Konzert
Studierende spannten mit einem Dozenten zusammen, jetzt gibt's das erste Album

MingBauSet laden im Neubad zur Albumtaufe. Zum Auftakt des Konzerts gibt es eine Videoarbeit zum Titelstück. Der Rest ist freie Improvisation.

Pirmin Bossart
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Das Trio MingBauSet: Schlagzeuger Gerry Hemingway, Sängerin Vera Baumann und Gitarrist Florestan Berset.

Das Trio MingBauSet: Schlagzeuger Gerry Hemingway, Sängerin Vera Baumann und Gitarrist Florestan Berset.

Bild: PD

Der Bandname «MingBauSet» ist eine Wortschöpfung aus den Namen der zwei Musiker und der Musikerin: Schlagzeuger Gerry Hemingway, Sängerin Vera Baumann und Gitarrist Florestan Berset. Das Trio arbeitet seit 2018 zusammen. Jetzt liegt ihr Début­album «Yakut’s Gallop» vor: Es lässt hören, wie spannend und stringent frei improvisierte Musik sein kann.

Die Qualität des Albums kommt nicht von ungefähr: Das Trio hat sich Zeit gelassen, um in regelmässiger Probearbeit eine eigene Sprache herauszuschälen. Entstanden ist die Band aus einem Master-Workshop an der Hochschule Luzern – Musik, an dem die Studierenden mit einem Dozenten zusammenspannen und ihre eigenen Ideen entwickeln können.

Gitarrist Florestan Berset wählte für diesen Prozess den Schlagzeuger Gerry Hemingway. Der international gefragte US-Musiker (BassDrumBone, Anthony Braxton Quartet) unterrichtet seit 2009 an der Hochschule Luzern. Regelmässig ist er auch mit einheimischen Bands zu hören (Tree Ear mit Sebastian Strinning und Manuel Troller, Trio mit Christoph Erb und Magda Mayas).

Musik, die sich nicht in ­Aktionismus flüchtet

Berset, der sowohl das Kompositorische wie das Improvisierte liebt, ist auch an der lyrischen Sprache von Poeten wie Rimbaud und Baudelaire interessiert. «Deshalb wollte ich Vera Baumann dabeihaben», sagt er. «Sie ist eine Sängerin, die offen und bereit ist, sich auf Sprache einzulassen und mit der Stimme zu improvisieren.» Nach dem Abschlusskonzert des Workshops machte das Trio weiter, weil der Prozess Früchte trug.

Man spürt bei dieser Musik, dass sie sich nicht in Aktionismus flüchtet, sondern aus einer gelassenen Ruhe heraus stringent und dynamisch wird.

«Wir kreieren zusammen einen Ort, sind dort und entdecken erstaunliche Dinge.»

So hat Vera Baumann den musikalischen Prozess erfahren. 2021 ist das Trio mit der selektiven Produktionsförderung des Kantons Luzern ausgezeichnet worden.

In einem Kollektiv geht es darum, dass alle extrem gut aufeinander hören und ihre Rolle finden. Daraus kann im besten Falle eine erkennbare Band­ästhetik entstehen. Für den erfahrenen Gerry Hemingway ist MingBauSet ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, einfach Zeit zu haben:

«Man muss nicht etwas Bestimmtes wollen oder nicht wollen, sondern die Musik zulassen, die entsteht, wenn alle intensiv dabei sind.»

Für die Plattentaufe hat die junge Filmemacherin Cassandra Schurtenberger zum Titeltrack eine visuelle Arbeit gemacht. Der Rest des Konzertabends ist freie Improvisation. Getauft wird, was entsteht: die Musik.

Samstag, 29. Januar, 21.00, Pool, ­Neubad, Luzern. Mehr Infos hier.