht, kommt Robbies Papa, Pete Conway, für «Sweet Caroline» auf die Bühne. Und Williams gelingt das Kunststück, dass dies nicht peinlich, sondern irgendwie rührend wirkt. Es gibt auch tatsächlich dümmere Familienaktivitäten. Es singen beide etwas neben den Tönen, aber das passiert sogar bei den musikalischsten Familien manchmal.
Besonders gut ist Robbie Williams an diesem Abend immer, wenn er seine Hits abfeuert. «Rock DJ» ist grossartig, «Let Me Entertain You» zu Beginn auch. Das sind Lieder, die genau für eine solche Stadionstimmung wie gestern im Letzigrund geschrieben wurden. Da stehen alle auf, sogar die auf den bequemen Ledersesseln.
Und als man schon denkt, dass dieser Mann die Zwischentöne vor lauter Party vergessen hat, haut er «She’s the One» raus. Am Schluss singt das Publikum im Chor, und der Übergang zu «Angels» war nur rührend. Das ist eben genau «heavy Entertainment» – einige Raketen im Nachthimmel inklusive.
Williams ist auch einer der wenigen, die den Schritt von der Boygroup zum dauerhaften Star geschafft haben. Als er zum Schluss noch einmal ein Medley seiner Hits anstimmt, wird einem klar, wieso: Der Mann ist ein wunderbarer Entertainer. Und wenn er dann noch zweimal seine Unterhosen unter dem Rock hervorblitzen lässt, bringt er auch 2017 noch Frauen zum Kreischen – sie sind mit ihm allerdings älter geworden.
Mit «My Way» beschliesst er sein Set in Zürich, und das passt. Kaum ein anderer Popstar ist so konsequent seinen Weg gegangen. Mit vielen Widerständen. Viele, die darüber gelacht haben, sind heute von der Bildfläche verschwunden. Robbie Williams ist immer noch da. Den bringt man so leicht nicht weg.